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FutureMatic

FutureMatic

Titel: FutureMatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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strahlend.
    Er musste unwillkürlich zurücklächeln. »Ich denke, das hatten wir schon, beim Jahrhundertwechsel.«
    »Laney sagt, das war nur ein Datum. Laney sagt, diesmal wird es Ernst. Aber ich habe seit Wochen nicht mehr mit ihm gesprochen, Berry Rydell. Ich weiß nicht, wieviel näher wir dem Knotenpunkt mittlerweile gekommen sind.«
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BISSCHEN KNETE
    oomzilla, der heut Abend n bisschen Knete hat – Debitchip, Bvon den Schnepfen mit der Karre –, geht zum Lucky Dragon. Da geht er immer hin, wenn er Geld hat, die haben nämlich den ganzen geilen Kram.
    Den Fraß da mag er, weils kein Brückenfraß ist; Zeug wie in der Glotze, aus der Packung. Und auch sonst alles: Sachen zum An-gucken, die Spiele, die sie da drin haben. Voll geil, der Laden.
    Irgendwann ist er mal ganz oben. Dann wohnt er in nem Haus, und das ist so sauber wie der Lucky Dragon. Und genauso hell erleuchtet, und er hat so Kameraballons wie die Schnepfen mit dem Wagen. Dann beobachtet er alle, und niemand wichst ihn an.
    Er holt den Chip raus, als er zum Eingang kommt, weil der Privatbulle ihn rein lassen wird, wenn er ihn in der Hand hält. Die Privatbullen wollen sehn, dass man kein Penner ist. Weil die nur klauen. Boomzilla versteht das.
    Heut Nacht ist es nicht so wie sonst. Heut Nacht steht n großer weißer Truck vorm Lucky Dragon. Der größte, sauberste weiße Truck, den er je gesehn hat. Keine Schrift drauf, Nummernschil-der aus Südkalifornien, paar Privatbullen, die daneben rum stehen. Boomzilla fragt sich, ob sie mit solchen Karren die neuen Spiele ranschaffen. Hat er noch nie gesehn.
    Also zur Tür rein, Chip in der erhobenen Hand, und erst mal gleich rüber zu den Süßigkeiten.
    Boomzilla mag diese Japsenbonbons, die wie n kleines Dro-genlabor sind. Man mischt die verschiedenen Sachen, es zischt, wird heiß und kühlt ab. Man gießt das Zeug in die Gussformen 204
    und wartet, bis es hart wird. Wenn mans isst, sinds einfach bloß Bonbons, aber es bringt Boomzilla Spaß, sie zu machen.
    Er holt sich sechs, genervt, dass kein Grapefruit da ist, und n paar Schokos, zwei Stück. Hängt ziemlich lange bei der Maschine rum, die Zeitschriften macht, schaut sich Screens an, den ganzen Scheiß, den man sich in seine Zeitschrift rein setzen lassen kann.
    Geht dann zurück, um sich seine Nudeln zu holen, die wo man Wasser zugießt und am Faden zieht.
    Als er hinten noch zwischen Rindfleisch und Huhn schwankt, sieht er, dass sie n ganzes Stück von der Lucky-Dragon-Wand ab-montiert haben. Gleich neben GlobEx und dem Geldautomaten.
    Aha, denkt er, deswegen also der weiße Truck, die bauen hier was Neues rein, ob das vielleicht n Spiel ist?
    Weiße Männer in weißen Papieranzügen, die an dem Wandstück rum werkeln.
    Er beobachtet sie, geht dann wieder nach vorn, zeigt seinen Krempel vor. Die Kassiererin führt das Zeug über das Fenster wegen dem Preis, nimmt Boomzillas Chip und belastet ihn. Weg ist sie, die Knete.
    Er geht mit seiner Tüte raus und sucht sich n Bordstein zum Hinsetzen. Gleich wird er das erste Bonbon machen. N Rotes.
    Er schaut an dem weißen Truck vorbei zu den Bildschirmen vorm Laden und sieht auf der Hälfte davon weiße Trucks. Überall auf der Welt stehn also jetzt solche weißen Trucks vor den Lucky Dragons; muss wohl heißen, dass die heute Nacht alle irgendwas Neues eingebaut kriegen.
    Boomzilla reißt die Bonbons auf und sieht sich die mehrstu-fige, aber gänzlich nonverbale Anleitung an.
    Muss man schon richtig machen.
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KETTENMESSER
    ontaines Laden musste dieser kleine, purpurrote mit dem ho-Fhen, schmalen Fenster sein, das mit so viel Silikon abgedich-tet war, dass man damit einen Hochzeitskuchen hätte glasieren können. Die ganze Fassade des Ladens war im selben matten Purpurrot gestrichen, das bereits Blasen warf – das Werk von Sonne und Regen –, und sie erinnerte sich vage an eine frühere Inkarna-tion des Ladens; gebrauchte Klamotten vielleicht. Alles war purpurrot getüncht: die Silikonnasen und -klumpen, die Eisenteile an der alten Holztür, deren obere Paneele durch eine Glasscheibe ersetzt worden waren.
    Wenn das Fontaines Laden war, so hatte er sich nicht die Mühe gemacht, ihm einen Namen zu geben, aber das sah ihm ähnlich.
    Und die spärliche Schaufensterauslage unter dem Lichtstrahl einer antiken Tensor-Lampe sah ihm ebenfalls ähnlich: ein paar altmodische Armbanduhren mit vor sich hin rostenden Zifferblättern, ein Taschenmesser mit Knochengriff, den jemand auf Hochglanz poliert

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