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FutureMatic

FutureMatic

Titel: FutureMatic
Autoren: William Gibson
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faltenlosen Gesicht des Jungen unter dessen neuer Frisur.
    »Wie ich sehe, haben Sie eine Schusswaffe in der Tasche«, sagte der Mann.
    »Bin so froh, euch alle zu sehen«, sagte Fontaine, aber niemand kapierte es.
    »Welches Kaliber?«
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    »Zweiundzwanziger long rifle.«
    »Wie lang?«
    »Vier Zoll.«
    »Zielgenau?«
    »Ist nicht grade was für Präzisionsschützen«, sagte Fontaine, »aber für ‘nen vierzölligen Lauf gar nicht so schlecht.« Das alles machte ihn überaus nervös, und er hätte die Waffe am liebsten in der Hand gehabt, aber er dachte, dass etwas passieren würde, wenn er sie anfasste. Irgendwas.
    »Geben Sie sie mir«, sagte der Mann.
    »Kommt gar nicht in Frage«, erwiderte Fontaine.
    »Eine unbestimmte Anzahl bewaffneter Männer sind heute Nacht auf der Suche nach Mr. Rydell. Sie würden ihn gern lebend fangen, um ihn zu befragen, aber sie würden ihn sicher töten, um seine Flucht zu verhindern. Sie werden jeden töten, den sie bei ihm antreffen. Einfach, um kein Risiko einzugehen. Verstehen Sie?«
    »Wer sind die?«
    »Clevere junge Dinger«, sagte der Mann.
    »Was?«
    »Sie sind Söldner, und sie werden von jemandem bezahlt, der Mr. Rydell als Mitarbeiter eines Konkurrenten, eines Feindes betrachtet.«
    Fontaine sah ihn an. »Wozu wollen Sie meine Knarre haben?«
    »Um so viele wie möglich von ihnen zu töten.«
    »Ich kenn Sie ja gar nicht«, sagte Fontaine.
    »Nein«, sagte der Mann, »da haben Sie Recht.«
    »Das ist doch verrückt...«, Fontaine sah Chevette an. »Kennst du diesen Kerl?«
    »Nein«, sagte Chevette.
    »Du. Rydell. Kennst du ihn?«
    Rydell schaute von Fontaine zu dem Mann und wieder zurück zu Fontaine. »Nein«, sagte er. »ich kenne ihn nicht. Aber wissen Sie was?«
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    »Was?«
    »Ich würd ihm die Kanone geben.«
    »Warum?«
    »Weiß ich nicht«, sagte Rydell, und seine Stimme schien irgendwie zu stocken. »Ich weiß nur, dass ich’s tun würde.«
    »Das ist doch verrückt«, wiederholte sich Fontaine und hörte, wie seine Stimme immer schriller wurde. »Jetzt mal im Ernst, Chevette! Weshalb bist du hergekommen? Du schleppst mir diese Leute hier an –«
    »Weil Rydell nicht schnell genug gehen konnte«, sagte sie. »Tut mir Leid, Fontaine. Wir haben einfach Hilfe gebraucht.«
    »Verdammte Scheiße«, sagte Fontaine und zog den Smith & Wesson aus der Tasche. Der blaue Stahl war körperwarm. Er klappte die Trommel auf und schüttelte die fünf Patronen in seine hohle Hand. Fragile Messingstücke, nicht mal so dick wie ein Bleistift, jedes mit einem verkupferten, exakt gespreizten und ausgehöhlten Segment aus einer Bleilegierung. »Das ist alles, okay?
    Mehr Munition hab ich nicht.« Er gab dem Mann den Revolver mit offener Trommel, den Lauf zur Decke gerichtet, dann die Patronen.
    »Vielen Dank«, sagte der Mann. »Darf ich ihn jetzt laden?«
    »Gentlemen«, sagte Fontaine und verspürte eine Frustration, die er nicht verstand, »ihr dürft eure verdammten Maschinen an-werfen.«
    »Ich schlage vor«, sagte der Mann, während er die fünf Patronen eine nach der anderen in die Trommel steckte, »dass Sie die Tür hinter mir verschließen und sich alle verstecken, so dass man Sie von der Tür und vom Fenster aus nicht sieht. Wenn die da draußen zu dem Schluss kommen, dass Sie hier sind, werden sie versuchen, Sie zu töten.«
    Er schloss die Trommel und zielte über den Lauf hinweg auf ein Stück leere Wand.
    »Zieht ein bisschen nach links«, sagte Fontaine. »Double-action. Müssen Sie beim Zielen berücksichtigen.«
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    »Danke«, sagte der Mann, und weg war er. Er zog die Tür von draußen hinter sich zu.
    Fontaine sah Rydell an. Dessen Augen glänzten, und Fontaine sah auf einmal, dass Tränen darin standen.
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    56

KOMBINATKNARRE
    r. Fontaine«, sagte Rydell, »Sie haben nicht zufällig noch M‘ne ande
     
    re Kanone hier, oder?«
    Die drei saßen im Hinterzimmer von Fontaines kleinem Laden nebeneinander auf dem Boden, mit dem Rücken an der Wand Richtung Oakland gehenden Wand. Zwischen Rydell und Fontaine stand der Matchbeutel mit dem Projektor. Der Junge, der dort auf dem Boden geschlafen hatte, saß auf Fontaines schma-lem Bett, lehnte an der gegenüberliegenden Wand und klickte sich auf einem Notebook durch irgendwas durch; er hatte eins dieser riesigen alten Militärdisplays auf dem Kopf und sah damit wie ein Roboter aus, nur dass die untere Hälfte seines Gesichts freiblieb und sein Mund die ganze Zeit offen stand. Das Licht war aus, so dass man
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