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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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beträchtliche Anzahl Briketts geladen hatte. Natürlich, denn er hatte nach Caverny zurückkehren wollen, hätte ihm der Tod dabei nicht im Weg gestanden. Der Wasserkessel war halb leer, doch an Wasser heranzukommen, würde nach dem Schlüsselproblem nur ein kleiner Hemmschuh sein.
    Ich wandte mich um und fing den Blick von Ylenia auf, die skeptisch die Augenbrauen hochzog. »Ich rühre die Sitzpolster sicherlich nicht an«, sagte sie in anklagendem Ton. Wenn ich ehrlich war, wollte ich mir ebenso wenig die Hände daran schmutzig machen. Arc schien meine Gedanken gelesen zu haben, denn er kam herüber, packte kurzerhand nach der Lehne und der Sitzfläche und riss alles zusammen mit nur einem einzigen Ruck heraus. Er warf die stinkende Bank hinter sich, sie flog mehr als zehn Yards weit und scheuchte dabei erneut einen Schwarm Fliegen auf. Wieder einmal wurde mir bewusst, wie groß die Kräfte des Technoiden waren.
    Arc entfernte auch die Fußmatten und den Stoff, mit dem die Türen von innen bezogen waren, mit einer Akribie, die meinem Sinn für Sorgfalt zur Ehre gereichte.
    »Ist es so besser?«, fragte er. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Ylenia und ich starrten ihn einen Moment sprachlos an.
    »Danke«, brachte ich schließlich kleinlaut hervor.
    Arc nickte und deutete eine Verbeugung an. »Was du wünschst, werde ich tun.«
    Ich hatte ihm zwar nie den Befehl dazu erteilt, war aber dennoch dankbar, dass Arc die unliebsame Arbeit für mich erledigt hatte. Wieder einmal beschämte mich seine bedingungslose Ergebenheit. Ich verspürte den Drang, augenblicklich das Thema zu wechseln.
    »Dieses Problem hätte sich dann wohl geklärt, doch haben wir noch immer keinen Schlüssel, um das Ungetüm zu starten«, sagte ich. Ylenia kam heran und beäugte den bis auf das blanke Metall ausgehöhlten Innenraum.
    »Vielleicht trägt Tesmer den Schlüssel bei sich.« Ihre Worte waren noch nicht ganz heraus, da machte sie bereits eine abweisende Handbewegung. »Ich werde ihn sicherlich nicht danach durchsuchen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wenn er den Schlüssel am Körper getragen hätte, wären die Bauern sicherlich auf die Idee gekommen, dort danach zu suchen.« Ich stieß einen Seufzer aus, nahm meinen Hut ab und fuhr mir durch die Haare. »Mich würde es nicht einmal wundern, wenn Tesmer den Schlüssel hinuntergeschluckt hätte, nachdem ihm bewusst geworden war, dass er den Kampf nicht überleben würde. Er liebte sein Auto.«
    »Was glaubst du, weshalb er überhaupt in den Norden gekommen ist?«, fragte Ylenia mit bedeutungsvoll gesenkter Stimme. Sie trat dicht neben mich, sodass ihre Schulter die meine berührte. Ich verstand die Aufforderung und legte einen Arm um sie.
    »Darüber können wir nur spekulieren. Ich nehme an, der König hatte einen Trupp Soldaten hier oben stationiert. Irgendjemand musste ihnen Botschaften überbringen, oder auch Versorgungsgüter. Das wird Tesmers Aufgabe gewesen sein.«
    Wir verfielen für eine Weile in Schweigen. Als Ylenia es schließlich brach, war ich tief in Gedanken versunken.
    »Und was machen wir jetzt ohne Schlüssel?«
    Ich zuckte zusammen, nahm den Arm von ihrer Schulter und kletterte ins Auto, um die genieteten Messingplatten zu begutachten, die das Innere des Wagens schützten. Dann wandte ich mich zum Heck um, um dem Motor ebenfalls eine Untersuchung zuteilwerden zu lassen.
    »Der Schlüssel ist nur eine oberflächliche Methode, den Laien davon abzuhalten, den Motor zu starten«, sagte ich, nachdem ich mich mit allen Details des Motors vertraut gemacht hatte. Ich schmunzelte in mich hinein. Das sollte also der Prototyp eines fliegenden Wagens sein? Erbärmlich, wie wenig die Ingenieure von Caverny von ihrem Handwerk verstanden. »Ich denke, es sollte kein Problem sein, das Dampfventil zu entriegeln.«
    »Ich bin froh, dass du bei mir bist«, sagte Ylenia. Ihr sanfter Tonfall veranlasste mich dazu, den Blick zu heben. Sie lächelte scheu, was ihrem Charakter ganz und gar nicht entsprechen wollte. Sie hatte es ernst gemeint, und es trieb mir die Schamesröte ins Gesicht. Ich wandte mich hastig ab, damit sie nicht sah, wie mir heißes Blut in die Wangen stieg.
    »Du bist so klug«, fuhr sie fort.
    Ich schwieg, derart peinlich berührt, dass ich mir nichts sehnlicher wünschte, als dass Ylenia endlich den Mund hielt. Lob war ich nicht gewohnt.
    Nachdem sich eine unangenehme Stille zwischen uns ausgebreitet hatte, stürzte ich mich verbissen in meine Arbeit. Ich wollte

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