Fußball-Alarm
Briefbogen auseinander. »Also, hiermit verlese ich das Testament. Das Testament also: ›Ich, Otto Kautzer, erkläre bei klarem Verstand und freiem Willen mein Testament: Im Falle meines Ablebens vererbe ich all meine Besitztümer in Europa dem IFF – dem Internationalen Förderverein des Fußballs. Diese Besitztümer haben einen Gesamtwert von ca. zwölf Millionen Euro.‹« Onkel Titus klappte die Kinnlade herunter.
»› All meine Besitztümer in den USA hingegen gehen an Titus Jonas, wohnhaft in Rocky Beach. ‹« Bob hielt es nicht mehr aus: »Nun sagen Sie schon, was er alles geerbt hat!«
»Nur die Ruhe – das kommt ja jetzt. Kommt jetzt sozusagen: › Zum einen erbt er das Gelände, auf dem sich sein jetziger Schrottplatz befindet. Titus Jonas hat es von meiner Gesellschaft gepachtet. Wahrscheinlich weiß er gar nicht, dass er mir schon seit jeher die jährliche Pacht zahlt. ‹« Onkel Titus kratzte sich nervös am Hals. »Es stimmt: Das Gelände habe ich nur gepachtet – also gemietet. Ich zahle die Pacht an die OK Immobi-lien-Incorporation.« Justus knetete die Unterlippe.
»OK? Na klar: Das heißt Otto Kautzer!«
»Du hast Recht. Aber was will der von mir? Otto führt mit diesem Testament etwas im Schilde. Lesen Sie weiter, Mister Mulligan!« »Gut. Weiter. Also weiter: › Zum anderen erbt Titus Jonas den EFC Rocky Beach. ‹«
»EFC Rocky Beach?«, unterbrach jetzt Peter.
»Was ist das denn nun schon wieder?« Der Notar blickte in seine Unterlagen. »Das ist die Abkürzung für: Erster Fußballclub Rocky Beach.«
»Ein Fußballverein?«, riefen alle gleichzeitig.
»Genau. Ein richtiger Verein. Mit Namensurkunde, Eintrag ins Vereinsregister und einem Vereinsvermögen von – warten Sie – von zwei Dollar und vierzig Cents, sozusagen.« Onkel Titus schüttelte verärgert den Kopf. »So ein Spinner! Hören Sie, Mister Mulligan: Den Verein kann er behalten – das Grundstück nehme ich natürlich an.« Doch der Notar blickte wieder in seine Unterlagen. »Tut mir Leid, so einfach hat es Ihnen der Verstorbene nicht gemacht. Das Erbe des Grundstücks ist an eine Bedingung geknüpft. Also geknüpft.« Für einen kurzen Moment war es still im Raum.
»Die Bedingung lautet: › Titus Jonas wird das Grundstück nur erben, wenn er innerhalb von sechs Tagen mit dem EFC Rocky Beach siegreich aus einem Fußballturnier gegen eine Stadtauswahl hervorgeht. Das Turnier muss von ihm organisiert werden und nur die alten Mitspieler des EFC dürfen gemäß der Satzung antreten. Gewonnen hat die Mannschaft, die in zwei Spielen die meisten Tore schießt. Verliert der EFC, dann ist der Pachtvertrag gekündigt und das Grundstück von Titus Jonas wird meistbietend verkauft. Das Geld wird unter den Spielern der Gewinnermannschaft aufgeteilt. So, mein lieber Titus, das ist meine Rache an dich. Den Tag, als du uns den Sieg verdorben hast, habe ich nie vergessen. Leb wohl, du blöder Sack! ‹«
Der dicke Otto
Mit diesen Worten legte der Notar das Testament auf den Schreibtisch. »Äh, und was heißt das jetzt genau?«, fragte Onkel Titus verunsichert. »Nun, das will ich Ihnen sagen. Also sagen sozusagen: Sie müssen mit dem EFC ein Fußballturnier auf die Beine stellen und gewinnen. Falls Sie verlieren, dann wird Ihr Grundstück verkauft.«
»Aber so viel Geld für den Kauf bekomme ich doch niemals zusammen!«
»Tja, dann wird sich wohl ein anderer dort niederlassen. Tut mir Leid, aber so steht es im Testament. Sollten Sie das Testament nicht annehmen, wird der Pachtvertrag sofort gekündigt. Gekündigt, ja.« Kraftlos sank Onkel Titus in den Sessel. »Also gewinnen oder das Haus verlassen.« Jetzt erst wurde Justus bewusst, was das alles bedeutete. »Moment, wir sollen wegziehen?« Seine beiden Freunde waren genauso entsetzt.
»Ja, das heißt es wohl. Kommt, wir fahren nach Hause. Ich muss die Sache erst einmal verdauen.« Der Notar gab ihm noch einen Stapel Unterlagen mit. »Ich wünsche Ihnen viel Glück, Mister Jonas. Das wird anscheinend das Spiel Ihres Lebens. Ihres Lebens sozusagen.« Auf der Rückfahrt sagte keiner ein Wort. Als alle wenig später wieder den Schrottplatz erreichten, hatte der Baggerführer gerade eine Pause eingelegt. Er saß auf einem alten Heizkessel und aß Butterbrote. Fast der halbe Platz war leer geräumt. Mit hängendem Kopf berichtete Onkel Titus die ganze Geschichte seiner Frau. »Tja, so ist es, Mathilda. Wir haben keine andere Wahl. Wir
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