Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)
aufwiesen.
Das Schicksal hatte gut gewählt, schon das erste Lied auf der CD passte wie Arsch auf Eimer. Es ging um Verrat und Sünde. Der Protagonist hatte einen Fehler gemacht, den er zutiefst bereute. Aus diesem Fehler brach eine Flut von Ereignissen los, die am Ende alle auf das lyrische Ich einschlugen und ihm die Kraft zum Atmen nahmen.
Wenn ich doch nur gewusst hätte, was mein Fehler gewesen war…
War das wirklich das Problem? Dass wir zu verschieden waren? War es mein Fehler gewesen, zu glauben, wir könnten alle Hürden gemeinsam nehmen? Wir hatten immerhin drei Jahre lang zusammen gemeistert! Wir hatten uns arrangiert mit all den Unannehmlichkeiten und den Mankos des Partners. Wir lebten zusammen. Gab es denn wirklich ein Problem?
Oder versuchte ich es mir einzureden, damit ich die Realität irgendwie mit der Vision zusammen bekam? Natürlich bestand immer die Möglichkeit, dass man sich auseinander lebte oder plötzlich feststellte, dass man nicht füreinander geschaffen ist… Aber die gibt es bei jedem Paar und ich weigerte mich einfach zu akzeptieren, dass meine Beziehung nicht in meinen Händen lag!
Mittlerweile hämmerte ein starker Bass und viele, eindeutig nicht von Hand eingespielten Rhythmen drangen in mein Ohr. Diese harten Bässe taten wirklich gut. Es schien als wären nur solche radikalen Maßnahmen dazu imstande mein Herz, das sich hinter eine schier unendliche Mauer zurückgezogen hatte, zu erreichen.
Das nächste Lied war etwas anders. Es war immer noch sehr dunkel und voller Leiden, doch dieses Mal war der Protagonist, der Sänger selbst vielleicht, unverschuldet in diese Situation gekommen. Er kämpfte aber er hatte keine Kraft mehr. Das Lied gefiel mir nicht, viel zu deprimierend, auch wenn ich mich im Text wiederfand. Ich wollte lieber etwas Aufmunternderes hören. Vielleicht würde mir das ja helfen… Doch gerade als ich den Zeigefinger über der Stopptaste schweben ließ, wandelte sich das Lied.
Ich hielt inne und hörte genau hin. Es war ein Liebeslied, ging mir jetzt auf, denn in all der Dunkelheit hatte der Liedsänger ein Licht gefunden, das ihm Hoffnung schenkte. Ich ließ den Finger wieder sinken und nahm mir irgendwo im hintersten Winkel meines Gedächtnisses vor diese Band mal zu googlen.
Komisch. Früher… Na was hieß schon früher, noch vor einem Tag hätte ich gesagt, dass das Leben eben verschlungene Wege ginge und dass man im Vorhinein selten verstand, wozu das alles gut sein sollte. Aber hinterher, da hat man den Überblick! Und man kann aus der ganzen Sache etwas Gutes gewinnen, denn jede Situation, auch jedes Scheitern, brachte etwas Gutes mit sich.
Doch nach dem heutigen Tag mochte ich selbst nicht mehr an diese Worte glauben, mochte sie nicht denken und schon gar nicht aussprechen. Und als Jasper mich auch noch darauf ansprach, rastete ich total aus und schmiss ihn aus meinem Zimmer.
Nein, ich wollte das nicht hören! Ich wollte es nicht glauben! Nur ich bestimmte über mein Leben und ich wollte mit Jasper alt werden und nicht mit irgendeinem dahergelaufenen Typen aus Mamas bescheuerter Vision!
Als es dunkel wurde, kamen meine Großeltern meine zwei Tanten und mein Onkel mütterlicherseits, um mit uns zu feiern. Die Verwandten meines Vaters lebten berufswegen in Berlin und da die Sache mit meiner Bestimmung recht spontan eingetreten war, hatten sie keine Möglichkeit mehr bekommen Urlaub zu nehmen.
Wir nahmen alle ein vorzügliches Mahl zu uns, lobten die Kochkünste meiner Mutter und redeten höflich miteinander. Als endlich alles vorbei war, sorgte ich dafür, dass Jasper und ich schnell in mein Zimmer verschwanden. Ich wollte jetzt meine Ruhe haben.
Wie schon vorauszusehen war, konnte ich nicht schlafen. Noch immer kreisten meine Gedanken um dieses eine Thema. Was sollte ich nur tun, damit ich Frieden damit schließen konnte? Denn das war mein Ziel, Frieden mit der Vision schließen.
Es gab Berichte von anderen, die mit ihrer Vision ebenfalls nicht leben wollten. Sie haben ihren Frieden gefunden.
Ich wusste nicht viel über diese alten Geschichten und Bräuche, aber ich wusste, dass man so eine Art spirituelle Reise machen musste, jeder auf seine eigene Art.
Meine Familie stammte aus einem sehr alten Geschlecht, das sich vor langer Zeit hier angesiedelt hatte, als es so etwas wie Elektrizität noch nicht gab. Ich glaube sie waren Schamanen oder Indianer, nur sehe ich überhaupt nicht so aus. Im Gegenteil. Ich bin so hellhäutig
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