Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
Vom Netzwerk:
verschuldet seien, weil sie über ihre Verhältnisse lebten. Ich mied Galrens Nähe, wann immer es mir möglich war.
    Trond und sein bester Freund Rigus waren Mitläufer. Sie sprachen wenig und hielten sich aus Streitigkeiten heraus, wofür ich ihnen sehr dankbar war. Silena blieb mir ein Rätsel. Mich befremdete der Anblick einer Frau, die eine militärische Karriere anstrebte. Sie erwies sich als sehr begabte Magierin, und es blieb kein Zweifel darüber offen, dass dies der Weg war, den sie gehen würde. Ihr schwächstes Fach war Mathematik. Manchmal ließ ich sie bei mir abschreiben, obwohl ich mir nicht erklären konnte, weshalb ich ihr half. Wahrscheinlich mochte ich ihre ruhige und diplomatische Art. Bei ihr hatte ich nicht das Gefühl, ein seuchenkranker Aussätziger zu sein, den man mit Verachtung strafen musste.
    Einmal in der Woche unterbrachen wir unser Eremitenleben und gingen in die Stadt, um einen Gottesdienst zu besuchen. Es hätte eine nette Abwechslung sein können, wenn ich Gottesdienste nicht so sehr gehasst hätte. Ich sah keinen Sinn darin, eine Kerze zu entzünden und einen Heiligen anzubeten, dessen Existenz sich nicht beweisen ließ. Zumindest verstand ich dank des Unterrichts endlich die alvischen Worte des Priesters, auch wenn sie mich nicht sonderlich interessierten. Als Kind hatte ich mich bei Gottesdiensten immer fürchterlich gelangweilt, weil ich kein Wort von dem verstanden hatte, was gepredigt wurde. Trotzdem verlangte Vater immer von mir, daran teilzunehmen. Reine Zeitverschwendung. Ich hatte nie an einen Gott geglaubt, dazu war ich zu sehr Naturwissenschaftler und Techniker. Allerdings beneidete ich Menschen und Alven, die an etwas glaubten. Es musste ein beruhigendes Gefühl sein, das Schicksal in die Hände eines Gottes zu legen und für alles Schlechte in der Welt einen Verantwortlichen parat zu haben. Mir war diese Geisteshaltung nie vergönnt gewesen.
    Die Wochen und Monate verstrichen. Obwohl ich mir – abgesehen von meiner Unfähigkeit, Magie zu wirken – nichts mehr hatte zuschulden kommen lassen, verschärfte sich Myrius’ Hass mir gegenüber weiter. Unnötig zu erwähnen, dass er meinen mangelnden Lernfortschritt Breanor petzte, der mir daraufhin die Ohren lang zog. Nachdem ich ihm versprach, mich zu bessern, beruhigte er sich. Glücklicherweise verschonte mich Norrizz mit weiteren Besuchen. Das Verhältnis zwischen mir und den anderen Schülern blieb angespannt, vor allem Galren und Per entwickelten sich zu meinen persönlichen Widersachern, obwohl ich es eigentlich nie darauf angelegt hatte, mich mit ihnen zu messen oder auch nur zu beschäftigen. Ich versuchte stets, ihnen aus dem Weg zu gehen, was auf einer derart kleinen Insel kein einfaches Unterfangen darstellte. Die beiden hingegen schienen die Gelegenheiten, mich zu beschimpfen und anzufeinden, regelrecht zu suchen, was nicht zu ihrem sonst aristokratischen Verhalten passen wollte. Per war von adligem Blut, er legte stets großen Wert darauf, tadellose Manieren an den Tag zu legen – allerdings nur, solange sich eine Autoritätsperson in der Nähe aufhielt. Er entwickelte sich zum wahren Lehrerliebling. Galren stand stets in seinem Schatten und folgte ihm auch wie ein solcher. Er gab vor, aus einer angesehenen Familie zu stammen, obwohl ich wusste, dass dem nicht so war. Seine Eltern waren zwar nicht bettelarm, jedoch kaum wohlhabender als die Mittelschicht und noch dazu verschuldet. Ich denke, Per genoss es, wenn Galren ihm Honig ums Maul schmierte.
    So verstrichen meine Tage an der Akademie, und eine ganze Zeit lang war mein Leben ausschließlich mit schulischen und zwischenmenschlichen Problemen erfüllt.
    Erst ein Tag gegen Ende des Winters brachte eine Wende, weshalb er mir deutlich in Erinnerung geblieben ist. Kälte überzog das Land mit frostigen Eiskristallen, die Sonne schien und ließ die Felsen der Insel glitzern wie Edelsteine. Mit bis unter die Nase gezogenen Schals und zugeknöpften Mänteln standen wir Schüler auf einem kleinen gepflastertem Plateau hinter dem Haupthaus und lauschten voll Euphorie den Worten von Jonnef, unserem Kampflehrer, der uns nach wochenlangem Schwerttraining endlich in die Geheimnisse der modernen Schusswaffen einweihen wollte. Ich war es leid, mit der Klinge zu üben, hatte ich doch schon vor meiner Zeit an der Akademie oft mit Waffen trainiert. Keiner meiner Mitschüler stellte einen würdigen Duellpartner für mich dar, und selbst Jonnef hatte immer wieder betont,

Weitere Kostenlose Bücher