Fußballschule am Meer Bd. 3 - Im Alleingang
war sehr nett gewesen und hatte offenbar ganz genau gespürt, dass Finn Trost gebraucht hatte. Ihre Hand zu spüren hatte ihm wirklich gutgetan. Trotzdem …
«Alte Leute zu pflegen, das wäre nichts für mich», sagte er entschieden. «Ich will Fußballspieler werden! Deshalb verstehe ich auch nicht, was der Blödsinn soll. Wozu brauchen wir ein Partner-Altersheim? Oder kommenda die Spieler für unsere neueste Mannschaft her? Die U 100?!»
Einige lachten, auch Luca. Doch die anderen «Pappnasen» reagierten eher verhalten.
«Sei nicht so fies!», sagte Brit. «Wir sollen die alten Leute doch nicht pflegen. Das dürfen wir gar nicht. Wir sollen sie besuchen, ihnen etwas erzählen, zuhören, mit ihnen spazieren gehen oder etwas vorlesen. Und wenn du unbedingt willst, kannst du mit einigen bestimmt auch Fußball spielen!»
«Okay, okay», gab Finn nach, denn er bekam deutlich mit, dass ihm einige von den «Pappnasen» noch nicht wieder so freundlich gesinnt waren, wie er gedacht hatte. Offenbar hatte nur Luca ihm wirklich verziehen – die anderen hatten nur seine Entschuldigung angenommen! Dass es da offenbar einen Unterschied gab, hatte Finn inzwischen begriffen, und ihm war auch klar geworden, dass er noch eine Menge tun musste, bevor zwischen ihm und den anderen «Pappnasen» wirklich alles wieder in Ordnung war. Aber das bewahrte ihn leider nicht davor, gleich den nächsten Fehler zu begehen.
«Was hat denn dieses soziale Dings mit der komischen Bücherei da zu tun?», fragte er.
In der Zwischenzeit hatten die Fußballschüler nämlich den tatsächlich nicht sehr weiten Weg geschafft und standen vor der Gemeindebibliothek, einem kleinen flachen hellgelben Gebäude mit einer dunklen Tür, die jedoch noch geschlossen war.
«Die können ganz bestimmt auch Hilfe gebrauchen», meinte Sarah.
«Du könntest nachmittags den kleinen Kindern etwas vorlesen», schlug Julia vor.
«Ich hasse kleine Kinder», sagte Finn.
«Du könntest die Bücher für die Senioren in Krabbensiel abholen und wieder zurückbringen», sagte Filip.
«Sehe ich aus wie eine Fahrbücherei?», lachte Finn.
«Es ist doch gut zu wissen, dass es hier eine Bibliothek gibt und was man sich alles ausleihen kann», meinte Brit. «Ich lese gern!»
«Ich nicht», sagten Finn und Luca wie aus einem Mund. Die beiden Jungs sahen sich an und grinsten.
«Stimmt», sagte Julia. «Bei euch im Zimmer gibt es kein einziges Buch!»
«Nur Schulbücher», sagte Luca. «Und das ist auch gut so. Bücher nerven.»
«Ihr nervt!», sagte Julia.
Kurze Zeit später kamen die Bibliothekarin und auch Frau Mikelsen, um mit den Fußballschülern eine Führung durch die Gemeindebibliothek zu machen.
«Muss ich da wirklich mit reingehen?», fragte Finn die Klassenlehrerin.
«Gerade dir würde es guttun», meinte Frau Mikelsen. «Es gibt in der Bibliothek viele interessante Sachen zu entdecken, nicht nur Bücher. Aber ich kann dich natürlich nicht zwingen. Wenn du wirklich nicht mitkommen willst, kannst du auch hier draußen warten.»
Finn nickte und sah Luca an.
«Bleibst du auch draußen?»
Luca schaute zu Julia, die ihm einen eindeutigen Blick zurückschickte.
«Ich glaube, es ist besser, wenn ich mit reingehe», sagte Luca. «Wer weiß, vielleicht ist es ja wirklich interessant.»
Er rümpfte die Nase, lachte und klatschte Finn ab, als hätte der einen Sieg errungen. Dabei fühlte Finn sich überhaupt nicht wie ein Sieger! Als er sah, wie seine Freunde und alle Mitschüler die Gemeindebibliothek betraten und sich hinter ihnen die Tür schloss, wäre er am liebsten hinterhergelaufen! Wenn Luca nur ein Wort gesagt und ihn nicht abgeklatscht hätte oder wenn Brit ihn genauso auffordernd angesehen hätte wie Julia seinen Freund und Bruder Luca, wäre er sofort mitgegangen. Aber so stand Finn jetzt ganz allein draußen vor der Tür und hatte keine Ahnung, warum.
Leider fand er nicht den Mut, seine Bedenken zu überwinden und den anderen doch noch zu folgen. Wahrscheinlich hätte niemand etwas gesagt, und wenn doch, dann wohl eher etwas Positives. Aber Finn konnte nicht. Er hätte sich wie ein Verlierer gefühlt. Also stand er lieber ganz allein im Freien vor der Bibliothek und machte nichts anderes, als darauf zu warten, dass die anderen wieder herauskamen. Zum Glück regnete es nicht auch noch!
Die Führung durch die Gemeindebibliothek dauerte nur etwas mehr als eine Stunde, doch Finn kam es so vor, als sei eine halbe Ewigkeit vergangen, bevor die
Weitere Kostenlose Bücher