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FutureMatic

FutureMatic

Titel: FutureMatic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Drogensüchtigen auf dem Gehweg vor dem Lucky 245
    Dragon lateral wurden. Völliger Ichverlust. Manchmal war einfach eine simple spontane Aktion vonnöten, etwas, womit niemand rechnete, vielleicht nicht mal man selbst.
    Zu seiner Rechten sah er jetzt ein Stück Wand oder vielmehr Leinwand, wie ein Segel oder ein altes Zelt, straff über Holz gespannt und vielleicht einen guten Zentimeter dick von den vielen Farbschichten, die man aufgetragen hatte, seit es hier angebracht worden war. Eine Art Wandgemälde, aber das nahm er nicht wahr.
    Das Schnappmesser öffnete sich mit einem so lauten Klacken, dass sie es unmöglich überhört haben konnten. Darum handelte er einfach spontan, zog die Keramikklinge nach unten und zur Seite und schnitt sich ein spiegelverkehrtes L in die Wand. Die Farbe auf der Leinwand knisterte, als er wie im Traum hindurch-tauchte. In Wärme und anderes Licht, und da saßen völlig unerwartet Leute um einen Tisch, Karten in den Händen und einen Haufen Perlmuttchips vor sich. Und eine Frau am Tisch – die Nippel ihrer bloßen Brüste von Edelstahl durchbohrt, den Stummel einer kleinen Zigarre in den Mundwinkel geklemmt – fing Rydells Blick auf und sagte: »Einen zum Sehen, und dann noch einen drauf.«
    »Kümmert euch gar nicht um mich«, hörte Rydell sich sagen, als er sah, wie ein Mann mit tätowierter Kopfhaut, der noch sein Blatt in der Hand hielt, die andere Hand mit einer Schusswaffe darin unterm Tisch hervorzog. Im selben Moment wurde ihm bewusst, dass er das schwarze Messer immer noch offen in der Hand hatte. Es überlief ihn merkwürdig kalt, während seine Füße sich einfach weiterbewegten, vorbei an dem Tisch, dem Mann und dem unendlich großen schwarzen Loch in dem blinkenden Edelstahlring, der die Mündung der Pistole war.
    Durch einen dicken, braunen Veloursvorhang, der nach alten Filmtheatern roch, und er noch immer auf den Beinen, offenbar unversehrt. Er bemerkte, wie seine Hand auf den Knopf drückte, die Klinge schloss und das Messer schräg an die Hüfte stellte, während er weiterging, etwas, woran er sonst gar nicht gedacht 246
    hätte. Er steckte das Messer ein. Vor ihm eine grob zurechtgesägte Leiter aus Kantholz. Er ging direkt auf sie zu und stieg hinauf, so schnell er konnte.
    Oben ein quadratisches Loch in einem splittrigen Holzboden, ein schmaler Steg zwischen Wänden, die aus abblätternden Re-klametafeln zurechtgeschnitten waren – das riesige, fleckige, verblasste Papierauge einer Frau, das in eine unendliche Ferne starrte.
    Stehen bleiben. Verschnaufen. Mit klopfendem Herzen. Horchen.
    Gelächter. Die Kartenspieler?
    Er setzte sich in Bewegung und ging mit einem wachsenden Triumphsgefühl den Steg entlang: Er hatte es geschafft. Hatte sie abgehängt. Wo er auch hier oben war, er würde schon wieder hin-unterfinden, und dann würde er weitersehen. Aber er hatte den Projektor, er hatte sie abgehängt, und er war nicht erschossen worden, weil er Leute beim Pokern gestört hatte. »Laterales Denken«, sagte er und beglückwünschte sich, als er das Ende des Stegs erreichte und um eine Ecke bog.
    Er spürte, wie die Rippe brach, als ihn der Gewichtheber traf, und wusste sofort, dass der schwarze Handschuh – so wie die-jenigen, mit denen er in Nashville trainiert hatte – mit Blei be-schwert war.
    Der Schlag warf ihn an die gegenüberliegende Wand. Sein Kopf knallte dagegen, und seine ganze linke Seite wollte sich nicht mehr bewegen, als er es versuchte.
    Der Gewichtheber holte mit dem schwarzen Handschuh zu einem Schwinger in Rydells Gesicht aus. Und lächelte dabei.
    Rydell versuchte, den Kopf zu schütteln.
    Ein ganz leiser Ausdruck der Überraschung, vielleicht der Verwirrung in den Augen des anderen, in seinem Gesicht. Dann nichts mehr. Das Lächeln war erschlafft.
    Der Gewichtheber fiel plötzlich und sehr schwer auf die Knie, schwankte und krachte seitwärts auf den grauen Holzboden. Und 247
    gab den Blick auf einen schlanken, grauhaarigen Mann in einem langen, glatten Mantel von der Farbe alten Mooses frei, der irgendetwas wieder einsteckte, während er sich mit der anderen Hand das Revers aufhielt. Augen, die Rydell durch eine Brille mit Goldrand betrachteten. In jeder Wange eine tiefe Falte, als lächelte er viel. Der Mann zog seinen schönen Mantel zurecht und ließ die Hände sinken.
    »Sind Sie verletzt?«
    Rydell holte rau Luft und zuckte zusammen, als die Rippe zu knirschen schien. »Rippe«, brachte er hervor.
    »Sind Sie bewaffnet?«
    Rydell

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