Fußfall
zu machen, aber klaren Anweisungen widersetzte er sich nicht.
»Du brauchst auch eine Art Beglaubigungsschreiben«, sagte Wes. »Und vielleicht eine Telefonnummer, damit deine Freunde wissen, wo sie dich erreichen können.«
»Eure würde ich denen nicht geben«, sagte Harry.
»Das können Sie ruhig tun«, sagte Carlotta. »Die Nummer von dem Apparat da wird ungefähr jeden Monat geändert.« Sie wies auf das oberste der drei Telefone. »Sagen Sie nur keinem die anderen Nummern.«
Wes spannte einen Briefbogen in die Maschine, um für die Polizei eine Erklärung abzufassen, während Carlotta Harry zeigte, wie er die Alarmanlage scharfmachen und abschalten konnte. Sie hatte Vorbehalte. Mir gefällt das auch nicht, dachte Wes, aber was hätte ich tun sollen? Etwa Harry auf die Straße setzen? Außerdem kann er sich nützlich machen und …
Es war höchste Zeit zu gehen. Wes warf einen Blick auf den Fernseher, dem unaufhörlich Geplapper über die Außerirdischen entströmte, sowie Spekulationen über das, was Amerika bevorstand, und er grinste breit. Ich werde es eher wissen als die. Aus erster Hand! Er nahm sein Gepäck und machte sich zur Kellergarage auf. Bevor er den Wagen erreichte, hatte er den Roten Harry schon vergessen.
***
»FÜNF«, sagte die tonlose Stimme im Kopfhörer. Großer Gott, ich hab’s geschafft.
»VIER.« Wes Dawson versuchte, sich zu entspannen, das aber gelang ihm nicht. Der Countdown ging weiter. »DREI. ZWEI. EINS. ZÜNDUNG. ERSTE STUFE! WIR HEBEN AB.«
Tatsächlich. Ein riesiger Elefant hockt mir auf der Brust. Wes nahm undeutlich wahr, daß seine Gefährten in der Raumfähre jubelten. Er versuchte, sich jeden einzelnen Augenblick dieses großartigen Erlebnisses zu merken, aber es nützte nichts, alles ging viel zu rasch.
»ABSPRENGEN.« Als sich die beiden Feststoffbooster lösten, die man später aus dem Atlantik bergen würde, änderte sich das Dröhnen in der Kabine deutlich wahrnehmbar. Der Eindruck, daß ein schweres Gewicht auf ihn drücke, dauerte an, während die Haupttriebwerke des Shuttle weiter Schub gaben. Nach einer Weile wurde das Dröhnen leiser, allmählich verringerte sich der Druck, der auf ihm lastete. Stille und das Gefühl zu fallen. Schwarzer Himmel und der blauweiße Planet Erde. Endlich war Wes Dawson im Weltraum.
Ed Gillespie ging als erster hinaus. Wes wartete ungeduldig, während Ed den Besatzungsmitgliedern der sowjetischen Raumstation Kosmograd half, zwischen ihr und der Raumfähre eine Vertäuung herzustellen. Die Fähre war für ein Ankoppelmanöver viel zu groß – zumindest war ihnen das als offizieller Grund genannt worden.
Endlich konnte Dawson die Luftschleuse betreten. Der ihm als Begleiter zugeteilte Captain John Greeley würde als letzter von Bord gehen, und Ed Gillespie würde ihn draußen erwarten. Bestimmt ist Ed stinksauer, daß Greeley und ich an Bord von Kosmograd gehen und er die Fähre zurückfliegen muß. Na ja.
Noch einmal ging Wes die Prüfliste des Raumanzugs durch. Die Leuchtanzeige auf seiner Brust war vollständig grün, und er drückte auf den Knopf der Luftschleuse. Ein leises Jaulen ertönte .
Er bewegte sich mit äußerster Vorsicht. Vor ihm lag nichts als der leere Raum. Er dachte an die Schulphysik und an das, was er als Heranwachsender in der Science FictionLiteratur gelesen hatte: der Weltraum verzeiht auch einem mächtigen und einflußreichen Kongreßabgeordneten nicht den kleinsten Fehler. Er hörte die Luftschleuse sich zischend entleeren; aus seinem Druckanzug, der den Steuerzahler immerhin eine Million Dollar gekostet hatte, entwich keine Luft. Er hatte alles richtig gemacht.
Das Zischen und Jaulen hörte auf. Dann blinkte die Luftschleusen Anzeige grün über rot. Ein Kloß saß in seinem Hals. Physik hin oder her: sein Körper wußte, daß er fallen würde. Es war anders als beim ÜbungsFallschirmspringen , da gab es den Wind, der nach einigen Sekunden den sich beschleunigenden Sturz bremste, so daß es sich anfühlte, als werde man gehoben. Aber hier strömte ihm nur die Atemluft aus der Preßluftflasche ins Gesicht.
Die Außentür öffnete sich, und das Universum sprang ihn an.
Die sowjetische Raumstation sah aus wie ein Hammer mit Flügeln, der unaufhörlich kreiselte. An einem Ende des langen Gangs, der den Hammerstiel bildete, lagen drei Zylinder nebeneinander , ehemalige Treibstofftanks. Der Wohnbereich war offensichtlich erweitert worden. Er enthielt nur wenige Fenster, und alle waren winzig. Keine
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