Fußballschule am Meer Bd. 3 - Im Alleingang
kriegen?»
«Wenn ich meine Hausaufgaben wieder nicht abgebe …»
«Dann mach sie doch», sagte Luca. «Du hast jetzt Zeit dafür.»
Aber keine Lust, dachte Finn. Doch das sagte er natürlich nicht. Stattdessen schüttelte er den Kopf.
«Um halb drei kommt Frau Mikelsen und gibt mir Nachhilfe. Um vier haben wir Training. Danach will ich noch etwas für meine Muskeln tun, dann gibt es Abendessen, hinterher treffen wir uns im Billardzimmer – und zack, schon ist der Tag wieder rum!»
«Dann frag doch Frau Mikelsen, ob sie dir bei den Hausaufgaben hilft», schlug Luca vor. «Das wäre doch auch so eine Art ‹Nachhilfe›.»
«He, gute Idee!» Finns Augen leuchteten, als er seine Schulsachen zusammenpackte. Luca sah ihn irritiert an.
«Und was machst du, wenn sie dir nicht hilft?», gab er zu bedenken.
«Dann frage ich Filip, ob ich noch einmal bei ihm abschreiben darf!»
«Filip? Bist du lebensmüde?!»
«He, das war ein Scherz», sagte Finn.
Lucas Frage war damit allerdings noch nicht beantwortet. Wie auch. Finn hatte keine Ahnung. Es durfte eben nicht schiefgehen, Frau Mikelsen musste ihm einfach helfen!
Knapp eine Viertelstunde später hatte Finn ein Problem.
«Nein», sagte Frau Mikelsen nämlich, die nicht nur seine Klassenlehrerin war und in Deutsch unterrichtete, sondern auch noch einmal in der Woche in die Fußballschule kam, um ihm Nachhilfe zu geben. «Hilfe bei den Hausaufgaben kannst du jeden Tag in der Schule bekommen. Nach der Mittagspause, bei der Hausaufgabenhilfe.»
«Aber dann ist der Bus weg», entgegnete Finn. «Wie soll ich nach Hause kommen?»
«Willst du nun lernen oder nicht?», fragte die Lehrerin, und weil Finn nicht sofort begeistert «Ja!» schrie, hielt sie ihm erst einmal einen langen Vortrag darüber, wie wichtig das Lernen war. Gerade für die Bewohner der Fußballschule. Schließlich konnte nicht jeder am Ende tatsächlich ein Profi werden. Bei manchen reichten vielleicht die fußballerischen Fähigkeiten nicht aus, andere konnten im Laufe der langen Ausbildung die Lustverlieren oder plötzlich ganz andere Ziele für sich entdecken. Und schließlich war der FC Norderdünen auch nicht der einzige Verein mit einer Fußballschule. Jedes Jahr wurden überall auf der Welt viele neue Talente entdeckt, aber nur die Besten würden sich wirklich durchsetzen und den erhofften Vertrag bei einem Profiklub bekommen.
«Und das gilt nur für die Jungs», sagte Frau Mikelsen.
Finn nickte. Er hatte mal einen Artikel über die Situation des Frauenfußballs im Internet gelesen. Für die Mädchen war alles noch viel problematischer, solange es kaum echte Frauen-Profiligen gab. Die Gehälter in der deutschen Frauen-Fußballbundesliga waren nicht gerade üppig. Die Top-Spielerinnen hatten vielleicht eine Chance, in den USA oder in Schweden zu kicken, aber reich wurden sie dort mit Sicherheit auch nicht. Deshalb war für alle Mädchen genau wie für die vielen Jungs, die den Sprung in den Profifußball nicht schaffen würden, ein gutes Zeugnis enorm wichtig, um nach der Schule wenigstens einen Ausbildungsplatz in einem anderen Beruf ergattern zu können.
«Davon mal ganz abgesehen», sagte Frau Mikelsen, «könnte es auch denen, die am Ende das Fußballspielen tatsächlich zu ihrem Beruf machen, natürlich nicht schaden, nicht allzu doof über die Fußballplätze dieser Welt zu laufen!»
Aber damit war sie bei Finn natürlich an den Falschen geraten. Er wollte gleich ein paar Fußballersprüche aufsagen,um zu beweisen, dass er jede Menge dummer Fußballerspieler kannte, die trotzdem sehr erfolgreich waren. Doch die Lehrerin wollte keinen einzigen Spruch hören und ließ sich auch nicht überreden, ihm doch noch bei den Hausaufgaben zu helfen. Stattdessen musste Finn den Deutschtest aus seiner Schultasche holen, den er wie erwartet gründlich versemmelt hatte.
Frau Mikelsen gab sich wirklich Mühe und erklärte ihm bei jedem einzelnen Fehler, was er falsch gemacht hatte. Doch Finn hörte kaum zu. Die Worte der Lehrerin rauschten durch seinen Kopf, als ob der hohl wäre!
Als Frau Mikelsen über eine Stunde später die Nachhilfe beendete, hatte Finn keinen Schimmer, warum er für den Deutschtest eine Fünf bekommen hätte, wenn er benotet worden wäre. Außerdem hatte er immer noch keine Hausaufgaben gemacht, und bis zum Beginn des Trainings waren es nur noch wenige Minuten!
Finn lief in sein Zimmer, warf die Schultasche in die Ecke, sprang in seine Sportsachen, zog auf dem Balkon
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