Fuzzy Sapiens
natürliche Vorkommen an Radioaktivität, das solche Folgen zeitigen könnte, hätte man von Xerxes aus geortet.“
„Was soll das – dieses Ei könnte auf einer Schicht Pechblende befruchtet worden sein, die nicht größer als dieser Tisch ist…“
„Könnten es nicht chemische Ursachen gewesen sein? Etwas, was schwangere Weibchen essen?“ fragte die zweite Frau.
„Wie die Contergan-Babys“, erklärte jemand. „Erstes Jahrhundert, zwischen dem Zweiten und dem Dritten Weltkrieg. Die wurden damals von Chemikalien verursacht, die Schwangere oral eingenommen hatten.“
„Also gut, sollen sich auch die Biochemiker darum kümmern.“
„Chris Hoenveld“, schlug jemand vor. „Es ist noch nicht zu spät, um ihn anzurufen.“
14.
Myra war verwirrt. „Es ist Mr. Dunbar, der Chef Chemiker von Synthetic Foods“, fügte sie hinzu, als ob er das nicht sowieso wußte. „Er steht vor mir und beharrt darauf, Ihnen persönlich etwas übergeben zu müssen.“
„Genau so lautet mein Auftrag an ihn, Myra. Schicken Sie ihn herein.“
Malcolm Dunbar marschierte mit einem offenen Karton an Myra vorbei, und das hatte sie vermutlich am meisten durcheinandergebracht: Dunbar war ein Leitender Angestellter, und als solcher trug man seine Pakete nicht selbst.
Er stellte den Karton auf die Tischkante.
„Hier ist es, Mr. Grego – das ist die erste Lieferung. Wir haben gerade unsere chemischen Untersuchungen abgeschlossen – es ist identisch mit dem Zeug, das die Navy benutzt und das auch wir importiert haben.“
Grego erhob sich, ging um den Tisch herum und griff in den Karton, holte eine hellbraune Scheibe hervor, brach ein Stück davon ab und kaute darauf herum. Ja, es war der gleiche etwas ranzige, leicht ölige und eine Spur süßliche Geschmack wie bei den regulären Erzeugnissen. Es schmeckte so, als habe es ein Diät-Wissenschaftler entwickelt, der jede Lust am Essen für eine Sünde hielt. In seiner Bewunderung für Fuzzy Fuzzy Holloway ließ er sich von niemandem übertreffen, und doch mußte jeder ein Narr sein, der dieses Zeug aß.
„Sie sind überzeugt, daß es sicher ist?“
Dunbar regte sich auf. „Mein Gott, würde ich es hierher bringen, wenn ich nicht wüßte, daß es völlig ungefährlich ist? Erstens hat man sich peinlich genau an die Vorschriften der Armee der Terranischen Föderation gehalten. Der Hauptbestandteil ist Weizenmehl, wie ihn auch Argentine Syntho-Foods und Odin-Dietics benutzen. Der Rest sind chemisch reine, künstliche Nährstoffe. Wir haben den Stoff bei allen verfügbaren und üblichen Laboratorien erprobt – irdischen Hamstern, thoranischen Tilbras, feyanischen Kholphs und terranischen Rhesusaffen. Die Kholphs als einzige lehnten das Zeug völlig ab. Ich selbst habe ein Stück gegessen, und es brauchte zwei Stunden und einen halben Liter Whisky, um den Geschmack wieder loszuwerden“, führte dieser Märtyrer der Wissenschaft aus.
„Schon gut, ich gehe davon aus, daß es als Fuzzynahrung geeignet ist. Glücklicherweise sind alle Fuzzys von Mallorys Port derzeit hier. Gehen wir.“
Ben Rainsfords Flora und Fauna, Mrs. Pendarvis’ Pierrot und Columbine und Gregos Diamant befanden sich im Fuzzyzimmer. Draußen auf der Terrasse wehte ein rauher Wind, und es regnete, wie das an den wenigen unangenehmen Tagen von Mallorys Port üblich war. Die Fuzzys hatten vor sich auf dem Boden dreieckige Bauklötzchen liegen, mit denen sie Muster herstellten. Sandra Glenn warf gelegentlich ein Auge auf sie, während sie mit dem anderen las. Jetzt sprangen alle auf und begannen zu quieken, bis sie sich an die Fuzzyphone an ihren Gürteln erinnerten, sie hervorzogen und riefen: „Heyo, Pappi Vic!“ Er hatte versucht, ihnen zu erklären, daß er höchstens Diamants „Pappi“ war und für den Rest Onkel Vic, aber sie weigerten sich, diesen Unterschied zu machen. Pappi eines Fuzzys – Pappi aller Fuzzys.
„Pappi Vic gibt euch estefee“, sagte er zu ihnen. „Neues estefee, sehr gut.“ Er stellte den Karton ab, holte eine der Scheiben heraus, zerbrach und verteilte sie. Die Fuzzys besaßen feine Sitten – die jüngsten Gäste, Pierrot und Columbine, wurden als erste versorgt, sie wiederum warteten, bis alle anderen bedient waren. Dann knabberten sie gemeinsam los.
Nach wenigen Bissen hörten sie auf.
„Nicht gut“, erklärte Diamant. „Nicht estefee. Will estefee.“
„Schlecht“, meinte auch Flora, und spuckte aus, was sie im Mund hatte, und warf den Rest in den
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