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FutureMatic

FutureMatic

Titel: FutureMatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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ihr klar, dass sie nicht deshalb Angst vor ihm hatte, weil er sie damals geschlagen hatte oder weil die Möglichkeit bestand, dass er es wieder tun könnte, sondern weil sie auf instinktive, unterschwellige Weise wusste, dass etwas mit ihm nicht stimmte, ganz und gar nicht stimmte. Dass er ein übler Typ war, es aber verbarg. Immer, und zwar noch sorgfältiger, als er seine Klamotten auswählte.
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    Und in jenem Gespräch mit Tessa, das zu Chevettes Umzug nach Malibu geführt hatte, hatte Tessa gesagt, sie beneide die Männer um die Unfähigkeit, einen hoch zu kriegen, wenn irgendwas nicht stimmte. Selbst wenn’s ihnen nicht bewusst ist, hatte Tessa gesagt, es wird nicht klappen. Aber bei uns ist das anders, wir können einfach dabeibleiben, auch wenn noch so viel nicht stimmt. Aber du kannst nicht bei ihm bleiben, wenn er dich geschlagen hat, weil er’s wieder tun wird.
    Sie ging weiter, Richtung Treasure Island. Die Brücke hatte jetzt etwas Gespenstisches, Monochromes. Vielleicht lag das auch am Dancer, sie wusste es nicht.
    »Außer Kontrolle«, sagte sie. Genau das war ihr Leben jetzt. Sie reagierte immer nur. Sie blieb stehen. Vielleicht reagierte sie nur auf Carson.
    »He. Chevette.«
    Sie drehte sich um und sah ein Gesicht, das sie kannte, obwohl sie ihm keinen Namen zuordnen konnte. Struppige, helle Haare über einem schmalen, harten Gesicht, eine schlimme Narbe, die sich über die linke Wange schlängelte. Ein ehemaliger Kurier aus ihrer Zeit bei Allied, keiner von ihrer Crew, aber ein Gesicht von Partys. »Heron.« Da war sein Name wieder.
    »Ich dachte, du wärst weg«, sagte Heron und zeigte kaputte Zähne. Vielleicht war in seinem Kopf auch was kaputt, ging es ihr durch den Sinn. Oder vielleicht war’s auch bloß irgendeine Droge.
    »War ich auch«, sagte Chevette.
    »Wo?«
    »Südkalifornien..«
    »Fährst du da? Kurierin?«
    »Nein«, sagte sie.
    »Ich kann momentan nicht fahren«, sagte Heron, schwang das linke Bein steif nach vorn und verlagerte das Gewicht darauf. Irgendwas war mit seinem Knie. »Bin mit ‘nem Käfig aneinander geraten.« Ein Auto, und sie überlegte, wie lange es her war, dass sie das gehört hatte.
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    »Bist du versichert?«
    »Scheiße, nein, ‘n Käfig von DoJ City.« Department of Justice.
    »Ich hab Anwälte dran, aber...« Schiefes Achselzucken. »Einer meiner Anwälte, Njembo, kennst du die drei? Flüchtlinge aus der afrikanischen Union. Njembo, der kennt diesen Fontaine. Fontaine kennst du doch, oder?«
    »Ja«, sagte Chevette und schaute sich um. »Wohnt der immer noch drüben Richtung Oakland, mit Frauen und Kindern?«
    »Nein«, sagte Heron, »nein, er hat ‘nen Laden, gleich da vorn.«
    Er zeigte hin. »Schläft da. Verkauft Krimskrams an die Touristen.
    Njembo sagt, seine Frauen wollen ihn am Arsch kriegen.« Er blinzelte ihr zu. Die Narbe auf seiner Wange fing das Licht ein.
    »Siehst gut aus. Andre Frisur.«
    Etwas an diesem Aufblitzen verfing sich in den Winkeln von Creedmores Spuckekick; sie fröstelte. Auf den Karten, die das Dancer ihr gab, kam Carson auf sie zu, denselben Ausdruck im Gesicht, die Hände in den Taschen seiner Lederjacke.
    »Schön, dich zu sehen, Heron.«
    »Ja«, sagte er, und sie hörte etwas Mürrisches und Skeptisches in seiner Stimme, womöglich eine Art Sehnsucht, dann wieder das schiefe Achselzucken, vielleicht nur, um einen Schmerz abzuschütteln. Er senkte den Blick und ging in die Richtung davon, aus der sie gekommen war, und sie sah, wie sehr ihn der Unfall verkrümmt hatte; er humpelte, schwang sein steifes Bein beim Gehen nach außen.
    Sie zog den Reißverschluss an Skinners Jacke zu und machte sich auf die Suche nach Fontaines Laden. Ob sie ihn wohl erkennen würde, wenn sie ihn fand?
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FAMOUS ASPECT
    ydell holte sich im Ghetto Chef eine Beef Bowl in einer Rwei ßen Schaumstoffschüssel und stand dann vor der Frage, wie er einhändig die Leiter hinaufkommen sollte, ohne sie zu verschütten.
    Mit etwas Heißem in der Hand eine Leiter hinaufzuklettern gehörte zu den Dingen, über die man normalerweise nicht nachdachte, die sich jedoch als schwierig erwiesen. Man kann sich eine heiße Beef Bowl nicht einfach unter den Arm klemmen, und wenn man nur einhändig klettert, muss man schnell mit der Hand sein, immer schnell die nächste Sprosse packen.
    Aber er schaffte es, ohne etwas zu verschütten, und stellte das Gericht dann ab, während er die Gittertür aus Kantholz und Hühnerdraht aufsperrte. Sie verfügte auf

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