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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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hast, sollte nicht durch Klatsch und Tratsch an die Ohren des Königs gelangen, sondern von dir persönlich.«
    In Ermangelung einer besseren Antwort nickte ich.
    »Wir haben ihn für tot erklärt«, versuchte Lan, sich zu verteidigen. Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Da ist es doch verständlich, dass wir uns freuen.«
    Jonnef erwiderte nichts, sondern schüttelte nur den Kopf, als könnte er nicht fassen, wie sich seine Kameraden aufführten.
    »Und wer ist die Dame an seiner Seite?«, fragte Yeshard. Sein Tonfall war neckisch, als unterstellte er mir, mit ihr angebandelt zu haben. Unwillkürlich schoss mir ein Schwall heißen Bluts in den Kopf. Ylenia trat einen Schritt vor, räusperte sich und deutete eine Verbeugung an.
    »Ich bin diejenige, die ihn aus Awbreeds Kerkern befreit hat.« Sie blickte in die Runde, die Nase in die Luft gereckt. Offensichtlich genoss sie die Aufmerksamkeit. Ich ärgerte mich mittlerweile kaum noch über ihr Betragen. Unglaublich, wie schnell man sich an das sonderbare Verhalten anderer gewöhnte.
    Ein Raunen ging durch die Gruppe, das Jonnef abermals mit einer Handbewegung beendete. »Genug davon. Wer auch immer sie ist, sie wird sich den Fragen des Königs stellen müssen. Geht jetzt bitte, ich bringe Fyn und seine Begleitung erst einmal dorthin, wo sie vor euren bohrenden Fragen sicher sind.«
    Lan, Grid und Yeshard gaben sich geschlagen und wandten sich ab. Dennoch spürte ich ihre Blicke im Nacken prickeln, als Jonnef uns die Treppe hinauf und in einen Aufenthaltsraum der Soldaten führte.
    »Interessiert es Sie denn überhaupt nicht, was wir erlebt haben?«, fragte Ylenia, als Jonnef uns hineinbugsiert hatte und sich anschickte, die Tür von außen zu schließen. Ihr Blick war erwartungsvoll, beinahe anklagend.
    Ich biss mir auf die Unterlippe. Mir hätte bewusst sein müssen, dass sie mit ihrer vorwitzigen Art bei Hofe anecken würde.
    Ich bereitete mich innerlich auf eine Zurechtweisung von Jonnef vor, doch er bedachte die junge Menschenfrau nur mit einem mitleidigen Lächeln. »Ich werde es früh genug erfahren. Neugier ist eine Eigenschaft, derer sich ein Soldat der Liga nicht rühmen sollte.« Er wandte sich an mich. »Ich werde Breanor über deine Rückkehr unterrichten.« Mit diesen Worten schloss er die Tür.
    Ylenia blies die Wangen auf und schüttelte den Kopf. »Er lässt dich mit einer Dame allein? Hattest du nicht gesagt, bei Hofe sei man steif?«
    Sie ging zum Fenster, zog die Vorhänge beiseite und spähte auf den Hof hinunter, als befände sie sich in ihren eigenen Schlafgemächern. Sie bewegte sich mit einer Selbstverständlichkeit, die mich teils empörte, teils faszinierte.
    »Du bist eine Menschenfrau und ich ein Soldat der Liga«, knurrte ich. »Natürlich lassen sie mich mit dir allein.«
    Ich ärgerte mich über ihre Respektlosigkeit. In diesem Punkt hatte ich mich noch nicht an ihr Verhalten gewöhnt. Glaubte sie tatsächlich, dass ein Mann, der im Dienst des Königs stand, etwas Schändliches tun würde? Ich fühlte mich gekränkt und beleidigt, ließ mir aber nichts anmerken.
    Ylenia sank seufzend auf einen Sessel. »Entschuldige bitte, aber für derart verbohrt hatte ich nicht einmal die Weißen Schatten gehalten.« Sie senkte die Stimme und kicherte. »Oder hat man euch entmannt, als ihr euer Abzeichen verliehen bekamt?«
    »Vielleicht haben Alven einfach ein wenig mehr Anstand im Leib als ihr Menschen«, erwiderte ich trotzig. »Aber ich kann dir keinen Vorwurf machen, denn wer im Haus eines Hochverräters gedient hat, geht grundsätzlich erst einmal vom Schlechten aus.«
    Ylenias Augen wurden schmal und sie presste die Lippen aufeinander. Ein Schmunzeln stahl sich auf mein Gesicht. Unsere kleinen Ränkespiele begannen allmählich, mir zu gefallen.
    »Du hältst dich für den edlen Retter Calaniens, der niemals etwas Unrechtes tut und seine Bedürfnisse hintenanstellt, oder?« Über ihre Züge huschte ein bittersüßes Lächeln. »Du versteckst dich hinter einer Fassade, Fyn. Niemand ist perfekt, auch wenn du es gern wärst. Du bist ein Egoist wie jeder Mensch und jeder Alve. Sicherlich hast auch du schon einmal etwas Unrechtes getan oder anzügliche Gedanken gehegt.«
    Hatte ich behauptet, unsere Ränkespiele gefielen mir? Ich musste mich korrigieren. Ylenia besaß ein angeborenes Talent dafür, Schorf von alten Wunden zu kratzen. Es erschreckte mich, wie scharfsinnig sie Schlüsse zu ziehen vermochte.
    »Zumindest gebe ich mir Mühe,

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