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Furor

Furor

Titel: Furor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C. Schulte von Drach
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fragte Sebastian plötzlich.
    »Aus meiner Zeit in der Wissenschaftsredaktion der ›Rundschau‹. Ich habe ihn schon öfter interviewt – allerdings nicht zum Thema IS/STA, darüber spricht er nicht in der Öffentlichkeit. Aber irgendwann hat er mal was rausgelassen, und seitdem bin ich dran an dieser spannenden Sache.«
    »›Spannende Sache‹ nennst du das? Meine Güte, ich stecke da in einer Riesenscheiße!«
    »Entschuldige, Sebastian. Das weiß ich ja. Und ich habe genausoviel Angst wie du.«
    Sebastian schlang seine Arme um sie. »Entschuldige. Und versprich mir, dass wir uns morgen sehen.« Sareah nickte und gab ihm zum Abschied einen Kuss auf die Nasenspitze.
    Sebastian nahm die Straßenbahn nach Hause.
    In seinem Kopf herrschte perfektes Durcheinander. Es dauerte eine Weile, bis er wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Schließlich überlegte er sich, wie er herausfinden könnte, was seine Gegenspieler wohl als Nächstes planten. Sicher vermuteten sie inzwischen, dass er die Daten seines Vaters gefunden hatte, mit deren Hilfe sich die Erinnerungen lebender Menschen aufzeichnen ließen. Sie hatten sich das Tagebuch geholt, aber darin war ja nichts zu finden, was ihnen weiterhelfen konnte. Wieso hatten sie es eigentlich erst so spät geholt? Vermutlich hatten sie nicht damit gerechnet, dass es so schwierig sein würde, an die Daten zu kommen. Sie waren sich ihrer Sache zu sicher gewesen. Sie konnten sonst alles erreichen und im Zweifel alles ausbügeln und vertuschen, was schief ging, nicht wahr? Vielleicht waren sie einfach zu arrogant, um sich vorstellen zu können, wie viel er inzwischen über sie wusste. Aber andererseits . . . Wieder kroch die Angst in ihm hoch, dassjetzt gerade irgendwo jemand die Entscheidung traf, seinem Leben besser ein Ende zu setzen.
    Sebastian war sich plötzlich ganz sicher: Er würde die technischen Daten zerstören. Zumindest würde es der IS/STA oder der CIA – oder wer immer hinter Christian Raabe hergewesen war – nicht mehr gelingen, an dessen Wissen zu gelangen. Und dann wäre der Tod seines Vaters vielleicht nicht ganz vergeblich gewesen.
    Morgen, dachte er, morgen werde ich das tun. Und vielleicht . . . vielleicht würde Professor Altmann morgen schon gute Nachrichten für ihn haben. Zumindest hatte der Alte ihm ein klein wenig Hoffnung gegeben.

28. April, Morgen
    Sebastian stieg die Treppe hinauf zur Chefetage. Er fühlte sich wie vor einer Klausur. Zwar hatte man gelernt und geübt wie ein Verrückter, aber möglicherweise kam diese eine Frage, auf die man nicht gefasst war. Doch wenn es endlich soweit war, dann war da immer diese Erleichterung – selbst wenn sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten: Man hatte endlich Gewissheit.
    Sebastian musste die Aufzeichnungen seines Vaters zerstören – er wollte es jetzt hinter sich bringen, ein für allemal. Er wusste, dass damit nicht alle Probleme aus der Welt wären. Aber er klammerte sich an den Gedanken, dass dieser Akt der Vernichtung etwas beendete, das sein Vater begonnen hatte. Ganz so, wie der es sich gewünscht hatte.
    Zuvor aber musste er noch einmal mit Frank Wallroth sprechen. Er hatte lange nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass Wallroth und sein Vater gleichermaßen betrogen worden sein mussten. Und er fühlte sich verpflichtet, demFreund seines verstorbenen Vaters von dem Verdacht zu erzählen.
    Er klopfte an dessen Tür und trat ein. Wallroth stand vor dem Regal und blätterte hektisch in einem Buch. Er sah Sebastian an, lächelte und forderte ihn auf, sich zu setzen.
    »Und wie geht es dir heute?«, fragte er.
    Sebastian schüttelte den Kopf. »Verwirrt.« Er setzte sich in einen der Ledersessel, die Wallroths Büro erheblich gemütlicher machten als alle anderen Büros im Institut.
    »Ich . . . ich muss dich etwas fragen.« Er schaute zu Wallroth auf.
    Wallroth zog die Augenbrauen hoch. »Ja? Raus damit.«
    »Kannst du dir vorstellen . . . Ich meine, ist es möglich . . .« Er stockte.
    Wallroth ließ ihm Zeit.
    »Kann es sein, dass die Versuche, die ihr in Peru gemacht habt, diese Versuche, die so fürchterlich schief gegangen sind . . ., dass die manipuliert worden sind?«
    Wallroth runzelte die Stirn, öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Er setzte sich.
    »Könnte einer eurer Kollegen . . ., Steadman zum Beispiel, könnte der heimlich die Versuche manipuliert haben, um Substanzen zu testen, die das Verhalten von Menschen gezielt verändern?«, fuhr Sebastian

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