Fußballschule am Meer Bd. 4 - Volles Risiko
Ich will nicht, dass sie stirbt!»
Brit schwieg eine ganze Weile.
«Hast du denn sonst niemanden, mit dem du reden kannst?», fragte sie dann.
«Nein. Nicht so wie mit Oma Möller!»
«Und was hast du früher gemacht? Du hast sie doch erst vor kurzem kennengelernt, als die Bewohner des Altenstifts bei uns zu Besuch waren, oder?»
«Na und? Seitdem habe ich mehr geredet als in den ganzen zwölf Jahren zuvor. Zu Hause hat sich niemand dafür interessiert, was ich denke oder wie es mir geht!»
«Sind deine Eltern echt so schlimm?», fragte Brit leise.
«Ach, meine Mutter ist eigentlich ganz in Ordnung. War sie jedenfalls, bis die Zwillinge geboren wurden. Seitdem hat sie auch keine Zeit mehr für mich.»
«Und dein Vater?»
«Der kann mich nicht leiden. Egal, was ich gemacht habe, er hat mich immer nur angeschrien und niedergemacht. – Na, du wirst ihn ja bald kennenlernen.»
«Du hast keine Lust auf den ‹Tag der offenen Tür›, was?», fragte Brit.
«Ein ‹offenes Bein› wäre mir lieber», sagte Finn, obwohl er keine Ahnung hatte, was ein «offenes Bein» überhaupt war.
«Vielleicht wird es ja ganz anders, als du befürchtest», meinte Brit. «Wir brauchen nur eine richtig gute Idee. Was ganz Tolles, womit du deinen Vater beeindrucken kannst.»
«Dann dürfen wir aber nicht gegen die Hamburger Klasse spielen», sagte Finn. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass es meinen Vater beeindruckt, wenn plötzlich die Mädchen auf mich zeigen und schreien: Da ist der Spanner!»
Brit lachte.
«Du bist echt lustig», sagte sie mit einer ganz besonderen Stimme, und Finn vergaß die Angst vor der Begegnung mit seinem Vater und war einen Moment lang glücklich.
«Außerdem hat Luca irgendwelche Probleme mit denen», sagte er, als der Moment wieder vorbei war, und berichtete Brit von seiner Begegnung mit der Hamburger Klasse an der Brücke über den Kanal.
«Du sollst Luca von diesem Marcel grüßen?», fragte Brit überrascht. «Dann … dann kennen die sich!»
«Ja klar», sagte Finn. «Ich habe nur keine Ahnung, wieso und weshalb und was Luca mit denen …»
«Pssst!», unterbrach Brit ihn plötzlich und flüsterte betont leise: «Die Glühwürmchen!»
Finn schaute sich um, so gut das in dem engen Strandkorbmöglich war. Tatsächlich, die Lichter waren deutlich näher gekommen. Es waren nur vier, und es waren eindeutig keine Glühwürmchen, sondern Fackeln.
«Das ist aber nicht die Hamburger Klasse», flüsterte er zurück.
«Nein, das sind Erwachsene», meinte Brit.
«Und was machen wir jetzt?», fragte Finn. Schließlich waren sie nicht mehr in Gefahr.
«Abwarten», sagte Brit trotzdem.
Finn war sich nicht sicher, ob die Idee wirklich so gut war, und seine Zweifel wurden prompt bestätigt. Denn die vier Erwachsenen – zwei Männer und zwei Frauen, die ungefähr Ende 20 waren – blieben plötzlich genau vor dem Strandkorb stehen, in dem er und Brit sich versteckten. Keine zehn Meter entfernt!
«Wollen wir noch eine Runde schwimmen, bevor wir zurückgehen?», schlug einer der beiden Männer vor.
«Wir haben aber keine Handtücher dabei», gab eine der Frauen zu bedenken.
«Und keine Badesachen», sagte die andere.
«Es ist stockdunkel, und hier ist weit und breit außer uns kein Mensch, der dir was weggucken könnte», entgegnete der erste Mann.
Brit lachte leise. «Wenn der wüsste …», flüsterte sie.
«Und das Hotel ist nur ein paar Meter entfernt», fuhr der andere Mann fort. «Wir ziehen hinterher nur schnell die Hosen und die T-Shirts über und sind in einer Minute im Hotel, wo wir uns abduschen können. Also, was ist mit euch?»
Er rammte seine Fackel in den Sand und begann sich auszuziehen. Die anderen drei zögerten einen Augenblick, aber dann folgten sie seinem Beispiel.
Dank der vier Fackeln konnten Finn und Brit alles ganz genau sehen! Die beiden Männer rissen sich die Kleider vom Leib, waren innerhalb weniger Sekunden nackt und liefen hinunter zum Wasser. Die beiden Frauen ließen sich dagegen mehr Zeit. Jedes Kleidungsstück, das sie auszogen, legten sie ordentlich zusammen. Doch schließlich hatten beide nur noch ihre Slips an. Winzige schwarze Tangas!
Finn schluckte. Brit stieß ihm mit dem Ellenbogen in die Seite.
«He, vergiss nicht zu atmen!», flüsterte sie und kicherte leise.
Finn fühlte sich ertappt. Eigentlich war das schon wieder so eine Situation, die ihm extrem peinlich sein müsste. Aber dafür war er im Moment viel zu aufgeregt.
«Findest du
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