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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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bist?«, fragte ich. Vater quittierte meine Selbstgespräche mit einem erneuten Schlag gegen meinen Hinterkopf, doch ich war viel zu sehr mit meiner Verwunderung beschäftigt, als dass ich Notiz davon genommen hätte. Ein Schwall heißen Bluts schoss mir in den Kopf. Was hatte Norrizz noch alles mitbekommen, welche intimen Details kannte er von mir? Ich schüttelte meine Scham ab, denn es war müßig, sich jetzt darüber Gedanken zu machen.
    »Ich bin doch immer da. Immer .« Mit diesen Worten löste Norrizz sich mit einem breiten Grinsen im Gesicht in Luft auf.
    Die Soldaten stießen mich eine schmale Treppe hinunter. Die stickige Luft roch unangenehm nach Schweiß und anderen Ausscheidungen. Ich würgte. Wir betraten einen schmalen Gang, den nur wenige Lampen erleuchteten. Es war bitterkalt. Ich trug noch immer das zerrissene Hemd, das nur wenig Schutz vor der Kälte bot. Ich unterdrückte ein Zittern.
    Von den Kerkern unterhalb des Palastes erzählte man sich Schauergeschichten, doch ich bezweifelte, dass auch nur ein Zehntel der Märchenerzähler je hier unten gewesen war. Des Öfteren landeten Gesetzesbrecher im Gefängnis, doch die Kerker unterhalb des Palastes waren Verrätern und Kriegsgefangenen vorbehalten.
    Corey stieß mich in eine Zelle am Ende des weitläufigen Ganges. Ich stolperte nach vorn und hätte mir beinahe den Kopf an der gegenüberliegenden Mauer gestoßen, denn der Raum maß gerade einmal drei Yards an jeder Wand. Er war fensterlos, nur eine schwach leuchtende Gaslampe warf ihre grotesken Schatten auf den kalten Boden. Die Zelle lud nicht dazu ein, sich hinzusetzen. In einer Ecke stand ein Eimer, andere Gegenstände gab es nicht. Als ich mich umdrehte, konnte ich gerade noch einen Blick auf Vaters emotionsloses Gesicht erhaschen, ehe sich die schwere Holztür krachend hinter den Soldaten schloss. Ich schlug mit den Fäusten dagegen.
    »Wie lange muss ich hierbleiben?« Niemand antwortete.
    Sie hatten mich allein gelassen, schutzlos der Langeweile und meinen düsteren Gedanken – und dem Dreck – ausgeliefert. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen. Zumindest hatten sie mir die Lampe gelassen, auch, wenn es in der Zelle nichts gab, das es sich zu betrachten gelohnt hätte. Ich ekelte mich vor mir selbst. Der Drang, mich zu waschen und mir frische Kleidung anzuziehen, wuchs immens. Ich sah in den Eimer. Er war leer. Ich drehte ihn um und benutzte ihn als Sitzgelegenheit, denn ich wollte den Kontakt mit dem verdreckten Boden vermeiden. Spätestens, wenn ich den Eimer jedoch für den Zweck benutzen musste, für den er gedacht war, würde ich meinen behelfsmäßigen Stuhl wieder verlieren. Ich fragte mich, wie lange ich ausharren musste, wusste jedoch nicht, ob mir eine Veränderung meiner Situation recht oder unrecht sein sollte. Die Chancen standen gut, dass das Nächste, das ich erleben würde, ein Rendezvous mit dem Henker war.
    Ich fühlte mich unangenehm an meine Zeit im Kerker von Burg Denfolk erinnert. Damals hatten sie mir wenigstens einen Zellengenossen gegönnt. Doch es gab noch einen weiteren entscheidenden Unterschied. Diesmal hatten mich meine eigenen Leute eingesperrt. Wenn einem Ungerechtigkeit widerfuhr, war es leichter, sich damit abzufinden, wenn es irgendwo noch Verbündete gab, die einen im Todesfall betrauerten. Doch diese Gewissheit gab es jetzt nicht mehr. Auf seltsame Weise hatte ich das Gefühl, den Kerker und den Tod verdient zu haben. Ich vermochte nicht mit Gewissheit auszuschließen, dass der König durch meine Hand gestorben war. Andererseits … Durch die Drogen war ich nicht zurechnungsfähig gewesen. Also war es vielleicht doch nicht meine Schuld? Ich klammerte mich an die Hoffnung, man würde mir meine Geschichte glauben. In meinem Werkzeugkoffer mussten noch Spuren der seltsamen Substanz zu finden sein. Aber was, wenn man mir vorwarf, die Drogen selbst erworben zu haben? Spontan fiel mir der Bastard ein. Er hatte mitbekommen, wie ich verzweifelt nach meinem Koffer gesucht hatte. Er konnte mich entlasten. Außerdem gab es noch den Diener, der mir mein Eigentum zurückgebracht hatte. Es würde vielleicht nicht einfach werden, meine Unschuld zu beweisen, doch es war möglich. Ich musste einfach daran glauben, andernfalls wäre ich in Tränen ausgebrochen. Ich hatte mich immer für einen Alven gehalten, der den Tod nicht fürchtete, doch bereits bei meinem letzten Aufenthalt in einem Kerker wurde ich eines Besseren

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