Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)
Ketten und Armbänder. Zumindest vermutete ich, dass sie aus Leder waren.
Näher an der Bar saß eine Gruppe Mädchen, jedenfalls vermutete ich, dass es überwiegend Mädchen und junge Frauen waren. Auch hier waren typische Geschlechtsmerkmale wie Haare, Schminke oder Kleidung nicht sehr aussagekräftig.
Eine von ihnen, eine etwas ältere Frau, hatte ein wundervolles, langes Kleid an. Es war karminrot und wirkte sehr barock. Es sah wunderschön an ihr aus. Ich erwischte mich schon beim Starren.
Die Frau hatte auch eine wundervolle Hochsteckfrisur. Ich wusste nicht, ob ihr das ihre natürliche Haarfarbe war, aber dieses irische Kupferrot stach aus der Masse der schwarzen Haare hervor, wie die aufgehende Sonne an einem verregneten Morgen.
„Na, wie gefällt es dir hier?“, hörte ich plötzlich Alex neben mir fragen.
Er setzte sich mir gegenüber und schob ein riesengroßes Glas Cola zu mir herüber.
„Es ist interessant hier.“, sagte ich und riss mich widerwillig von der wunderschönen Frau los.
„Ja, ganz schön schräge Vögel hier.“, meinte er und deutete mit einem Kopfnicken auf zwei Teenager, übrigens unverkennbar männlichen Geschlechts. Verstohlen schielte ich zu ihnen herüber.
Alex hatte recht. An der Theke standen sie und wirkten wie zwei Paradiesvögel in dieser sonst eher tristen Farbpalette.
Der linke hatte einen wirklich großen Irokesen auf dem Kopf, welcher an den Spitzen grell Türkis gefärbt war und nach unten hin immer schwärzer wurde. Als er für den Bruchteil einer Sekunde sein Gesicht in meine Richtung drehte, bemerkte ich die grellweißen Kontaktlinsen, die seine Augen unnatürlich groß wirken ließen. Genau wie das kunstvolle Make-up, das ähnlich wie bei der Frau vorhin florale Muster um Augen und Wangen zeichnete.
Sein Gegenüber war nicht minder interessant. Er trug wirklich enge Hosen und ein Oberteil, das diesen Namen eigentlich nicht verdient hatte. Es spannte sich hauteng und sehr knapp über den zierlichen, aber dennoch muskulös wirkenden Oberkörper. Während sein Freund eher schmächtig wirkte, war er quasi ein Muskelpaket.
In seinen Ohrläppchen konnte ich recht große schwarze Punkte feststellen, die auf geweitete Ohrlöcher hindeuteten. Sein Haar war lang und schwarz, wie es sich gehörte, jedoch nur auf der einen Seite. Die andere war kahl geschoren und bildete einen wunderbaren Kontrast. Sein Gesicht war vergleichsweise nüchtern gestaltet, nur das übliche weiße Make-up und verhältnismäßig wenig Kayal.
Das Auffälligste, neben seinen schwarzen Lippen, waren seine Arme. So viele Tätowierungen hatte ich noch nie an einem lebenden Menschen gesehen. Das war nicht abwertend gemeint, ganz und gar nicht. Ich konnte zwar keine Details erkennen, aber es sah faszinierend aus.
„Ich finde es ganz interessant.“, murmelte ich und Alex nickte stumm.
„Wann soll er denn auftreten?“, fragte ich um die Stille zu überbrücken.
„Um halb. Vorher soll es noch ein paar andere Gruppen geben.“, erklärte Alex, während er einen Flyer aus seiner Jackentasche zog und ihn musterte.
„Ich bin irgendwie aufgeregt.“, stellte ich laut fest und wippte ungeduldig auf meinem Stuhl hin und her. Dies entlockte meiner Begleitung ein wohlwollendes Lächeln.
„Süß.“, kommentierte mein Gegenüber und griff vorsichtig nach meinen Händen, die auf dem Tisch zwischen uns lagen. Dabei sah er mich ein wenig verschmitzt an und ich errötete vornehm.
„Nicht so schüchtern.“ Er flüsterte und doch hörte ich seine Stimme durchscheinen. Er lächelte mir aufmuntern zu.
„Komplimente sind nur so… ungewohnt.“, flüsterte ich zurück und untermalte meine Worte mit ziemlich viel Mimik. Das war so eine Macke von mir wenn ich aufgeregt war.
„Ein Jammer, du bist wirklich liebenswert.“
„Und du ein Schmeichler.“ Ich versuchte diese mit Kitsch und Romantik überladene Atmosphäre aufzulösen. Ich hatte das Gefühl ihr nicht gerecht zu werden.
Wieder verfielen wir in Schweigen. Wir beide musterten die Umgebung und warteten. Langsam begann sich die Bühne, die sich rechts von der Bar befand, mit Instrumenten und Schaltpulten zu füllen.
Die Minuten verstrichen und der Raum um uns herum füllte sich mit Menschen. Langsam fühlte ich mich etwas unwohl in meiner roten Hose. Sie war viel zu knallig und das weiße Top viel zu auffällig in dieser Umgebung. Als auch noch die großen Schwatzlichtscheinwerfer an der Decke eingeschaltet wurden, strahlte ich wie ein
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