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FutureMatic

FutureMatic

Titel: FutureMatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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klappte sie auseinander und setzte sie auf.
    »Rydell?«
    »Ja?«
    »Durius, Mann. Wie geht’s dir?«
    »Gut«, sagte Rydell. Die Brille spielte verrückt; sonderbar längliche Segmente des Stadtplans von Rio liefen durch sein Sichtfeld. »Und dir?« Er hörte das Heulen eines Bohrers oder Akku-schraubers irgendwo in L. A. »Bist du im Dragon?«
    »Ja«, sagte Durius, »bei uns sind grade größere Bauarbeiten im Gange.«
    »Wozu?«
    »Keine Ahnung«, sagte Durius. »Sie bauen einen neuen Knubbel ein, hinten beim Geldautomaten. Da, wo früher die Babynah-rung und die Kinderpflegeprodukte waren, weißt du? Park will nicht sagen, was es ist; ich glaub, er weiß es selbst nicht. Kriegen jetzt alle Filialen, egal wo. Wie war die Fahrt? Und wie ist es mit Creedmore gelaufen?«
    »Ich glaub, der ist Alkoholiker, Durius.«
    »Sag bloß«, erwiderte Durius. »Was ist mit dem neuen Job?«
    »Also, ich glaub, ich weiß immer noch nicht so genau, worum’s eigentlich geht, aber es wird interessant.«
    »Das ist gut. Tja, wollte bloß mal hören, was du so treibst.
    Praisegod lässt dich grüßen. Will wissen, ob dir die Brille gefällt.«
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    Die Stadtpläne von Rio erzitterten, zogen sich zusammen, dehnten sich wieder.
    »Sag ihr, sie ist toll«, meinte Rydell. »Richte ihr meinen Dank aus.«
    »Mach ich«, sagte Durius. »Pass auf dich auf.«
    »Du auch«, sagte Rydell. Die Pläne verschwanden, als Durius auflegte.
    Rydell nahm die Brille ab und steckte sie ein.
    Beef Bowl. Vielleicht konnte er sich auf dem Rückweg im Ghetto Chef eine Beef Bowl holen.
    Dann dachte er an Klaus und den Hahn und beschloss, erst mal nach der Thermoskanne zu sehen.
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34
    MARKTDISKONTINUITÄTEN
    as glaubst du, was das ist, Martial?« fragte Fontaine seinen WAnwalt,
    Martial Matitse von Matitse Rapelego Njembo, dessen Kanzlei aus drei Notebooks und einem uralten chinesischen Fahrrad bestand.
    Martial saugte am anderen Ende der Leitung an den Zähnen.
    Fontaine hörte es und wusste, dass er sich die Listen ansah, die der Junge gefunden hatte. »Sieht mir nach Listen mit dem Inhalt von Schließfächern aus, wie sie das Landesrecht diverser Einzel-staaten verlangt. Antiterrorgesetze. Sorgen dafür, dass die Leute keine Vorläufersubstanzen von Drogen, keine nuklearen Spreng-köpfe und solche Sachen bunkern. Außerdem sollten sie dazu bei-tragen, Geldwäsche zu verhindern, aber das war zu einer Zeit, als Geld auch noch aus dicken Bündeln grünen Papiers bestand. Ich an deiner Stelle würde meinem Anwalt allerdings eine andere Frage stellen, Fontaine. Nämlich: Verstoße ich nicht gegen das Gesetz, wenn ich im Besitz dieser Dokumente bin?«
    »Und?« fragte Fontaine.
    Am anderen Ende der Leitung blieb es ein paar Sekunden lang still. »Ja«, sagte Martial schließlich, »allerdings. Aber es kommt drauf an, wie du drangekommen bist. Und ich hab grade festgestellt, dass die Besitzer der aufgelisteten Gegenstände in allen Fällen tot sind.«
    »Tot?«
    »Samt und sonders. Das sind Testamentsunterlagen. Nach wie vor gesetzlich geschützt, aber ich würde sagen, dass einige Gegenstände auf diesen Listen im Zuge der Regulierung der diversen Nachlässe zur Versteigerung vorgesehen sind.«
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    Fontaine schaute sich um und sah, wie der Junge, der immer noch auf dem Fußboden saß, seinen dritten Guaven-Smoothie mit zerstoßenem Eis trank.
    »Und, wie bist du nun da rangekommen?«, fragte Martial.
    »Weiß ich nicht genau«, sagte Fontaine.
    »Eigentlich solltest du solche Dateien gar nicht entschlüsseln können«, meinte Martial. »Außer, du bist vom FBI. Falls jemand anders sie entschlüsselt, ist es nur eine Geheimhaltungssache, soweit es dich betrifft. Aber wenn du’s selbst tust oder wissentlich dabei mitmachst, bist du im Besitz oder Mitbesitz verbotener Technologie, was dir einen Aufenthalt in einem dieser außerordentlich effizienten Gefängnisse eintragen kann, die der private Sektor auf so hervorragende Weise erbaut hat und betreibt.«
    »Bin ich aber nicht«, sagte Fontaine.
    »Sei dem, wie dem sei«, fuhr Martial fort, »wenn doch, könntest du, sofern du’s geschickt anstellst und die erforderliche Ver-schwiegenheit wahrst, mit Hilfe besagter Technologie gewisse lukrative Marktdiskontinuitäten aufdecken. Kannst du mir folgen, Fontaine?«
    »Nein«, sagte Fontaine.
    »Sagen wir mal so: Wenn du eine Möglichkeit hast, Dokumente in die Finger zu kriegen, an die sonst niemand rankommt, solltest du vielleicht mit jemandem reden, der

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