Fußballschule am Meer Bd. 4 - Volles Risiko
Eintracht Norderney, bei dem sie natürlich die Favoriten waren – ohne den Gegner zu unterschätzen! Nach dem Essen konnten sich die Kicker noch eine halbe Stunde ausruhen, bevor sie sich mit Pitt Fischer, ihrem Trainer, auf dem Parkplatz vor dem Haupteingang des Fußballinternats trafen, um von Manni mit dem Vereinsbus zum Fähranleger nach Norddeich gebracht zu werden.
Die Überfahrt nach Norderney dauerte normalerweiseeine knappe Stunde. Der Weg vom Hafen zum Stadion der Eintracht war auch nicht weit. Mit ein bisschen Übung konnte man vom Oberdeck der Fähre direkt bis in den Anstoßkreis spucken! Wenn die «Pappnasen» wie geplant die Fähre um 15 : 00 Uhr erreichten, sollten sie es also eigentlich ganz locker schaffen und pünktlich zum Anpfiff um 16 : 45 Uhr auf dem Platz stehen.
Sie schafften es auch, allerdings nur ganz knapp! Schon auf der kurzen Fahrt zur Hafenmole konnten die Fußballschüler beobachten, wie sich der Himmel veränderte. Dunkle Wolken zogen auf, und der Wind wurde stärker. Als Antonia am Parkplatz in Norddeich-Mole als Erste ausstieg, wurde sie beinahe weggeweht!
«Wollt ihr wirklich mit der Fähre fahren?», fragte der Trainer mit einem Blick auf die Nordsee, die immer unruhiger wurde. «Ich kann das Spiel noch absagen.»
«Nein, nicht absagen!», rief Luca.
«Wir haben uns schon so auf das Spiel gefreut», sagte Julia.
«Es fällt ja nicht aus, sondern wird nur verschoben», unternahm Pitt Fischer einen letzten Versuch, die Spieler zu überzeugen, doch lieber am Festland zu bleiben.
Die Kicker waren nicht zu überzeugen. Vielleicht wenn der Trainer offen und ehrlich gesagt hätte, dass er eine echte Landratte war, der selbst bei Windstärke 0 auf einem Schiff kotzübel wurde – vielleicht hätten sie ihn dann in Norddeich zurückgelassen und wären allein nach Norderney gefahren. Aber auf gar keinen Fall hätten sie ganz auf das Spiel verzichtet.
Und das war ein Fehler. In den Nachrichten im Radio wurde später von Windstärke 6 – 7 berichtet! Auf dem offenen Meer türmen sich bei einem so starken Wind hohe Wellen auf, deren Kämme brechen, und überall entstehen weiße Schaumteppiche. Die Route nach Norderney war dank der vorgelagerten ostfriesischen Inseln zwar etwas geschützt, aber die Fähre kam trotzdem ziemlich übel ins Rollen.
Für den Trainer machte es keinen Unterschied, ob die See spiegelglatt war oder das Schiff von meterhohen Wellen hin und her geworfen wurde – er hing in jedem Fall über der Reling. Die «Pappnasen» hielten sich jedoch alle für seefest, nachdem sie gleich in der ersten Woche nach der Eröffnung der Fußballschule schon einmal unfallfreimit der Fähre nach Norderney und zurück gefahren waren. Allerdings nicht bei so starken Böen! Der Kotzfaktor in den Innenräumen der Fähre war entsprechend hoch.
Nur wenige Passagiere machten es richtig und gingen nach draußen, an die frische Luft. Finn, Luca, Brit, Josh und Julia gehörten dazu. Der Rest der «Pappnasen» blieb zusammen mit ihrem Trainer und vielen anderen Fahrgästen unter Deck, wo es bereits ziemlich säuerlich roch. Dieser Geruch war so widerlich, dass nun auch diejenigen Probleme mit ihrem Magen bekamen, die eigentlich gar nicht seekrank waren. Als sich die ersten von ihnen das Mittagessen noch einmal durch den Kopf gehen ließen, folgten die anderen automatisch, und alle Übrigen, die sich vorher schon mal übergeben hatten, reiherten mit Begeisterung ein zweites Mal. Sie gaben wirklich alles!
Zum Glück überstanden alle mehr oder weniger lebendig die Überfahrt, die allerdings wesentlich länger gedauert hatte als normalerweise. Es war bereits kurz vor halb fünf, als die Fähre im Hafen von Norderney festmachte.
«Und jetzt?», fragte Finn, als sich er, die anderen vier echten Seebären, sieben Halbtote und ein Fast-Toter, nämlich ihr Trainer, auf dem Parkplatz in der Nähe des Anlegers versammelt hatten.
«Vielleicht fällt das Spiel ja aus», sagte Pitt Fischer. Sein Gesicht war immer noch grün. «Wegen dem Sturm.»
«Wegen des Sturmes!», sagte Brit reflexartig. Sie konnte es nicht ertragen, wenn jemand falsches Deutsch sprach, und musste denjenigen sofort verbessern. Egal, wen sie vor sich hatte und wie krank er sich gerade fühlte.
«Welcher Sturm?», fragte Julia, und das war durchaus doppeldeutig gemeint. Sich zu übergeben ist nicht nur unangenehm für einen selbst und die nähere Umgebung, sondern auch sehr anstrengend. Nur fünf
Weitere Kostenlose Bücher