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FutureMatic

FutureMatic

Titel: FutureMatic
Autoren: William Gibson
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Zunder brennen.«
    »Aber würde es denn nicht eine Weile dauern, die erforderlichen Vorbereitungen zu treffen?«
    »Schon geschehen.« Der Mann hält mit der anderen Hand ein kleines Rechteck in die Kamera, eine Fernbedienung. »Wir haben Brandsätze gelegt, die per Funk ausgelöst werden können. Wir sorgen immer gern für alle Eventualitäten vor.«
    »Aber müssen wir nicht damit rechnen, dass unsere beiden in dem anschließenden Durcheinander entkommen? Schließlich haben Sie doch gerade selbst gesagt, Sie befürchten einen Aufruhr...«
    »Niemand kommt von dem Ding runter. Es wird von beiden Enden her abbrennen, von der Bryant Street und von Treasure Island aus.«
    »Und wie kommen Sie selbst herunter?«
    314
    »Dafür ist gesorgt.«
    Harwood verstummt. »Nun ja«, sagt er schließlich, »dann sollten Sie das wohl tun.«
    Der Mann drückt auf einen Knopf an der Fernbedienung.
    Laney zuckt von der Raute zurück, gerät in Panik, sucht Libia und Paco.
    Der Projektor ist noch dort, ist noch auf der Brücke. Ihm ist nach wie vor unklar, welche Rolle er spielt, aber Rei Toei muss bei dem bevorstehenden Scheitelpunkt mit dabei sein.
    Und er sieht, dass Harwood das weiß oder spürt und etwas tut beziehungsweise getan hat, um es zu verhindern.
    Er zieht sich den Datenhelm vom Kopf und tastet auf der Suche nach einem Telefon durch die Farben der Dunkelheit.
    315

59
    DIE VÖGEL BRENNEN
    hevette schaute immer wieder auf die Löcher in der Sperr-Chol zabtrennung zwischen dem vorderen und hinteren Teil von Fontaines Laden. Ihr fiel auf, dass die Kugeln zu beiden Seiten der eigentlichen Löcher lange Sperrholzsplitter herausgeris-sen hatten; Linien, die sich vor ihrem geistigen Auge durch diese Löcher und weiter durch den Raum zogen.
    Sie verstand nicht, wieso sie keine Kugel abgekriegt hatte. Allerdings hatten die Schüsse bewirkt, dass sie am ganzen Leib zitterte; sie erschauerte immer wieder, und wenn sie die Zähne nicht zusammenbiss, klapperten sie richtig gehend. Außerdem hatte sie Schluckauf, und beides war ihr peinlich, so dass sie es an Rydell ausließ, der ihr zugleich jedoch auch Leid tat, weil er aussah, als hätte er selbst eine Art Schock.
    Sie bemerkte undeutlich, dass Leute an die Tür des Ladens kamen und hereinschauten, aber dann sahen sie Rydell mit der Chain Gun und gingen schnell wieder weg. Es waren Brückenbewohner, und die reagierten eben so auf derartige Geschehnisse.
    Wenn keiner mit einer Waffe da gewesen wäre, hätten sie gefragt, ob alle okay seien und ob sie helfen könnten, aber ansonsten guckten sie, wie Skinner es gern ausgedrückt hatte, in ihre eigenen Töpfe.
    Sie fühlte sich, als wäre sie in zwei Hälften zerbrochen – ein Teil machte Rydell die Hölle heiß, weil er sie wieder in so einen verrückten Scheiß rein gezogen hatte, und ein anderer schaute sich einfach immer nur um und wollte sagen: Sieh dir das an, wie kommt’s bloß, dass ich noch am Leben bin?
    316
    Aber dann begann etwas in Rydells Tasche zu piepsen, und er holte eine Sonnenbrille heraus, ein schwarzes Gestell mit billigen Chromverzierungen, und setzte sie auf. »Hallo?«, sagte er. »Laney?«
    Nun sah sie, wie der Mann, der Fontaine die Waffe abge-schwatzt hatte, die Tür aufmachte – Glas knirschte darunter – und hereinkam; er sah genauso aus wie vorher, als er hinausgegangen war, nur hatte er jetzt einen langen, frischen Kratzer an der Wange, an dem sich Blutstropfen bildeten. Er zog den schmalen kleinen Revolver aus der Tasche, hielt ihn seitwärts, die Hand um das Ding mit den Kugeln drin, und gab ihn Fontaine. »Vielen Dank«, sagte er.
    Fontaine hob die Waffe an die Nase, schnupperte dran und zog fragend die Augenbrauen hoch.
    »Ich habe die Abtrift justiert«, sagte der Mann, was immer das heißen sollte. »Jetzt braucht man nicht mehr zu kompensieren.«
    Fontaine klappte das Kugelding aus und schüttelte fünf leere Messinghülsen in seine offene Hand. Er sah sie sich an und hob dann den Blick zu dem Mann. »Wie ist es gelaufen?«
    »Drei«, sagte der Mann.
    »Ich glaube, sie haben einen«, sagte Rydell. »Hier ist so ‘n kleiner Junge, der benutzt ihn. Soll ich das Kabel ausprobieren?
    Sprechen Sie mit ihr, Laney? Sie hat mir erzählt, dass Sie früher viel mit ihr geredet haben ...« Rydell sah idiotisch aus, wie er dort stand und mit der Luft vor ihm sprach, eine Hand erhoben, um den Knopf im Ohr fest zu halten, während die andere mit dieser abgedrehten Knarre herunterhing. Sie wünschte, er
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