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FutureMatic

FutureMatic

Titel: FutureMatic
Autoren: William Gibson
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hätte sie weggelegt, sie wieder in die Wand gepackt oder sonst wohin getan.
    »Komm schon, Rydell«, sagte sie, aber dann sah sie, dass Gottes kleines Spielzeug im vorderen Teil des Ladens unter der Decke klebte und sie beobachtete. »Tessa? Tessa, hörst du mich?«
    Ein quäkendes atmosphärisches Rauschen setzte ein, als würde ein Papagei zu sprechen versuchen.
    »Tessa?«
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    »Tut mir Leid«, sagte der Mann in dem langen Mantel. »Die Männer, die euch angegriffen haben, kommunizieren auf einer Reihe spezieller Kanäle. Ich blockiere diese Frequenzen mit einem Störsender.« Er sah Gottes kleines Spielzeug an. »Die Steuerfre-quenzen für dieses Gerät sind nicht betroffen, aber akustische Kommunikation ist im Moment unmöglich.«
    »Tessa!« Chevette winkte wie wild zu dem Ballon hinauf, aber er starrte sie nur weiterhin mit seinem Hauptobjektiv an.
    »Was soll das heißen, sie zünden sie an?«, hörte sie Rydell sagen. »Jetzt? In diesem Moment?« Rydell nahm die Sonnenbrille ab. »Sie stecken die Brücke in Brand.«
    »Die Brücke?« Sie erinnerte sich daran, wie vorsichtig Skinner immer mit Feuer gewesen war, wie behutsam die Leute mit Koch-gas und Zündhölzern umgingen; ein weggeworfener brennender Zigarettenstummel konnte einem ein gebrochenes Nasenbein eintragen.
    Aber Rydell hatte die Sonnenbrille wieder auf. »Ich dachte, Sie hätten gesagt, wir sollten machen, dass wir wegkommen? Und nun soll ich sie hierlassen? Verdammt, Laney, warum drücken Sie sich nicht wenigstens einmal verständlich aus? Warum... Laney?
    He?« Sie sah Rydells Anspannung, als er die Brille abnahm. »Hört zu. Ihr alle. Wir verschwinden jetzt. Laney sagt, sie stecken die Brücke in Brand.« Rydell bückte sich, wobei er zusammenzuckte, öffnete seinen Beutel und holte das silberne Ding heraus. Sie sah es im hereinströmenden Licht glitzern. Wie eine große, stählerne Thermoskanne. Er zog ein paar zusammengerollte Kabel hervor und warf ihr eins zu. »Such eine Steckdose.« Er hatte jetzt ein anderes Kabel in der Hand und stand über dem Jungen mit dem alten militärischen Datenhelm. »He. Kleiner? Wir müssen uns mal das Notebook ausborgen. Hörst du mich?« Der Helm kam hoch und schien ihn blind, aber mit einem gewissen Wahrneh-mungsvermögen zu betrachten, wie der Kopf einer Riesentermite.
    Rydell griff hinab, nahm das Notebook und trennte es vom Helm.
    Chevette sah, wie der Mund des Jungen zuklappte. Auf dem Bild-318
    schirm des Notebooks war das schwarze Zifferblatt einer Uhr zu sehen. Nein, sah Chevette, es war eine altmodische Armbanduhr, vergrößert auf die Ausmaße eines Babygesichts.
    Rydell betrachtete die beiden Enden des Kabels in seiner Hand und probierte dann eine Buchse an der Rückseite des Notebooks.
    Und eine andere. Es passte. Chevette hatte eine Steckdose gefunden, die schief in eine von Fontaines Wänden eingesetzt war. Sie steckte das Kabel hinein und reichte Rydell das andere Ende. Er stöpselte das Anschlusskabel vom Notebook in das silberne Behältnis und steckte das Stromkabel daneben ein. Sie glaubte zu hören, wie das Ding zu summen begann.
    Und dann war ein Mädchen da, ein blasses, schlankes, von innen her leuchtendes Mädchen, das einen Moment lang nackt zwischen ihnen stand. Gleich darauf trug sie Skinners Jacke, ausgeblichene Pferdehaut. Schwarze Jeans, ein schwarzes Sweatshirt, Laufschuhe mit Profilsohlen. Alles sauberer und irgendwie schärfer als das, was Chevette trug, aber ansonsten identisch.
    »Ich bin Rei Toei«, sagte das Mädchen. »Berry Rydell, du musst die Brücke sofort verlassen. Sie brennt.«
    »In der Kneipe hast du gesagt, du kennst meinen Namen«, meldete sich der Mann mit dem Mantel zu Wort. Der lange, dünne Kratzer in seinem Gesicht war schwarz in dem Licht, das von ihr ausging.
    »Konrad«, sagte das leuchtende Mädchen. »Mit K.«
    Die Augenbrauen des Mannes hoben sich über die runden, goldgefassten Brillengläser hinaus. »Und woher weißt du das?«
    »Ich weiß vieles, Konrad«, sagte das Mädchen und verwandelte sich für ein paar Sekunden in ein anderes, blondes Mädchen mit blauen Augen, deren Regenbogenhäute schwarz gerändert waren.
    Der Mann wirkte schwer und unbeweglich, wie aus einem unglaublich festen Holz geschnitzt, und Chevette dachte aus irgendeinem Grund an Staubkörnchen, die in einem alten Museum im Sonnenlicht schwebten. Das hatte sie einmal gesehen, 319
    aber sie wusste nicht mehr, wo oder wann. »Lise«, sagte er, und der Name klang, als hätte
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