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Fyn - Erben des Lichts

Fyn - Erben des Lichts

Titel: Fyn - Erben des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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perfekt zu sein. Andere tun nicht einmal das.« Es waren die Worte eines Mannes, dem keine bessere Erwiderung einfiel. Ylenia schwieg, doch insgeheim wussten wir beide, wer das verbale Duell gewonnen hatte.
    Ich ließ mich ebenfalls in einen Sessel fallen, nicht ohne zuvor den Staub herausgeklopft zu haben. Das Zimmer, in das Jonnef uns gebracht hatte, wurde von den Soldaten nur selten genutzt. In den Schränken und Regalen stapelten sich allerhand nutzlose Gegenstände und Nippes, vermutlich hatte König Castios den Raum diskret zu einem seiner Außenlager für all den Ramsch und Kitsch erklärt, den er in seinem Palast nicht mehr unterbringen konnte. Auf allem lag eine dicke graue Staubschicht. Ich verzog angewidert das Gesicht.
    »Kann es sein, dass du unter seltsamen Manien und Marotten leidest?« Ylenias Tonfall war schneidend und offensichtlich darauf ausgelegt, zu verletzen. Ich sagte nichts, sondern sah sie nur fragend an. Sie mochte es ganz und gar nicht, wenn man auf ihre Sticheleien nichts erwiderte. Stets bohrte sie so lange, bis sie erreicht hatte, was sie wollte. Doch diesmal schwieg ich nicht, um ein Spiel mit ihr zu spielen, sondern weil mir tatsächlich keine passenden Worte einfielen.
    »Du hast eindeutig einen Fimmel«, schnaubte sie, lehnte sich im Sessel zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich habe immer gedacht, Soldaten seien dreckige Rüpel, denen Hygiene und Ordnung mehr als egal sind.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    Ylenia zuckte die Achseln. »Wie dem auch sei, du übertreibst es eindeutig. Weißt du, welcher Ansicht ich bin?« Sie lehnte sich ein wenig nach vorn und senkte die Stimme. Ich wollte nichts von ihren Ansichten hören, aber sie fuhr unerbittlich fort: »Krankhafte Ordnung zeugt ebenso wie krankhafte Unordnung von einem gestörten Geist.«
    »Und wenn schon.« Ich drehte den Oberkörper von ihr weg, weil ich nicht wollte, dass sie sah, wie mir die Schamesröte ins Gesicht stieg. Eine dumme Göre, die in meinen Problemen stocherte, hatte mir gerade noch gefehlt.
    »Deine Unterarme sind vernarbt. Schneidest du dich absichtlich? Weshalb tust du das?« Ylenia setzte noch einmal nach. »Du solltest dich nicht ständig selbst bemitleiden.«
    Meine Wut steigerte sich, doch ich zwang mich, mir meinen Ärger nicht anmerken zu lassen. »Du solltest damit aufhören, dich in meine Angelegenheiten einzumischen«, presste ich hervor. Ich hatte nicht erwartet, dass sie meiner Forderung nachkommen würde, doch außer einem mitleidigen Seufzer erwiderte sie nichts mehr.
    Als die Stille zwischen uns begann peinlich zu werden, hörte ich, wie die Tür sich knarrend öffnete. Ich fuhr herum. Mit einem metallisch klingenden Geräusch setzte Arc einen Fuß ins Zimmer. Man hatte ihn während meiner Abwesenheit augenscheinlich nicht gut gewartet.
    Ich sprang vom Sessel auf, machte einen Satz zur Tür und umarmte den Technoiden. Der Geruch von Öl und Ruß stieg mir in die Nase. Ich hatte ihn vermisst.
    »Arc! Auf dich habe ich mich am meisten gefreut.« Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Ylenia mir einen skeptischen Blick zuwarf.
    »Dann ist es also wahr, was man sich erzählt«, sagte Arc. »Du bist wieder da.« Er verzog das Gesicht zu einem Grinsen, obwohl es eher wie ein schwaches Abbild eines solchen wirkte. Emotionen zu zeigen, gehörte nicht zu den Dingen, auf die man einen Technoiden programmierte.
    »Ja, ich bin wieder da.« Seit langer Zeit verspürte ich zum ersten Mal wieder echte Freude.
    Ein blechern klingendes Lachen erklang. »Da bin ich aber froh. Endlich gibt es wieder jemanden, der meine Gelenke schmieren kann. Es reibt so unangenehm.«
    Ich gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter. »Weshalb bist du damit nicht zu meinem Vater gegangen?«
    Arc schüttelte vehement den Kopf.
    »Arc! Komm her«, brüllte eine Stimme von draußen. »Wo bist du?«
    Der Technoid warf mir einen entschuldigenden Blick zu. »Ich muss arbeiten«, sagte er. »Aber zuvor wollte ich nachsehen, ob du tatsächlich wieder da bist.«
    Ich musste ihm noch zehn Mal versichern, dass ich nicht wieder gehen und ihm bald die Gelenke schmieren würde, ehe Arc sich endlich dazu durchrang, die Tür hinter sich zu schließen und wieder an seine Arbeit zu gehen. Mit einem Lächeln im Gesicht ließ ich mich zurück in den Sessel fallen. Meine Laune hatte sich gebessert und konnte selbst durch Ylenias missmutiges Gesicht nicht geschmälert werden.
    »Ist er dein Haustier?«, fragte

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