Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
FutureMatic

FutureMatic

Titel: FutureMatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
Vom Netzwerk:
beiden Seiten über ein verchromtes nepalesisches Vorhängeschloss; die Schlüssel hatte er zuvor an einem Nagel gefunden. Es war eine dieser total sinn-freien Vorrichtungen, was die Sicherheit betraf, weil jeder, der rein wollte, die Vorhängeschlösser mit einem Bolzenschneider durchtrennen, die Riegel aus dem Holz reißen oder einfach am Hühnerdraht zerren konnte, bis sich die Heftklammern lösten.
    Andererseits – wenn man wegging, ohne das Zimmer abzu-schließen, und jemand einem ohne jede Mühe die Sachen klaute, würde man sich vermutlich noch blöder vorkommen.
    Als er die Tür offen hatte, setzte er sich mit seiner Beef Bowl und dem mitgelieferten Plastiklöffel aufs Fußende des Bettes.
    Er atmete gerade den Dampf ein, als ihm der Gedanke kam, dass er nach der Thermoskanne schauen sollte. Dem Projektor, wie 198
    Laney das Ding genannt hatte. Er seufzte, stellte seine Beef Bowl ab und stand auf (nun ja, den Kopf musste er einziehen).
    Die GlobEx-Schachtel lag in dem Schränkchen, neben seinem Matchbeutel, und der Zylinder aus gedrücktem Metall lag in der GlobEx-Schachtel.
    Er setzte sich wieder hin, legte die GlobEx-Schachtel neben sich aufs Bett und machte sich über seine Beef Bowl her. Das Warten hatte sich gelohnt. Schon komisch, dass solche Streifen aus grundsätzlich zu lange gekochtem geheimnisvollem Fleisch, bei dem es sich wohl tatsächlich um Rindfleisch handelte, unter den richtigen Umständen schmackhafter sein konnten als ein wirklich gutes Steak. Er aß alles auf, bis zum letzten Reiskorn und zum letzten Tropfen Brühe, und fand, dass der Touristenfallen-Plan seine dreieinhalb Sterne an die richtige Stelle gesetzt hatte.
    Dann öffnete er die GlobEx-Schachtel und holte das Thermoskannending heraus. Er sah sich noch einmal den FAMOUS ASPECT-Aufkleber an, aber der sagte ihm genauso wenig wie zuvor. Er stellte das Ding aufrecht auf den grünen und orangefarbenen Teppich, krabbelte wieder aufs Bett und holte das Messer. Damit schnitt er die Plastikhüllen mit den beiden Kabeln drin auf, saß da und betrachtete sie.
    Das eine war ein ganz normales Stromkabel, nicht anders als die Dinger, mit denen man Notebooks an die Steckdose anschloss, dachte er, wenngleich das Ende, das in die Thermoskanne führte, ein bisschen komplizierter zu sein schien als sonst. Aber das andere ... die Stecker an beiden Enden sahen echt stark aus. Er fand die Buchse, in die das eine Ende offensichtlich gehörte, aber wo-hinein sollte das andere passen? Wenn der Sumo-Junge die Wahrheit gesagt hatte, war das ein Spezialkabel, das man brauchte, um dieses Ding an etwas anzuschließen, woran es im Normalfall vielleicht nicht angeschlossen werden musste. Es sah aus wie ein Glasfaserkabel.
    Das Stromkabel war kein Problem. Es dauerte allerdings eine Weile, bis er hier oben eine Steckdose fand, aber wie sich heraus-199
    stellte, gab es eine (nun, eigentlich war es das Ende eines dicken gelben Verlängerungskabels) im Schrank.
    Keine Bedienungselemente an dem Ding, soweit er sehen konnte, keine Schalter. Er steckte das Stromkabel in die Steckdose, setzte sich dann mit dem anderen Ende in der Hand aufs Bett und sah den silbernen Zylinder an.
    »Ach, zum Teufel«, sagte er und stöpselte das Kabel in den Zylinder. Im selben Moment hatte er eine kristallklare Vision, dass das Ding eindeutig und ohne jeden Zweifel bis zum Rand mit Plastiksprengstoff gefüllt war und dass der Zünder darin nur auf diesen Saft wartete...
    Aber nein, wenn das stimmen würde, wäre er jetzt tot. War er aber nicht.
    Aber bei dem Zylinder tat sich auch nichts. Er glaubte, ein leises Summen zu hören, das war alles.
    »Kapier ich nicht«, sagte Rydell.
    Etwas flimmerte. Ein Neonschmetterling. Mit zerrissenen Flü-
    geln.
    Und dann war das Mädchen da, kniete dicht bei ihm, und er spürte, wie sein Herz einen Salto machte und sich wieder fing.
    Wie sie vom Nichtsein ins Dasein übergetreten war. Ein Schmerz in seiner Brust, bis er sich ermahnte, dass er atmen musste.
    Wenn Rydell sie hätte beschreiben sollen, hätte er »schön« gesagt, aber bei dem Versuch, das genauer zu erläutern, wäre er auf frustrierende Weise gescheitert. Wahrscheinlich war sie eins von Durius’ Beispielen für hybriden Schöpferdrang, aber welche Rassen da gemischt worden waren, konnte er beim besten Willen nicht erkennen.
    »Wo sind wir?« fragte sie.
    Er blinzelte, weil er nicht genau wusste, ob sie ihn sah und mit ihm sprach oder ob ihre Worte jemand anderem in einer anderen

Weitere Kostenlose Bücher