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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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mir breit.
    Es hatte eine Zeit gegeben, als Breanor mich für mein ungebührliches Verhalten geohrfeigt hätte, doch er überging meine schlechten Manieren. Vermutlich erwartete er nichts anderes mehr von mir.
    »Wie ich dir bereits sagte, werde ich nicht zugegen sein, wenn du vor den Richter trittst. Corey wird die Aufgabe des Rechtssprechers übernehmen. Galren hatte zunächst um das Amt gebeten, doch Silena hat ihn davon abhalten können.«
    Ich war froh, dass man sich für Corey entschieden hatte. Er war ein erfahrener Soldat, er würde den Prozess nicht unnötig in die Länge ziehen. Galren hätte meinen Tod genießen wollen, dessen war ich mir sicher. Wahrscheinlich hätte er angeordnet, mich bei lebendigem Leib zu vierteilen. Bei dem Gedanken an Silena wollten mir Tränen in die Augen steigen, aber ich rang meine Emotionen nieder.
    »Wie spät ist es?« Es war eine vollkommen unwichtige Frage, dennoch brannte sie mir auf der Seele.
    »Es ist gleich Mittag.« Breanor machte eine lange Pause, als wüsste er nicht, wie er an sein vorheriges Thema anknüpfen sollte. Dann holte er tief Atem. »Mach dir keine Hoffnung, dass diese Geschichte gut für dich ausgeht.« Ich vernahm einen Anflug von Bedauern in seiner Stimme. Ich hob den Kopf, unsere Blicke trafen sich. Er war ein Meister der Selbstbeherrschung. In seinem Gesicht konnte ich weder Schadenfreude noch Trauer lesen. Er wirkte wie ein Portrait, ungerührt und leer.
    »Der Tod des Königs hat tiefe Wunden geschlagen, gerade so kurz nach unserem Sieg über die Nordmänner«, fuhr er fort. »Der kleine Pinio ist noch zu jung, um selbst zu regieren, an seiner statt wird Myrius den Thron verwalten, bis der Junge volljährig ist.« Er seufzte, zwar nur leise, aber deutlich vernehmbar. »Was auch immer du mit deiner Tat bezwecken wolltest, hat dir lediglich den Tod beschert. Ich habe lange über dich nachgedacht. Zunächst habe ich geglaubt, es sei die trotzige Tat eines dummen Jungen gewesen, der seinen Pflichten entkommen wollte. Dann wiederum habe ich angenommen, du würdest für unsere Feinde arbeiten. Zuletzt jedoch war ich mir sicher, dass du einfach nur verrückt bist und gar nicht wusstest, was du tust. Spätestens, als ich dich mit dir selbst sprechen gesehen habe, gab es keinen Zweifel mehr an dieser Version. Ich hätte es ahnen müssen. Immer schon habe ich gewusst, dass du anders bist. Ich mache mir Vorwürfe, weil ich nicht eher bemerkt habe, von welch abartigem Blut du bist. Vielleicht habe ich es sogar gemerkt, doch nicht wahrhaben wollen.« Er seufzte und strich sich durch den Bart. »Ich habe dennoch veranlasst, der Spur nachzugehen, auf die du mich aufmerksam gemacht hast, aber dein Werkzeugkoffer ist nicht auffindbar. Kein Diener will ihn gesehen haben. Es gibt keinerlei Beweise für deine Unschuld.«
    »Was ist mit Yeshard? Ich habe ihn nach dem Koffer gefragt.« Eigentlich war ich zu müde, um Diskussionen zu führen, aber es ging hier immerhin um mein Leben. Ich hatte es zwar schon abgeschrieben, aber dennoch musste – der Ordnung halber – alles gesagt werden.
    »Yeshard gab an, dir an diesem Tag nicht begegnet zu sein. Die einzigen Alven und Menschen, die dich gesehen haben, berichteten, dass du wie ein Geisteskranker durch die Flure gestürmt bist.«
    Weshalb verwunderte es mich nicht? Ich war mir sehr sicher, irgendjemand hatte einen gut organisierten Plan in die Tat umgesetzt, um mich loszuwerden. Yeshard muss einer ihrer Drahtzieher gewesen sein. Es überzeugte mich endgültig von seiner Beteiligung am Attentat auf den König im letzten Sommer. Müßig, es beweisen zu wollen. Ich nickte nur stumm. Dann war mein Schicksal also besiegelt. Es gab keinerlei Hoffnung mehr für mich. Ich würde sterben.
    »Auf welche Weise wird das Urteil vollstreckt werden?« Ich wunderte mich über meine Abgeklärtheit.
    Breanor seufzte erneut. »Genickschuss nehme ich an.« Jetzt bemerkte ich doch eine Regung an ihm. Ich kannte ihn lange genug, um das Zucken seines Mundwinkels als Missbehagen und Bedauern deuten zu können. »Das Volk verlangt eine öffentliche Hinrichtung durch den Strang, aber Corey wird es nicht zulassen. Die Rufe nach Vergeltung an dem Königsmörder werden immer lauter.« Er räusperte sich, und plötzlich klang er wieder streng und hasserfüllt, vorbei der kurze Moment der Menschlichkeit. »Ich hingegen hätte dich in die Dunkelheit verbannt. Dort hättest du herumirren und zugrunde gehen können, dann hätten wir deine Leiche nicht

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