Fußballschule am Meer Bd. 3 - Im Alleingang
zu einem spöttischen Grinsen. Nur kurz zwar, aber doch lange genug, dass Filip es sehen konnte. Wütend und mit einem wilden Schrei wollte er sich auf Finn stürzen. Doch Luca und Brit gingen gerade noch rechtzeitig dazwischen. Luca packte Filip von hinten an den Armen und hielt ihn fest, während Brit sich schützend vor Finn stellte.
«Sag mal, spinnst du?», herrschte sie Filip an.
«Wieso ich denn?», schimpfte der zurück.
«Weil du dich vielleicht vollkommen umsonst aufregst», sagte Luca.
«Vielleicht aber auch nicht …!»
«Warum stellst du Finn deine Hausaufgaben überhaupt erst zur Verfügung,wenn du jetzt so einen Aufstand machst?», fragte Brit.
«Kann ich denn ahnen, dass er so doof ist und die Fehler mit abschreibt?», sagte Filip.
«Finn ist nicht doof», zischte Brit scharf. Dann beruhigte sie sich ein wenig und sagte mit etwas sanfterer Stimme: «Es geht für Finn eben um sehr viel!»
«Ach, und für mich nicht, oder was?», entgegnete Filip schroff. «Echt, ihr seid vielleicht Freunde!»
Er befreite sich aus Lucas Umklammerung, schob Brit zur Seite und marschierte allein zum Eingang des Schulgebäudes.
«So ein Spinner», sagte Brit.
«Ich weiß nicht», sagte Dani. «Ich glaube, ich hätte an seiner Stelle genauso gehandelt. Herrn Dittmer kann man nicht betrügen. Der hat alle Hausaufgaben in seinem Hirn abgespeichert, die jemals ein Schüler gemacht hat.»
«Stimmt», sagte Finn. «Und was soll ich jetzt tun?»
«Das musst du wissen», meinte Dani kühl. «Aber wenn du erwischt wirst, ist Filip mit Sicherheit die längste Zeit dein Freund gewesen. Und wie die anderen ‹Pappnasen› dann reagieren, weiß ich auch nicht …»
«Ich schon», sagte Brit und sah Finn an. «Ich will, dass du gegen die Bremer mitspielst.»
«Ich auch», stimmte Luca zu.
«Ich auch», sagte Finn, und die drei lachten gelöst, genau wie Josh, Charly und Julia. Nur in Danis Gesicht spiegelte sich eine dunkle Vorahnung.
Wenige Minuten später war es auch mit der Lockerheit der anderen vorbei! Herr Dittmer betrat den Klassenraum, und unter den «Pappnasen» herrschte plötzlich Anspannung. Josh kritzelte auf dem Tisch herum, ohne es zu merken, Brit knabberte nervös an ihren Fingernägeln, und Filip starrte zu Boden und hatte seine Hände gefaltet. Er schien zu beten.
Finn ging auf Puddingbeinen nach vorne und legte dem Lehrer das Hausaufgabenheft auf den Tisch. Natürlich hatte er die erste Seite mit den neuen Aufgaben aufgeschlagen, wo er keinen einzigen Fehler gemacht hatte.
Der Mathelehrer überflog die Aufgaben nur.
«Schön, schön», sagte er. «Und wo sind die Aufgaben von vorgestern?»
Obwohl Finn sich alle Mühe gab, ruhig zu bleiben, konnte er doch nicht verhindern, dass seine Finger auf einmal zitterten, als er Herrn Dittmer das Heft abnahm und die Seite mit den alten Aufgaben aufschlug.
«Hmm, hmm, so so …», murmelte der Lehrer, der sich diesmal richtig Zeit ließ, um alle Aufgaben in Ruhe anzuschauen. Die Sekunden wurden zu Ewigkeiten, zumindest für Finn und die anderen «Pappnasen».
Schließlich klappte Herr Dittmer das Heft aber zu und hielt es Finn entgegen. Finn griff zu, doch der Lehrer hielt das Heft noch einen Augenblick fest. Dabei sah er Finn über den Rand seiner Brille tief in die Augen.
Finn hielt den Blick nicht aus und senkte den Kopf.
In diesem Moment ließ der Lehrer das Heft los.
«Setz dich», sagte er streng.
Finn nickte. Er war den Tränen nahe, und in seinem Unterleib wurde es plötzlich ganz heiß. Finn hatte das Gefühl, ganz dringend pinkeln zu müssen, aber er traute sich nicht, Herrn Dittmer um Erlaubnis zu fragen. Mit zusammengekniffenen Beinen und dem sicheren Wissen, dass der Lehrer ihn durchschaut hatte, schlich Finn zurück zu seinem Platz. Er setzte sich neben Luca und wagte nicht, Herrn Dittmer anzuschauen.
Der Mathelehrer schwieg. Fast eine Minute lang sagte er nichts. In der Klasse wurde es schon unruhig, da setzte Herr Dittmer sich plötzlich auf den Rand seines Tisches. Er nahm die Brille ab, klappte die Bügel zusammen und fuhr sich über die Augen. Dann ließ er seinen Blick über die Schüler schweifen.
«Niemand muss mein Unterrichtsfach mögen», sagte er. «Ich erwarte auch nicht, dass ihr mich mögt. Aber ich erwarte Respekt und Ehrlichkeit!»
Herr Dittmer räusperte sich, und Finn musste schlucken. Er warf einen kurzen Seitenblick hinüber zu Filip, doch der hatte sich auf seinem Platz ganz klein gemacht, als wollte er
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