Fußballschule am Meer Bd. 3 - Im Alleingang
anderen sieben «Pappnasen» wie jeden Abend in den Billardraum zurückzogen, ging Finn in sein Zimmer, wo er sich jedoch nicht sofort auf seine Schultasche stürzte, sondern den Computer startete. Ihm war klar, dass er die Hausaufgaben niemals alleine schaffen würde. Und er hatte auch nicht vor, all das zu lernen, was er wissen müsste, wenn er die Hausaufgaben wirklich selber machen wollte. Dafür war sein Interesse an Mathe und den anderen Schulfächern einfach viel zu gering.
Finn öffnete die Suchmaschine, gab «Hausaufgabenhilfe 7. Klasse Mathe» ein und drückte auf Enter.
Es dauerte nicht mal eine halbe Sekunde, dann hatte die Suchmaschine über eine halbe Million Treffer gefunden.Finn blätterte sich durch die vielen Seiten. Ab und zu klickte er einen Link an und war überrascht, wie viele außer ihm keine Ahnung von Mathe hatten und deshalb nach Hilfe im Internet suchten. Doch es dauerte eine ganze Weile, bevor Finn genau das fand, wonach er gesucht hatte.
Keine Zeit? Keine Lust? Keine Ahnung? – Kein Problem! Ich mache deine Hausaufgaben gern. Nur gegen Vorkasse.
Na also, dachte Finn zufrieden. Im Internet gibt es wirklich nichts, was es nicht gibt!
Er schickte dem Anbieter eine E-Mail , in der er kurz sein Problem schilderte und nach den genauen Kosten fragte. Wobei das Thema «Geld» für Finn im Grunde keine Rolle spielte. Seine Mutter schrieb ihm regelmäßig Briefe, denen sie immer einen oder mehrere Scheine beilegte. Da Finn in Norderdünersiel so gut wie nichts ausgeben konnte, sparte er das Geld. Für Notfälle. Im Moment befand er sich eindeutig in einer Notfallsituation, das konnte ja wohl niemand ernsthaft bestreiten!
Finn fuhr den Computer wieder herunter, nachdem er sich noch schnell vergewissert hatte, dass es auf seiner Lieblingsseite immer noch keine neuen Fußballersprüche gab, und legte sich sehr zufrieden und optimistisch ins Bett. Seine Zukunft in der Fußballschule am Meer war gesichert!
Trotzdem konnte Finn nicht einschlafen. Als Luca über eine Stunde später ganz leise ins Zimmer kam, lag er immer noch wach. Er wollte sich schlafend stellen, doch das hielt er nicht lang durch. Luca stieß im Dunkelnnämlich gegen ein Hindernis, und Finn schreckte hoch. Er hatte Angst, dass es sich bei dem Hindernis um Lucas Schultasche handeln könnte, die womöglich umgefallen war und deren ganzer Inhalt nun verstreut auf dem Fußboden lag. Luca würde beim Einräumen sofort merken, dass das Hausaufgabenheft verschwunden war!
«Hab ich dich geweckt?», fragte Luca und machte das Licht auf seinem Schreibtisch an.
Finn schaute um die Ecke und stellte erleichtert fest, dass die Schultasche immer noch an ihrem Platz stand.
«Was ist passiert?», fragte er und versuchte, schläfrig zu klingen.
«Nichts», sagte Luca. «Schlaf weiter.»
«Gleich», sagte Finn. «Wie war’s denn?»
«Wie immer», sagte Luca. «Ach so, wir haben beschlossen, vier Leute aus unserer Klasse zu fragen, ob sie bei uns mitspielen wollen. Zwei Jungs und zwei Mädchen.»
«Echt?», fragte Finn, und er konnte nicht verhindern, dass schon wieder die Angst in ihm hochkroch. Hoffentlich wollten die anderen ihn nicht doch noch loswerden!
«Sarah und Antonia und David und Alex.»
Finn atmete auf. Von denen spielte keiner auf seinem Posten.
«Sind die denn gut genug?»
«Das wollen wir morgen im Sportunterricht und am Wochenende herausfinden. Wir haben doch am Samstag das Testspiel in Krabbensiel, da wollen wir sie beobachten.»
«Okay», sagte Finn und gähnte.
«Schlaf schön», sagte Luca.
«Du auch», sagte Finn und wartete, bis Luca wieder aus dem Bad kam, das Licht löschte und sich ebenfalls ins Bett legte.
«Du?», fragte er dann.
«Ja?»
«Bist du eigentlich noch mein Bruder?»
«Na klar», sagte Luca. «Da, wo ich herkomme, halten Brüder ein Leben lang zusammen. Du müsstest schon richtig Scheiße bauen, bevor ich auf dich wütend werde.»
«Was denn?», fragte Finn. «Nur so, zum Beispiel.»
Luca antwortete nicht.
«Schläfst du schon?», fragte Finn.
«Wie denn?», fragte Luca.
«Darf ich dich noch etwas fragen?»
«Und was?»
«Bist du jetzt eigentlich mit Julia zusammen oder nicht?»
Luca schwieg wieder nur.
«Luca? Sag doch mal!»
Stille.
«Luca?!»
Plötzlich hörte Finn nackte Füße über den Fußboden schleichen, und eine Zehntelsekunde später flog erst Lucas Kissen in sein Gesicht und dann Luca selbst auf seinen Bauch. Die beiden Jungs rangen miteinander und lieferten sich
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