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Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)

Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)

Titel: Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fricke
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werdet ihr zwei Mal in der Woche, mittwochs und freitags zum Training erscheinen. Dieses Training ist geheim und nur für Ohren bestimmt, von denen ihr wisst, dass sie Eingeweihte sind, wie ihr.“ Wieder ein demonstrativ strenger Blick. Ein Schauer lief mir über den Rücken.
    „Woher weiß ich denn, wer…?“ Meine Stimme versagte vor Nervosität. Luna drückte meine linke Hand.
    „Das werdet ihr lernen. Man kann es natürlich nicht immer wissen. Meistens erkennt man sich aber untereinander, ein Wort, ein Blick und ihr wisst, mit wem ihr es zutun habt. Ich stelle euch nun euren Trainer vor.“ Rhuni hatte den Satz kaum beendet, als die Tür, durch die wir gekommen waren aufgezogen wurde und ein bulliger Mann mit Bart und Glatze den Raum betrat. Er wirkte unfreundlich und aggressiv. Mein Verdacht bestätigte sich, als Rhuni den Mann aufforderte sich zu präsentieren:
    Der Mann verwandelte sich in ruckartigen und brutal wirkenden Bewegungen in einen übergroßen Bären. Sein Fell war schwarz wie die Nacht und am Kopf hatte er eine große, fleischfarbene Narbe. Luna und ich erschraken und sprangen einander in die Arme. Wir taumelten gemeinsam zurück und stießen an unsere Mutter, die uns beruhigend über den Haarschopf strich. 
    „Das ist Harry. Er sieht gefährlicher aus, als er ist. Seine Familie ist schon seit Jahrhunderten für die Ausbildung der Formwandler zuständig. Er wird euch beibringen, damit umzugehen und eure Fähigkeiten in der Tiergestalt auszunutzen.“, erklärte die Älteste gelassen, während der große, stinkende und sabbernde Bär neben ihr stand.
    „Ich werde die beiden auf das Training vorbereiten.“, versicherte unsere Mutter und Rhuni nickte wohlwollend. Dann erhob sie sich von ihrem Stuhl, strich sich ihr einfaches, braunes Gewand gerade und verließ den Raum.
    Harry verwandelte sich wieder zurück, sobald die Tür sich geschlossen hatte. Plötzlich wirkte er in seiner menschlichen Gestalt weniger Furch einflößend, aber immer noch schrecklich genug, um mir und meiner Schwester die Sprache zu verschlagen.
    „Keine Angst, Kinder. Ich bin eigentlich ein Kuschelbär.“ Er lachte laut, zu laut für unsere Kinderohren. Wir nickten, da sich mein Mund wie zugeschweißt anfühlte. Ich war mir sicher, dass Luna genau das gleiche dachte wie ich: Wie ein Kuschelbär sah der aber nicht aus!
    „So, Kinder, nur damit das noch mal deutlich wird: Ihr verratet keinem - ich wiederhole: keinem! - von euren oder unseren Gaben. Erst recht keinem Außenstehenden aus der Stadt oder der Schule, ist das klar?“ Wir nickten beklommen.
    „Und nur des Verständnisses wegen: Ihr zeigt es auch keinem oder lasst jemandem dabei zusehen, habt ihr gehört? Am besten benutzt ihr eure Gabe nur in Anwesenheit eurer Eltern oder mir, klar?“
    Sonnenklar, er sprach sehr laut und wirkte extrem aggressiv. 
    „Also, wenn ihr zu Hause übt, dann nur im Haus. Ich will keinen von euch, keinen von euch , tags oder  nachts auf der Straße, im Wald, im Teich, in der Kapelle oder sonst wo als Tier erwischen. Ist die Botschaft angekommen?“ 
    Wir nickten erneut.
    „Gut, brave Kinder. Ihr könnt gehen.“
    Das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Der Typ war groß, sprach zu laut und wirkte total streng. Ich wollte einfach nur weg von ihm und so schnell wie Luna bei der Tür war, fühlte sie genau das gleiche.
    Auf dem Heimweg fragte Luna Mama, während wir die Räder den Hügel zu unserem Haus hochschoben:
    „Was meinte die Älteste Rhuni damit, bis sich unsere Gabe stabilisiert hat?“
    „Am Anfang sind die Gaben noch etwas wackelig. Die Kinder können sie oft noch nicht richtig kontrollieren und…“ Wie zur Illustration Mamas Worte, spürte ich ein kurzes Kribbeln in meinem Bauch, das sich zur Nase hinaufarbeitete und in dem Moment, da ich aus vollem Halse nieste, verschlug es mich in meinen Wolfskörper. 
    Zitternd stand ich auf allen Vieren, das Rad war ein Stück die Straße hinunter gerollt, bis es schließlich scheppernd zu Boden krachte.
    Die Verwandlung kam so plötzlich und unerwartet, dass ich im ersten Moment gar nicht begriff, was geschehen war. Luna und Mama lachten, als ich mich wieder zurückverwandelte und hastig wieder in meine Anziehsachen schlüpfte. Ich bedachte sie mit bösen Blicken, musste aber schnell auch lachen.
    „Weist du, dass du lila schimmerst, wenn du ein Wolf bist?“, fragte Luna, als ich mein Rad geholt und zu meiner Familie aufgeschlossen hatte. 
    „Und du blau.“ Wir lachten

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