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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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kannte. Dort filterte eine Dunstglocke aus Abgasen und Smog stets die Sicht auf den Himmel, sofern überhaupt einmal die Sonne schien. Meistens regnete es in der Hauptstadt. Wir erlebten hingegen nur ein einziges Mal einen ordentlichen Regenguss, und den empfand ich nicht einmal als unangenehm. Er weckte die Gerüche der Erde und wusch die Luft noch sauberer, als sie es ohnehin schon war.
    In der Nähe eines winzigen Dorfes, das die Bewohner Vencey nannten, stießen wir verborgen in einem Waldstück auf eine verlassene Hütte. Trotz der geschlossenen Tür und dem sorgfältig daneben aufgeschichteten Brennholzhaufen erkannte ich schon von Weitem, dass seit Längerem niemand mehr dort wohnte. Vor dem Haus überwucherte kniehohes Unkraut den Weg, die Fensterscheiben waren staubblind. Es gab keinen Riegel, die Tür öffnete sich knarrend, als ich an der Klinke zog.
    Das Innere der Hütte bestand aus nur einem einzigen Raum. Er beherbergte ein karges Bett, einen an der Wand befestigten Tisch unter einem Fenster, einen Schrank sowie eine gemauerte Feuerstelle. Es gab auch einen Stuhl, aber er war morsch und erweckte nicht den Eindruck, einen erwachsenen Menschen tragen zu können. Ylenia und ich diskutierten darüber, weshalb die ehemaligen Bewohner ihr Haus aufgegeben haben mochten. Wir kamen jedoch zu keinem befriedigenden Schluss und entschieden, uns für eine Weile dort niederzulassen. Staub und Spinnennetze bedeckten alle Oberflächen, und es kostete uns einen ganzen Vormittag, unser neues Heim bewohnbar zu machen. Es erfüllte mich mit Freude, als ich unser fertiges Werk im Anschluss betrachtete. Ylenia packte unsere Rucksäcke aus und verstaute die Sachen im Schrank. Eine ihrer alten Schürzen diente uns als Tischdecke, und an den Haken über der Feuerstelle hängte sie unser Kochgeschirr auf. Ich empfand Stolz über meine erste eigene Bleibe, auch, wenn sie nichts gemein hatte mit dem Luxus im Perlenturm.
    Wir blieben ungezählte Tage. Der Frühling schritt voran und wir verlebten die glücklichste Zeit unseres Lebens. Sogar Arc schien mit der Situation zufrieden zu sein, denn er lächelte oft und beklagte sich nie – das hatte er ohnehin nie getan, aber ich redete mir ein, ihm gefiele unser neues Leben. Gefragt habe ich ihn nie danach. Es mangelte uns an nichts. Ein Wildpfad unweit der Hütte führte zu einer Wasserstelle, in die sich ein kleines Rinnsal ergoss, das von einem dahinterliegenden Abhang herunterplätscherte. Mr. Tesmers Automobil parkte hinter dem Haus. Ich wünschte mir, es nie wieder benutzen zu müssen. Wir verfügten über trockenes Holz, und in Vencey gelang es Ylenia, ein wenig Obst und Gemüse sowie einige Wurzeln und Knollen zur eigenen Anzucht zu erwerben. Wieder einmal machten sich ihre Pendel und Amulette bezahlt. Ich hieß es zwar nicht gut, dass sie die abergläubische Landbevölkerung derart ausnutzte, doch ich ließ sie gewähren und schluckte mein schlechtes Gewissen hinunter. Wir lebten als Minna und Evan zusammen, und wir fügten uns in unsere Rollen, bis ich geneigt war zu glauben, nie etwas anderes gekannt zu haben. Mittlerweile schliefen wir jede Nacht in einem Bett, auch genierten wir uns nicht voreinander, wenn wir gemeinsam ein Bad in unserer Wasserquelle nahmen. Ich wünschte, ich hätte die Zeit zum Stillstand bringen können, doch je mehr Tage verstrichen, desto mehr Sorgen und düstere Gedanken drängten sich mir auf. Als Ylenia eines Abends nach einem wilden Liebesspiel in meine Arme sank und wir schweigend an die Zimmerdecke starrten, kam mir urplötzlich Yeshard in den Sinn. Der Bastard hatte mich immer ein bisschen angeekelt, allein seines Blutes wegen. Jetzt befand ich mich auf bestem Weg, selbst einen Mischling in die Welt zu setzen. Ein Gedanke führte zum nächsten, und mich überrollten Ängste um unsere Zukunft, die ich während unserer glücklichen Tage an den Rand meines Bewusstseins gedrängt hatte.
    Ich beschloss, das Thema anzuschneiden. »Hast du schon darüber nachgedacht, wie es weitergehen soll mit uns?« Ich räusperte mich, denn meine Stimme war vom langen Schweigen belegt. »Möchtest du mit mir hierbleiben, bis ans Ende unserer Tage?«
    Ylenia kuschelte sich dichter an meine Schulter, antwortete aber nicht sofort. »Für immer? Nein.«
    Ihre Worte erschreckten mich, obwohl ich mir nicht erklären konnte, weshalb. Es lag etwas Endgültiges in ihrer Antwort.
    »Weshalb nicht? Könntest du dir nicht vorstellen, eine Familie zu gründen? Der Winter wird

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