Fußballschule am Meer Bd. 3 - Im Alleingang
Türendlich wieder geöffnet wurde. Er unterdrückte das Bedürfnis, auf die anderen zuzulaufen und sie zu fragen, wie es gewesen war. Das wäre echt peinlich gewesen, und höchstwahrscheinlich hätte er darauf sowieso nur eine Antwort bekommen, die er gar nicht hören wollte. Ihm blieb also nichts anderes übrig, als an seinem Platz stehen zu bleiben, ein undurchdringliches Gesicht zu machen und so zu tun, als wäre es das Obercoolste, ganz allein eine Stunde vor der Gemeindebibliothek gestanden zu haben.
Natürlich kaufte ihm das niemand ab, und auch seine Hoffnung, dass Luca die Führung durch die Bücherei doof gefunden und Finn somit wenigstens nichts verpasst hatte, erfüllte sich nicht. Ganz im Gegenteil.
«Das war echt nicht schlecht», fing sein Freund nämlich sofort zu schwärmen an. «Die haben wirklich tolle Sachen zum Ausleihen, auch CDs und DVDs und sogar einige Nintendo-Spiele.»
«Ach, übrigens!», rief Filip und hielt zwei Plastikboxen hoch, die er sich offenbar ausgeliehen hatte. «Ich will meine Spielekonsole zurückhaben.»
«Ich geb sie dir nachher, wenn wir wieder zu Hause sind», sagte Finn. «Die Akkus sind aber leer!»
«Das habe ich mir schon gedacht», sagte Filip, und Finn fragte sich, warum Filip zu ihm eigentlich schon wieder so zickig war. Es war doch vollkommen normal, dass Akkus leer wurden, wenn man sie benutzte. Und es war überhaupt kein Problem, sie wieder aufzuladen!
«Das musst du verstehen», sagte Luca. «Die sind haltalle immer noch ein bisschen sauer auf dich, und Filip ganz besonders. Du darfst dir im Moment nicht den kleinsten Fehler erlauben. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn du eben mitgekommen wärst. Solche Unternehmungen stärken ja auch das Gemeinschaftsgefühl.»
Na toll, dachte Finn. Und wer versteht mich? Missmutig marschierte er neben Luca die Straße entlang, die in Richtung Schlossschule führte.
«Wohin gehen wir eigentlich?», fragte er, nachdem sie mindestens einen Kilometer zurückgelegt hatten.
«Zur Schule.»
«Nicht in diesen Kindergarten?»
«Nein, das klappt erst nächste Woche», sagte Luca. «Wir gehen zur Schule und haben noch Sport.»
Schade, dachte Finn. Obwohl er sich für behinderte Kinder genauso wenig interessierte wie für Bücher, hatte er sich gerade ganz fest vorgenommen, sich den Kindergarten auf alle Fälle mit anzuschauen. Er musste die «Pappnasen» einfach davon überzeugen, dass er nicht so war, wie sie offensichtlich dachten. Aber vier Stunden Sport waren natürlich auch nicht schlecht!
Als sie an der Schule ankamen, hatten sie noch ein paar Minuten Pause. Die «Pappnasen» zogen sich in ihre Ecke hinter den ehemaligen Stallungen zurück, um vor dem Sportunterricht noch etwas zu besprechen.
«Wir beobachten also Sarah, Antonia, David und Alex», erinnerte Dani die anderen daran, was sie am Abend im Billardraum abgemacht hatten. «Du weißt Bescheid, Finn?»
«Ich habe es ihm erzählt», sagte Luca.
«Gut.» Dani nickte zufrieden. «Nach dem Unterricht stimmen wir ab, wen wir in unserer Mannschaft dabeihaben wollen.»
«Was ist mit Dennis?», fragte Josh, der mal wieder an alles dachte. «Er gehört zur Mannschaft dazu, ob wir das nun wollen oder nicht. Also muss er auch mitentscheiden dürfen.»
Alle «Pappnasen» verzogen ihr Gesicht, aber Dani stimmte Josh zu. «Du hast recht, Josh», sagte sie und schaute in die Runde. «Wer redet freiwillig mit Dennis?»
«Ich», bot sich Charly an. «Er ist zwar ein Idiot, aber immerhin auch ein Junge. Und ich finde, er sieht gar nicht mal so übel aus!»
Die anderen stöhnten.
«Keine Sorge», sagte Charly und lachte. «Ich nehme auch nicht jeden. Außerdem glaube ich, dass er gar nicht auf mich steht.»
«Das kann doch nicht sein!», rief Luca übertrieben empört. «Hat der keine Augen im Kopf?»
«Ja, ich verstehe das auch nicht», ging Charly auf das Spiel ein. «Vielleicht muss ich bei ihm meine Qualitäten noch deutlicher einsetzen!»
Sie schob ihren Oberkörper nach vorn, sodass ihr Busen noch besser zur Geltung kam.
«Das wird ihn überzeugen», sagte Luca mit einem lüsternen Ton in der Stimme und schrie einen Augenblick später auf, weil Julia ihm prompt eine verpasst hatte.
«Nicht gucken und erst recht nicht anfassen!», drohte sie ihm.
«Ich hoffe, dass wir gegen Werder gewinnen», sagte Luca seufzend.
Es dauerte ein paar Augenblicke, bis Julia begriff, wie er das gemeint hatte. Doch da war es bereits zu spät, um noch zu reagieren. Luca
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