Fußballschule am Meer Bd. 4 - Volles Risiko
das nicht … spannend?», traute er sich zu fragen.
«Doch», gab Brit zu. «Die Männer sahen wirklich nicht schlecht aus. Leider waren sie nur so kurz zu sehen!»
Finn spürte einen Stich, irgendwo zwischen seinem Magen und dem Herzen. Natürlich durfte Brit sich die nackten Männer ansehen. Er schaute sich ja auch die Frauen an. Aber er wollte nicht, dass ihr die Männer gefielen. Und wenn, dann sollte sie es wenigstens nicht sagen! Andererseits hatte er wohl ebenfalls mehr als deutlich gezeigt, dass ihm die nackten Frauen gefielen. Auch ohne es auszusprechen.Vielleicht hatte Brit dabei ja einen ähnlichen Stich verspürt wie er?!
«Im Slip oder nackt?», fragte eine der beiden Frauen und riss Finn damit aus seinen Gedanken.
«Nackt», sagte die andere. «Sonst sind die beiden enttäuscht.»
Finn bekam einen Schreck. Bis er endlich begriffen hatte, dass mit «die beiden» gar nicht er und Brit gemeint waren, sondern die Männer, hatten die beiden Frauen längst ihre Slips ausgezogen und waren in der Dunkelheit verschwunden.
Finn war froh darüber. Er hatte sich plötzlich nicht mehr wohl dabei gefühlt, fremde Menschen beim Auskleiden heimlich zu beobachten. Auch wenn er und Brit es nicht absichtlich getan hatten.
«Was ist?», fragte Brit, als die vier im Wasser waren. «Wollen wir?»
«Wie?», machte Finn. «Willst du auch baden?»
«He, keine schlechte Idee!», meinte Brit, und ihre sowieso schon tiefe Stimme wurde noch ein bisschen rauer. «Aber eigentlich wollte ich nach Hause. Die Gelegenheit ist gerade günstig.»
Finn atmete erleichtert auf. Er mochte Brit und konnte sich vorstellen, jede Menge Blödsinn mit ihr anzustellen. Aber nicht mehr an diesem Abend!
Die beiden befreiten sich aus ihrem Versteck und gingen schnell nach Hause. Als sie im ersten Stockwerk angekommen waren, wo alle U1 3-Kicker wohnten, packte Finn Brit plötzlich am Arm.
«He!», beschwerte sie sich und fuhr herum. Die beiden stießen mit den Oberkörpern zusammen, ihre Gesichter waren auf einmal nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt. Finn wusste nicht, wie ihm geschah. Alles in ihm war in Aufruhr, in seinem Kopf und dem Bauch herrschte ein heilloses Durcheinander. Es war ein wunderbares Gefühl, und für einen Augenblick dachte Finn daran, Brit einfach in den Arm zu nehmen und sie zu küssen! Er wollte es, unbedingt, und er war ganz knapp davor, es tatsächlich zu tun! Aber dann traute er sich doch nicht.
Finn machte einen Schritt zurück und vermied es, Brit anzuschauen.
«Ist was?», fragte sie.
«Ich finde, wir sollten niemandem erzählen, was wir heute Abend erlebt haben», sagte er leise. «Auch Luca und Dani nicht.»
«Und warum nicht?», fragte Brit. «Ist es dir peinlich?»
Finn lachte.
«Quatsch! Ich möchte es nicht, weil es
unser
Erlebnis ist. Dieser Abend gehört irgendwie nur uns. Äh – verstehst du, was ich meine?»
Brit strahlte.
«Und ob», sagte sie, beugte sich vor und gab ihm einen vorsichtigen, zärtlichen Kuss auf die Wange.
«Wow», machte Finn. Dann ging er in sein Zimmer, zog sich aus und kuschelte sich in sein Bett. Die Müdigkeit meldete sich sofort, und Finn war froh darüber. Er wollte endlich schlafen. Schlafen und träumen …
Im Vergleich zum turbulenten Montag geschah am Dienstag nicht besonders viel. Finn versuchte nach dem Mittagessen herauszufinden, in welches Krankenhaus Oma Möller gebracht worden war, doch er bekam keine Auskunft.Den Professor erreichte er auch nicht. Dani entschuldigte sich beim Abendessen bei ihren Mitspielern für den Ausraster vom Montag und erklärte, dass sie auch nicht wissen würde, warum sie im Moment so merkwürdig drauf wäre. Die anderen sollten sie am besten einfach in Ruhe lassen, sie würde Bescheid sagen, wenn sie wieder normal wäre. Bei dem Pokalspiel am Mittwoch auf Norderney wollte sie aber in jedem Fall dabei sein.
Sogar der Billardraum blieb den zweiten Abend nacheinander verwaist. Wenn man Manni Brenneisen glaubte – und es gab keinen Grund, es nicht zu tun –, war dieser Abend der ruhigste seit der Eröffnung der Fußballschule am Meer!
Der Mittwochmorgen in der Schlossschule verlief ebenfalls noch unspektakulär. Es war schon fast unheimlich, wie die berüchtigte Ruhe vor dem Sturm. Und der Sturm sollte dann auch tatsächlich kommen. Sogar in doppelter Hinsicht!
Beim Mittagessen war davon allerdings noch nichts zu spüren. Harmonisch saßen die «Pappnasen» zusammen und freuten sich auf das Spiel gegen
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