Fußfall
ein gutes Interview in Aussicht und hab die Dame sogar zu einem Glas hierher eingeladen. Dann hab ich dich gesehen und mich von Miss Henrietta Crisp von der Vereinigung der Geschäftsfrauen und Freiberuflerinnen abgeseilt. Sie hat vor Staunen den Mund nicht mehr zugekriegt.«
»Du kannst ja wieder zu ihr gehen.«
»Kann ich.« Er rührte sich nicht.
Der Teufel soll dich holen, Roger Brooks! Eigentlich müßte ich jetzt sofort aufstehen und hier rausgehen …
»Du hast mir gefehlt«, sagte er.
»Wer’s glaubt. Dreimal in fünfzehn Jahren …«
»Hab ich eine Wahl? Du hast dich ja nicht scheiden lassen, und wenn Ed in der Nähe ist, willst du mich nicht mal aus hundert Metern Entfernung sehen. Was sollte ich denn tun?«
»Ja.« Das alte Gefühl kehrte wieder, Erregung und Vorfreude . Geh jetzt sofort nach Hause! Aber sie blieb.
Was ist mit mir los? Ich hin glücklich verheiratet, und alle fünf Jahre, wenn mich Roger Brooks aufstöbert, komme ich mir vor wie ein Schulmädchen bei der ersten richtigen Verabredung. Wie bringt er das nur fertig? »Vermutlich hast du mir auch gefehlt.«
Ohne aufzublicken sagte er: »Auch wenn ich dich nicht so oft sehe, heißt das nicht, daß ich nicht an dich denke.«
»Natürlich, und als nächstes erzählst du mir, daß ich der Grund bin, warum du nie geheiratet hast.« Stimmt das womöglich sogar?
Roger breitete seine Hände in einer übertriebenen Geste aus. »Na ja. Irgendeinen Grund muß es ja geben.«
»Wahrscheinlich hechelst du zu eifrig hinter Knüllern her. Ich bin für dich ja auch nichts anderes als eine Quelle für Knüller .«
»Nun mach aber ‘nen Punkt.«
»Versprichst du mir, daß du nicht versuchen willst, Informationen aus mir herauszuquetschen?«
»Natürlich nicht.«
»Na bitte. Gut, daß du mich anlügst. Was tun wir jetzt?«
Er sah auf seine Uhr. »Zum Abendessen ist es ein bißchen zu früh. Wie wär’s mit einer kleinen Ausfahrt aufs Land? Ich kenn ein schönes Restaurant in Fairfax.«
»Und dann?«
»Das kommt auf dich an.« Roger stand auf, ging um den Tisch herum und hielt ihren Stuhl.
»Ich muß jetzt gehen«, sagte Linda. Sie schob ihren Stuhl von Rogers Küchentisch zurück, aber er stand hinter ihr und fuhr mit den Händen unter den Morgenmantel, den sie trug. Sie spürte, wie die Knospen ihrer Brüste bei der Berührung hart wurden.
»Wozu die Eile?«
»Hör auf damit – nein, wirklich, Schluß! Roger, was soll ich Tante Rhonda sagen?«
»Abendgesellschaft in der thailändischen Botschaft. Ist spät geworden. Ein Senator hat dich über das Raumfahrtprogramm ausgequetscht, und du bist ihn nicht losgeworden.«
»Aber …«
»Da findet tatsächlich eine große Gesellschaft statt, so groß, daß du dich in der Menge verlaufen hättest, wenn du hingegangen wärst.« Er beugte sich über sie und nahm eine ihrer Brustwarzen zwischen die Lippen.
Sie hatte geglaubt, sie sei vollständig befriedigt, aber seine Zunge erweckte Sehnsüchte in ihrem ganzen Körper. Roger war schon immer animalisch gewesen – auch damals, vor Jahren, an dem Nachmittag nach der Vorführung im JPL hatte er nicht genug bekommen können … »Ist das dein Ernst?«
Er richtete sich auf. »Möglicherweise nicht.«
Mit einemmal kicherte Linda.
»Na schön, nicht die Spur«, sagte Roger. »Was hast du?«
»Ich hab damals Nat Reynolds’ Autogramm nicht bekommen .«
»Nat – ach so. Blöde Kiste. Das Raumschiff muß die ganze Zeit dagewesen sein, als wir Saturn betrachtet haben. Der verdrehte FRing . ›Hast du noch nie drei verliebte Regenwürmer gesehen?‹ Weißt du noch? Der Antrieb von dem Ding muß das ganze Ringsystem durcheinandergebracht haben. Wahrscheinlich hatte es sich gerade erst beruhigt, kurz bevor Voyager II da hinkam.«
Linda streichelte seine Hand und legte sie dann wieder auf ihre Brust. Er stand dicht bei ihr. »Und selbst wenn du es gewußt und etwas gesagt hättest, hätten sie dich in die Klapsmühle gesteckt.«
»Ja. Ich hätte der Sache gründlicher nachgehen können und dann vielleicht ein paar astronomische Aufnahmen gefunden. Irgendwas. Ich hab damals nicht genug von der Sache verstanden . Seither habe ich dazugelernt.«
Sie lächelte zu ihm empor, ohne den Kopf zu heben. »Davon hab ich nichts gemerkt.« Es ist gar nicht komisch. Nichts, was man lernen kann, nichts wird je den Nachmittag wiederbringen. Ich weiß es. Warum also suche ich weiter? »Es war ein herrlicher Tag, Roger. All die Wissenschaftler und Autoren – du
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