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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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sie.
    »Sozusagen. Er folgt mir überall hin. Er ist mein Freund.«
    Sie stieß die Luft zwischen ihren Zähnen aus. »Seltsam, einen Roboter seinen Freund zu nennen. Die Wunder von Elvar faszinieren mich schon jetzt.« Ihre Miene hellte sich auf. »Ich denke, hier werde ich mich wohlfühlen. Es ist alles so aufregend! All die technischen Errungenschaften schreien förmlich danach, von mir entdeckt zu werden.«
    Ich schüttelte den Kopf angesichts ihres plötzlichen Stimmungswechsels.
    »Du bist sehr beliebt unter deinen Kameraden, oder?«, fragte sie. »Sicherlich hast du viele Freunde.«
    Ich stieß ein amüsiertes Schnauben aus. »Nein, eigentlich mag mich überhaupt niemand. Aber ich habe dem König bei dem Angriff auf den Palast das Leben gerettet, indem ich Arc befohlen habe, ihn aus der Gefahrenzone zu bringen. Ich nehme an, man hat mich zum Helden erklärt.« Einerseits gefiel mir der Gedanke, andererseits erschreckte er mich. Lange hatte ich mir mehr Anerkennung gewünscht, aber in mir regte sich allmählich die Angst vor der eigenen Courage.
    »Der Technoid befolgt ausschließlich deine Befehle?« Aus ihrer Frage hörte ich ausnahmsweise keine Herausforderung, sondern ehrliches Interesse heraus.
    »Nein, nicht nur. Solange ich nicht in der Nähe bin, arbeitet er wie ein gewöhnlicher Hausdiener. Aber er lässt sich nur von mir warten.«
    Erneut knarrte die Tür. Ylenia straffte sich und strich eilig die Falten ihres Kleids glatt. Ich wandte den Kopf und starrte zur Tür. Vater erschien auf der Schwelle. Mein Herz rutschte mir in die Hose. Stocksteif erhob ich mich und trat ihm entgegen. Er musterte mich mit ernster Miene. In seinem Gesicht konnte ich keinerlei Emotionen ablesen. Er streckte mir seine Hand zum Gruß entgegen, ich erwiderte seinen festen Händedruck. Ich weiß nicht, weshalb es mir jedes Mal einen Stich versetzte, wenn Vater sich so verhielt, aber irgendetwas erweckte in mir stets die Hoffnung, er könnte mich umarmen und mir sagen, wie sehr er mich liebte. Ich schalt mich einen Narren. Das hatte er noch nie getan, allmählich hätte ich mich daran gewöhnen müssen.
    »Fyn, ich freue mich über deine Rückkehr.« Es klang wie eine hohle Floskel. »Ich habe mit dem Schlimmsten gerechnet.« Seine Worte vermittelten den Eindruck, dass er sich in etwa so sehr über meine Rückkehr freute, als hätte er eine verschollen geglaubte Geldbörse wiedergefunden. Ich stellte mir die Frage, ob er in all den Jahren jemals mehr in mir gesehen hatte als ein Werkzeug. Er hatte mich zum Techniker ausgebildet, und ich konnte mich des Verdachts nicht erwehren, dass er mich als Instrument benutzte, um dem König gefällig zu sein. Vielleicht lag es daran, weil ich nicht sein leiblicher Sohn war. Die Soldaten der Liga heirateten nicht oder nur sehr selten, und so durfte ich es ihm nicht einmal übel nehmen, dass er mich nicht liebte. Ich rang die tiefe Traurigkeit nieder, die sich in meine Seele zu fressen drohte, und zwang mich, in die Realität zurückzukehren.
    Breanors Blick glitt über meine Schulter. Er zog die Augenbrauen hoch, vermutlich hatte er Ylenia entdeckt. »Jonnef erzählte mir, dass du in Begleitung einer Dame gekommen seist.«
    Hinter mir raschelte Ylenias Kleid. Schritte näherten sich. Neben mir kam sie zum Stehen, im Gesicht ein breites Grinsen, wie ich es selten bei ihr erlebt hatte. Sie machte einen Knicks. »Sie müssen Breanor sein. Fyn hat mir von Ihnen erzählt.«
    Hatte ich?
    »Mein Name ist Ylenia Harron, ich habe Ihren Sohn aus dem Kerker befreit. Wir haben wochenlang in einer Herberge in Brysben gelebt, ehe Fyn kräftig genug war, die Reise hierher anzutreten.«
    Vater machte eine Geste, woraufhin Ylenia ihren Redefluss unterbrach. Scheinbar verfehlte sein autoritäres Gebaren auch bei ihr seine Wirkung nicht.
    Er lächelte kühl. »Ich bin sicher, wir werden uns später noch unterhalten können, Miss Harron«, sagte er zwar freundlich, aber bestimmt. »Vorerst wünsche ich, mit meinem Sohn allein zu sprechen. Vor der Tür wartet ein Hausdiener. Er wird sich um Ihr leibliches Wohl kümmern und Sie in ein anderes Zimmer bringen.« Die Art, wie er seine Worte wählte und betonte, ließ keinen Widerspruch zu, sogar die kesse Ylenia nickte nur stumm. Ihr Lächeln erstarb, und ich sah ihr die Enttäuschung an. Vermutlich hatte sie mit überschwänglichen Dankesbekundungen gerechnet. Ein Anflug von Genugtuung streifte mich. Weshalb sollte es ihr anders ergehen als mir? Ich schlug mich

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