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Furor

Furor

Titel: Furor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C. Schulte von Drach
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Daten etwas.«
    »Hm. Übrigens, während ihr Computerspionage betrieben habt, habe ich nachgedacht«, sagte Sareah. »Damit du sobald wie möglich aus dieser Geschichte herauskommst, sollten wir versuchen, die Aktion der IS/STA in Peru aufzudecken und einen Zusammenhang mit dem Mord an deinem Vater herzustellen. Dann müssen wir seine Forschungsergebnisse vielleicht gar nicht preisgeben.«
    »Aufdecken? Du meinst, in der Zeitung?«
    Sareah schwieg eine Weile. »Die IS/STA ist eine Abteilung des Nachrichtendienstes, und das bedeutet möglicherweise, dass die Sache bis in die höchsten Regierungskreise geht. Ich möchte wetten, dass ein paar Leute im Verteidigungsministerium oder im Innenministerium Bescheid wissen, was die treiben. Pass auf, ich kenne einige einflussreiche Leute, die auf unserer Seite stehen.«
    Auf unserer Seite, dachte Sebastian. Das klingt so absurd nach diesen verrückten Verschwörungstheorien, die seit dem 11. September 2001 kursierten. Andererseits – war die Geschichte, in der er steckte, nicht auch völlig absurd? Er musste sich zusammennehmen, einen kühlen Kopf bewahren.
    Sareah riss ihn aus seinen Gedanken und schlug vor, sich in einem chinesischen Restaurant in Haidhausen zu treffen. Dort würde sie in einer Stunde mit einem Bekannten auf ihn warten.
    Auf seine Frage, wer der Typ sei, antwortete sie nicht. Statt dessen sagte sie: »Pass auf, dass dir niemand folgt!« Sebastian stutzte kurz – ja klar, gut möglich.
    Wieder fragte er sich, wieso sie sich so gut auskannte, und warum ihr persönlicher Hass auf Dietz und seine Abteilung so groß war. Aber eigentlich wusste er es ja schon. Sie hatte bereits seit langem einen Blick hinter die Kulissen geworfen. Ihm dagegen dämmerte erst langsam, was vor sich ging. Dies hier war die Realität. Eine Scheiß-Realität.

27. April, Nachmittag
    Als er die Telefonzelle verließ, hörte er einen Hubschrauber ganz in der Nähe. Der Helikopter stand hoch über der Liebfrauenkirche in der Luft. Als Sebastian nach oben schaute, stolperte er beinahe über einen alten Mann, der quer auf demBoden vor der Zelle lag und schnarchte. Als Sebastian sich umdrehte, sah er eine große Gruppe Penner und Punks. Das war keine Demonstration. Die Leute hatten sich wahrscheinlich hier eingefunden, weil man sie woanders verjagt hatte. Lange würden sie auch nicht auf dem Marienplatz bleiben, dachte Sebastian. Er konnte in einiger Entfernung die weißen Helme der Bereitschaftspolizisten leuchten sehen. Er bückte sich und zog den Alten auf die Füße.
    »Hören Sie, es wäre besser, wenn Sie hier verschwinden. Da vorn kommen die Freunde und Helfer.«
    Er zeigte in Richtung Kaufingerstraße. In der Fußgängerzone wichen die Passanten der Phalanx der Polizisten hastig aus. Der Alte kniff die Augen zusammen und starrte hinüber. Dann sah er verwundert in Sebastians Gesicht und verschwand.
    Sebastian wollte gerade in Richtung U-Bahn verschwinden, als auch unter dem Torbogen des Alten Rathauses weiße Helme auftauchten. Die Punks wichen zurück. Alle Straßen, die auf den Marienplatz mündeten, waren plötzlich durch Einsatzkräfte blockiert. Ein bedrohliches Trommeln erfüllte die Luft – die Polizisten schlugen mit ihren Schlagstöcken rhythmisch auf ihre Schilder.
    Die Passanten drängten sich in Hauseingänge und Geschäfte. Sebastian fand sich mit einigen anderen gegen die Panzerglasscheibe eines Schmuckgeschäftes gedrückt. Einer der Punks wurde von zwei Polizisten gepackt und fortgezogen. Sebastian kämpfte sich durch die Menschenmasse. Er wollte sehen, was auf dem Marienplatz geschah. Es war das erste Mal in eine solche Polizeiaktion geraten. In der Zeitung war immer von »innerstädtischen Säuberungen« die Rede, wenn die Einsatzkräfte Punks und Penner aus den Fußgängerzonen vertrieben. Dass das so gewaltsam vonstatten ging, damit hatte er nicht gerechnet. Die Punks lagen neben- und übereinander aufdem Pflaster und versuchten, den Schlagstöcken zu entgehen. Vielen von ihnen lief Blut von den Augenbrauen, aus Nasenlöchern und Mündern. Sebastian sah, wie ein Polizist den Schlagstock in seinen Stiefel steckte und vor dem Fischbrunnen auf ein junges Mädchen einzutreten begann.
    Er spürte, wie ihn heißer Zorn überkam. Scheißbullen. Diese Gewalt war doch völlig sinnlos. Dieses Bullenpack war nicht besser als die Schweine, die es auch auf ihn abgesehen hatten. Plötzlich sah er Rot und stürzte sich auf den Polizisten, riss ihm den Knüppel aus dem Stiefel

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