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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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wäre dir unglaublich dankbar, wenn du dich noch heute an die Arbeit machen könntest. Falls dir die Reparatur gelingen sollte, möchte ich es euch in der morgigen Stunde noch einmal vorführen, bevor ich es wieder hergeben muss.« Jonnefs sehnsuchtsvoller Blick verriet, wie schwer es ihm fallen würde.
    »Heute Nachmittag ist Magieunterricht«, sagte ich in einem Tonfall, der meine Begeisterung für dieses Fach unterstrich. »Das darf ich nicht verpassen.«
    Jonnef kratzte sich am Kopf. »Ich werde Myrius bitten, dich für heute Nachmittag zu entschuldigen.«
    »Das kann doch wohl nicht Ihr Ernst sein!«, keifte Per. Seine Stimme überschlug sich. »Das ist nicht gerecht!«
    »Was gerecht ist, entscheide immer noch ich«, polterte Jonnef, plötzlich wieder im militärischen Tonfall. Per zuckte unmerklich zurück, sagte aber nichts mehr.
    Nachdem ich die Waffe kurz untersucht hatte, drückte Jonnef mir fünf goldene Münzen in die Hand und schickte mich in die Stadt, um ein Ersatzteil zu besorgen. Ich hatte mit geübtem Blick sofort erkannt, weshalb das Vectioletus streikte, doch dieses Wissen behielt ich für mich.
    Mit einer Mischung aus Schadenfreude und grimmiger Wut betrat ich das Amovium und warf den Motor an. Man hatte mir gestattet, es allein zu bedienen, denn ich war bestens mit der Technik vertraut. Für gewöhnlich durften die Schüler das Amovium nur in Begleitung eines Lehrers benutzen, was diesen sehr gelegen kam, denn es stellte sicher, dass kein Schüler unerlaubt die Insel verließ.
    Als das Gefährt knirschend am anderen Ufer anlegte, durchfuhr mich kurzzeitig der Impuls, zurück nach Hause zu laufen und Vater zu bitten, die Ausbildung abbrechen zu dürfen. Doch diesen schändlichen Gedanken verwarf ich sofort wieder. Aufgeben war ein ekliges Wort, das ich mich kaum auszusprechen traute. Ich hatte mir geschworen, ein guter Soldat zu werden und Vater stolz zu machen, also schluckte ich meine Abneigung gegen die Enge der Insel und das Zusammensein mit den anderen Schülern hinunter und machte mich auf den Weg zum Schrottplatz. In meiner Hosentasche klimperten die fünf Goldenen, die ich für mich behalten würde, wenn ich ein passendes Teil auch umsonst bekommen konnte.
    Die Sonne verzog sich binnen weniger Minuten hinter eine dichte Wolkendecke, es begann zu regnen. Wenn ich genauer darüber nachdachte, regnete es fast jeden Tag in Elvar. Eine hässliche Stadt, ebenso hässlich wie ihr Wetter. Mein Weg führte mich durch Gegenden, in die sich kaum ein Alve je wagen würde. Die Gebäude im Hafenviertel hatten nichts mit den kleinbürgerlichen Reihenhäuschen anderer Stadtviertel gemein, wo die Gehsteige sauber und gepflegt und die Siedlungen von kleinen Parkanlagen durchbrochen waren. Hier am Hafen lebten nur verarmte Menschen.
    Mit Farbe beschmierte Häuserwände, brüchige Fassaden und Straßen voller Unrat erstreckten sich vor mir. Darüber klebte förmlich eine dichte Wolke aus Smog, Staub und Gestank, vor der ich mich ekelte. Ich schlug den Kragen meines Mantels nach oben und bemühte mich, durch den Mund zu atmen.
    Vor der Tür einer Kaschemme, aus der mir der Gestank von schalem Bier entgegenschlug, stand eine Frau auf der Vordertreppe. Trotz der niedrigen Temperaturen trug sie nur einen kurzen Rock, ihr Oberkörper war nackt bis auf einen Umhang, der um ihre Schultern lag. Sie hatte dunkles Haar, das ihr wie ein Teppich bis auf die Hüften hing. Obwohl die Dame mindestens doppelt so alt war wie ich, hätte ich sie als attraktiv bezeichnet. Mein Blick streifte ihre blanken Brüste, und eine Woge aus Hitze durchströmte mich. Ich schämte mich dafür. Die Dame war eine Menschenfrau, und noch dazu eine der billigen Huren aus dem Hafenviertel, bei denen man sich mit Kratzfieber infizieren konnte. Dennoch entsprachen meine Bedürfnisse denen aller jungen Männer auf der Schwelle zur Volljährigkeit. Einen Augenblick lang klimperte ich mit den Münzen in meiner Hosentasche und dachte darüber nach, einen kleinen Abstecher in das windige Etablissement zu machen. Glücklicherweise bewahrte mich die Dame vor diesem Fehltritt, denn sie rümpfte die Nase und warf mir einen abwertenden Blick zu.
    »Du traust dich noch, hierherzukommen?«, fragte sie, als ich an ihr vorbeiging. »Bist du schwachsinnig? Hier ist es gefährlich für einen von deiner Rasse. Ich würde nicht einmal die Beine für dich breit machen, wenn du mir neben deinem Geld noch drei Kilo Tabak und ein warmes Bett versprechen

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