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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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spielen. Ich war froh, dass Norrizz nicht hier war. Er hätte Vater vermutlich getötet und hinterher behauptet, es sei zu meinem Besten gewesen. Sogleich zwang ich mich, meine Konzentration zu wahren, als könnte ich den Plagegeist allein durch einen Gedanken herbeirufen.
    Breanor nahm die Hände herunter. Sein Gesicht entspannte sich zunächst, dann zuckten seine Mundwinkel, als müsste er ein Schluchzen unterdrücken. »Der König ist tot.«
    Ich schwieg. In Gedanken bemühte ich mich, das Puzzle zusammenzusetzen. Warf man mir vor, etwas damit zu tun zu haben? Ich versuchte krampfhaft, mich an meinen seltsamen Traum zu erinnern, der mich während meines Vollrausches heimgesucht hatte. Castios war nicht darin vorgekommen. Entsetzen breitete sich in mir aus wie Säure. Mein Magen rebellierte, ich unterdrückte ein Würgen.
    »Aber … warum …«
    Ein erneuter Schlag ins Gesicht schnitt mir das Wort ab. Mein Kopf prallte zurück und ich fiel beinahe aus dem Bett. Ich griff mir an die Nase und fühlte warmes, feuchtes Blut.
    »Halt den Mund!« Breanor stellte sich vor mein Bett und beugte sich zu mir herab, bis sein Gesicht nur wenige Zoll von meinem entfernt war. »Man hat ihn zuerst vergiftet und dann erdrosselt. Und zwar mit dem Gurt von deiner Armbrust, die du hütest wie deinen Augapfel. Du warst dumm genug, den Gurt neben der Leiche liegen zu lassen. Es war dir wohl entfallen, dass du deinen Namen in das Leder geritzt hast, wie?« Seine Stimme wurde mit jedem Wort lauter.
    Während ich ihn anstarrte, rasten meine Gedanken. Ich hatte den Gurt auf den Schrotthaufen neben dem Schießstand geworfen. Jeder hätte die Tat begehen können. Man hatte mich mit Drogen betäubt, um mir die Erinnerung an die Ereignisse zu nehmen.
    »Man hat den Verdacht auf mich lenken wollen.« Ich fiepte wie ein kleines Kätzchen. Es klang selbst in meinen Ohren ungewohnt. »Man hat meinen Werkzeugkoffer gestohlen und ihn mit Drogen präpariert. Ich habe keine Erinnerungen an die vergangenen Stunden. Ich schwöre es!«
    Zu diesem Zeitpunkt war ich mir noch relativ sicher, das Missverständnis aufklären zu können, doch Vaters Miene verdüsterte sich nur noch mehr. In ihm würde ich keinen Verbündeten finden.
    »Bist du dir sicher, die Drogen nicht freiwillig genommen zu haben? Wenn du dich an nichts erinnern kannst, wie willst du dann wissen, dass du es nicht getan hast? Dein Hemd ist dreckig und zerrissen. Man erzählte mir, du seiest wie ein Wahnsinniger durch den Turm und den Palast gewütet und hättest alles kurz und klein geschlagen, dessen du habhaft werden konntest. Die Beweise erdrücken dich.«
    Tatsächlich machten sich Zweifel in mir breit. Er hatte recht. Ich vermochte nicht mit absoluter Sicherheit zu sagen, womit ich die vergangenen Stunden verbrachte. Dennoch hatte ich meinen Koffer nicht selbst mit Drogen präpariert.
    »Dr. Kendew hat keine Anzeichen von Drogenkonsum bei dir entdecken können«, fuhr Breanor fort. »Selbst diese Geschichte kann ich kaum glauben. Du bist immer eine tickende Zeitbombe gewesen, und ein Stück weit muss ich mir selbst die Schuld geben. Ich habe dich entgegen der Warnung vieler aufgezogen.«
    »Aber ich bin es nicht gewesen.« Das hoffte ich zumindest.
    »Es gibt eine Tatwaffe, es gibt Zeugen, die dich gesehen haben, und es gibt ein Motiv. Du hast mir klar und deutlich zu verstehen gegeben, dass du nicht in die Leibgarde des Königs aufgenommen werden wolltest. Allerdings hätte ich nie erwartet, dass du so weit gehen würdest.«
    »Du hast mir doch nie etwas geglaubt.« Es war eine Feststellung, keine Anklage.
    »Du hast mir auch immer allen Grund gegeben, dir zu misstrauen. Erinnerst du dich an die Demoveruskugel? Sie ist eine Waffe gegen das Böse und sie hat gegen dich gewirkt. Ich habe nicht wahrhaben wollen, was in dir schlummert.«
    Ein bitterer Geschmack lag auf meiner Zunge. Ich wollte etwas erwidern, aber mir fehlten sowohl Kraft als auch Worte. Mein Kopf schwirrte, nagende Zweifel bohrten sich tief in meine Seele. Was war ich? Wer war ich? Ein Königsmörder? Ein Schwarzmagier? Ein Wahnsinniger? Oder alles zusammen?
    »Ich muss dich verstoßen, um meine Haut zu retten«, sagte Breanor und brachte mich damit in die Realität zurück. »Ich verurteile deine Tat und werde vor Gericht nicht für dich sprechen. Du bist das Abartigste, das mir je begegnet ist.« Seine Worten taten weh, sehr weh. Ich hatte immer geahnt, dass er mich nicht wie einen Sohn liebte, aber dass er mich eines

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