Fußballschule am Meer Bd. 4 - Volles Risiko
jetzt? Eigentlich haben wir gewonnen, weil ihr zu spät gekommen seid.»
«Das ist ja nicht unsere Schuld», sagte Finn.
«Für solche Fälle gibt es bestimmt eine Sonderregelung», mischte sich der Schiedsrichter ein. «Ich wäre bereit, das Spiel wie geplant durchzuführen.»
«Na gut», gab die Trainerin sichtlich enttäuscht nach. «Aber dann müssen wir sofort anfangen. Nach unserem Spiel soll noch eine weitere Begegnung stattfinden.»
«Na ja, wenn es nicht anders geht», sagte Finn und musste sich sehr zusammenreißen, um nicht laut loszuprusten. Auf dem Weg zum Stadion hatten sich die «Pappnasen» nämlich nicht nur, so gut es ging, schon mal aufgewärmt, sondern auch noch darüber nachgedacht, wie sie vertuschen könnten, dass es ihnen nicht besonders gutging. Doch niemandem war etwas Gescheites eingefallen, weil dieser Umstand einfach nicht zu vertuschen war.
Josh hatte schließlich die entscheidende Idee gehabt.
«Wenn wir sie schon nicht davon überzeugen können, dass es uns allen bessergeht, als wir aussehen, dann sollen sie halt glauben, dass es uns allen noch viel schlechter geht!»
Nicht jeder verstand sofort, worauf er mit seinem Vorschlag hinauswollte.
«Sie sollen uns unterschätzen», erklärte er. «Vielleicht werden sie überheblich und machen Fehler, wenn sie glauben, dass uns allen zu übel ist, um Fußball zu spielen.»
Von diesem Moment an litten sie plötzlich doppelt so schlimm wie vorher, und am schlechtesten ging es den fünf Spielern, denen in Wirklichkeit gar nichts fehlte. Luca ging sogar zu Boden und schleppte sich in Zeitlupe über den Gehweg, wobei er so schrecklich stöhnte, als würde er den nächsten Meter nicht überleben!
Die «Pappnasen» lachten sich schlapp, und da Lachen bekanntlich gesund ist, fühlten sich die meisten schon wieder etwas besser, als sie am Stadion von Eintracht Norderney angekommen waren. Aber das sollten die Gegner ja nicht wissen!
Der Trick gelang. In den ersten Spielminuten taten alle so, als hätten sie weiche Knie und Angst vor jeder Berührung des Balles. Die Fortunen fielen darauf rein und glaubten, mit den geschwächten «Pappnasen» leichtes Spiel zu haben. Alle stürmten blind nach vorn, um den FC Norderdünen von der ersten Spielminute an unter Druck zu setzen. Selbst der Torhüter stand mindestens 30 Meter vor seinem Gehäuse.
Diese Chance ließ Luca sich nicht entgehen! Er nahm seiner Gegenspielerin den Ball ab, dribbelte noch ein paar Meter bis zur Mittellinie und zog dann ab. Er hatte ganz genau gezielt. Über den Torwart hinweg senkte sich der Ball zum 1 : 0 für die «Pappnasen» in das leere Tor!
Luca riss aus Begeisterung über seinen Kunstschuss die Arme hoch. Doch als er sah, dass die anderen sich mit demJubeln zurückhielten und lieber noch ein bisschen weiter so tun wollten, als ginge es ihnen nicht gut, presste er sich schnell eine Hand auf den Bauch und hielt sich die andere vor den Mund. Dabei tat er so, als müsste er sich übergeben.
«Geht’s?», fragte seine Gegenspielerin mitfühlend.
«Die Überfahrt war furchtbar», klagte Luca.
«Aber dafür war dein Tor eben super», sagte die Fortuna-Spielerin beeindruckt.
«Ach, das war doch nur Glück», wehrte Luca ab und hielt sich beide Hände vor das Gesicht. Für die Gegnerin musste es so aussehen, als würde es ihm nicht gutgehen. Aber Finn, der in der Nähe stand und die Szene beobachtete, wusste genau, dass Luca nur sein breites Grinsen verbergen wollte.
Die Fortuna hatte Anstoß, und das Spiel der «Pappnasen» ging unverändert weiter. Bei jedem Schuss zuckten sie zusammen, nach jedem Laufduell schienen sie vor Schwäche fast zusammenzubrechen. Die Fortunaspieler hatten aus dem Gegentreffer nichts gelernt. Sie glaubten immer noch, auf einen körperlich geschwächten Gegner zu treffen, und reagierten mit noch wütenderen Angriffen.
Damit war der Plan der «Pappnasen» aufgegangen, und sie schlugen erbarmungslos zu. Das 2 : 0 fiel, nachdem die Fortunen wieder einmal viel zu stürmisch auf das gegnerische Tor zugerannt waren und jede Chance auf den Ausgleich schon an der Strafraumgrenze vergeben hatten. Julia passte auf, eroberte den Ball und spielte ihn zuBrit. Die Mittelfeldspielerin sah, dass wieder alle Fortunen mit aufgerückt waren und sie freie Bahn hatte. Sie wollte schon zu einem kraftvollen Solo ansetzen, als ihr gerade noch rechtzeitig einfiel, dass ihr dann niemand mehr die von einer Seekrankheit geschwächte Spielerin
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