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Furor

Furor

Titel: Furor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C. Schulte von Drach
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Tufts University in ›Science‹ veröffentlicht hatte. Allerdings hatte Altmann irgendwann begonnen, sich für Politik zu interessieren, und die Zahl seiner wissenschaftlichen Veröffentlichungen nahm stetig ab. Die Fotos, die seine Veröffentlichungen begleiteten, zeigten stets einen erheblich jüngeren Mann.
    »Schön, wenn du Professor Altmann kennst. Du weißt wahrscheinlich, dass er einige Zeit für das Gesundheitsministerium gearbeitet hat. Zwischenzeitlich war er auch Staatssekretärim Bundesministerium für Bildung und Forschung.« Sareahs Wangen glühten.
    »Inzwischen habe ich mich allerdings mehr oder weniger zur Ruhe gesetzt, bemühe mich, ein Steven Jay Gould für die Hirnforschung zu werden, und lasse mich rufen, wenn ich gebraucht werde.« Altmann zog das Jackett aus und lockerte die Hosenträger, die darunter zum Vorschein kamen. Das Hemd, das er trug, war zwar nicht neu, aber von zeitloser Eleganz. Altmann nahm die Brille ab und rieb sich die Augen. »Ich bin einmal Ihrem Vater begegnet. Das ist schon eine ganze Weile her. Ein hervorragender Wissenschaftler.« Er blickte Sebastian nachdenklich an. »Es tut mir sehr Leid, was ihm zugestoßen ist.«
    »Sebastian, du kannst Professor Altmann vollkommen vertrauen. Erzähl ihm alles. Und dann erzählt dir Herr Altmann ebenfalls eine Geschichte.« Sie blickte zu Altmann hinüber. »Aber erst mal bestell ich uns was, ja?«
    An der Theke diskutierte Sareah eine Weile mit dem Koch, offenbar stritten sie sich leise. Als sie sich wieder zu ihnen setzte, erklärte sie: »Der Koch hier würzt die Peking-Ente falsch. Er ist in Deutschland geboren und weiß von chinesischer Küche so viel wie ich vom Aufbau des menschlichen Gehirns.« Sie lächelte. Von der Theke hatte sie drei Gläser chinesischen Pflaumenwein mitgebracht und nippte an ihrem Getränk. Sebastian starrte gebannt in das Aquarium neben sich und spürte, wie Altmann ihn musterte. Der große Glaskasten, in dem bunte Kampffische schwammen, teilte den Raum in zwei Hälften. Die Beleuchtung des Aquariums und die roten Lampions an der Decke tauchten den Raum in gedämpftes Licht.
    »Sebastian, wo bist du denn?« Sareah holte ihn mit einem Kuss aus seinen Gedanken. Er nahm einen Schluck von seinem Pflaumenwein. Dann begann er zu erzählen.
    Altmann unterbrach ihn kein einziges Mal. Die Peking-Entewurde gebracht, und sie aßen schweigend. Danach fuhr Sebastian fort. Als er von Peru berichtete, huschte ein Schatten über Altmanns Gesicht. »Wann war das?«, fragte er.
    »Laut Tagebuch 1981.«
    Christof Altmann nickte. »Da waren sie noch ganz schön dreist.«
    Sebastian sah ihn fragend an, doch Altmann wollte erst Sebastians Geschichte zu Ende hören. Danach saßen sie eine ganze Weile schweigend am Tisch.
    Sareah winkte den Kellner herbei und bestellte Tee. Sie sah Altmann sorgenvoll an. »Was meinen Sie?«
    Altmann schüttelte den Kopf. Dann richtete er sich auf.
    »Es ist so lange her. Aber aufgehört hat es nie.«
    »Nein«, antwortete Sareah. »Und deshalb muss man sie stoppen.«
    Altmann nickte. »Also, Sebastian. Ich darf Sie Sebastian nennen? Es gibt da etwas, das Sie wissen müssen.« Er seufzte und blickte sich um. Der Kellner kam und brachte grünen Tee. Sebastian warf ein Stück Kandiszucker hinein und hörte, wie er in der heißen Flüssigkeit knackte.
    »Haben Sie jemals von einem Projekt namens MKULTRA gehört?«, fragte Altmann.
    »Klingt wie Area 51 oder Majestic 12«, fand Sebastian. »Irgendwas aus den X-Akten.«
    Christof Altmann lachte leise. »Anders als diese mysteriösen X-Akten des FBI gibt es diese Unterlagen der Regierungsbehörde CIA, die mit dem sehr realen Projekt MKULTRA zu tun haben, wirklich. Seit den siebziger Jahren veröffentlicht, der US-Senat hat sich damit beschäftigt. Wir reden hier also von der Realität.« Er rührte in seiner Teetasse. Dann sah er Sebastian in die Augen. »Sie können alles, was ich Ihnen erzähle, nachlesen. In der ›New York Times‹ zum Beispiel oder in einem Buch von John Marks.«
    Sebastian nickte. Er spürte, dass er dem Alten vertrauen konnte. Altmann war kein Spinner.
    »Die Geschichte von MKULTRA beginnt 1950. Damals kämpften UN-Truppen unter dem Kommando der USA in Korea, und man hörte bei der CIA davon, dass die Chinesen, die die Nordkoreaner unterstützten, ihre Gefangenen einer Gehirnwäsche unterzogen. Das hat die CIA natürlich interessiert. Die Behörde startete damals ein Programm namens BLUEBIRD, das sich ebenfalls mit

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