Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)
der ganzen Fahrt über nichts, auch nicht zu Jasper. Ich war ihm sehr dankbar deswegen.
Wir fuhren ziemlich lange durch die Gegend. Mein Orientierungssinn war ja bekanntlich nicht der Beste, deswegen hatte ich schon nach den ersten drei oder vier Ecken den Überblick verloren.
„So meine Liebe, wir sind da.“ Alex war in eine Seitengasse einer Stadt, dessen Namen ich nicht nenne konnte, eingebogen und vor einem kleinen Keller zum stehen gekommen. Es sah aus wie der Eingang zu einem Jugendkeller oder etwas derartiges. Einem Schild, unweit vom Auto entfernt entnahm ich, dass dies ein Szeneclub war. Ein großes Plakat war daran angebracht, auf dem schaurig klingende Bandnamen standen wie Sakrileg , Vatermörder und…
„Schicksalsschlag!“, rief ich überrascht aus und war selbst etwas erschrocken über den kindisch-kreischenden Tonfall meiner Stimme.
„Überraschung!“, rief Alex und sah mich grinsend an.
„Du… woher?“, stammelte ich.
„Wir hatten darüber gesprochen, im Fitnessstudio, weißt du noch? Und da hab ich mir gedacht, vielleicht würde dir so ein kleines Konzert ja gefallen.“
Ich konnte ihm ansehen, dass er ganz genau wusste, dass er ins Schwarze getroffen hatte.
„Du bist fantastisch!“, rief ich laut und wirbelt zu ihm herum. Ich küsste ihn ungestüm und sprang dann halb kreischend und halb jubelnd auf den Bürgersteig. Dann bemerkte ich, wie andere Menschen zu mir her sahen. Ich sollte wieder ruhiger werden. Also ging ich geradewegs auf das Plakat zu und musterte die Bandnamen.
„Ziemlich seltsame Gegend hier…“, flüsterte Alex hinter mir. Er hatte eine braune Jacke übergezogen und die Hände in den Taschen. Skeptisch sah er mir über die Schulter.
„Naja, schwarze Szene halt.“, erwiderte ich achselzuckend, selbst nicht wissend, was ich damit eigentlich ausdrücken wollte.
„Wollen wir reingehen?“, fragte er schließlich und fröstelte demonstrativ mit dem ganzen Körper.
„Ich… hab etwas Angst.“, gestand ich ihm, als ich einem Pärchen nachsah, das klischeehafter nicht hätte sein können.
Er halblange, schwarze Haare, die die rechte Hälfte des Gesichts verdeckten, weiße Kontaktlinsen, viel zu viel Kayal und komplett schwarz gekleidet. Er hatte, genau wie seine Partnerin, das Gesicht unnatürlich hell geschminkt. Sie hingegen hatte ziemlich lange, schwarzbraune Dreadlocks, die ziemlich ungepflegt in einem einfachen Zopf nach hinten fielen. Ein richtiger Eyecatcher hingegen war ihre Gesichtsbemalung. Sehr kunstvolle Schnörkel, florale Muster zierten ihre Wangenknochen- und Augenpartie.
„Brauchst du nicht.“, versuchte er mich aufzumuntern, doch als ich mich noch immer nicht von der Stelle bewegte, ging er vor und zog mich einfach mit.
Die Treppe war etwas rutschig und ziemlich steil, also hielt ich mich an Alex Arm fest. Er schien das sehr zu genießen.
Im Innenraum des Kellers war es dunkel. Schwarze Vorhänge waren an den weinroten Wänden angebracht, welche nur von in regelmäßigen Abständen angebrachten Neonröhren unterbrochen wurden.
Im Schankraum waren viele runde Tische kreuz und quer angeordnet worden, was dem ganzen eine gemütliche Atmosphäre verlieh. Die Bar war ganz aus dunklem Holz und wirkte schon recht alt, genau wie die Barhocker, denen ich nicht so recht trauen wollte.
Alex wirkte relativ locker und steuerte zielstrebig einen der runden Tische an.
„Möchte die Dame ein Getränk? Natürlich auf meine Kosten.“, fragte er galant, während er mir einen Stuhl zurecht rückte und ich unsicher darauf Platz nahm.
„Ja, eine Cola wäre ganz nett.“, antwortete ich schüchtern.
Ich wollte nicht, dass er weg ging. Ich fühlte mich etwas unbehaglich alleine. Doch er ging trotzdem, denn ich traute mich auch nicht, es ihm zu sagen.
Schüchtern, aber doch neugierig blickte ich mich im Raum um. Die Gäste sahen auf den ersten Blick alle ähnlich aus, doch wenn man genauer hinsah, entdeckte man die faszinierendsten Geschöpfe, die ich je unter den Menschen gesehen hatte.
In der hintersten Ecke hatte sich das Pärchen, das ich beim Reingehen beobachtet hatte, zu zwei anderen Menschen gesetzt, dessen Geschlecht ich nicht genau bestimmen konnte. Sie saßen zu weit entfernt, um ihre Stimmen hören zu können. Sie sahen auf Anhieb sehr sympathisch aus. Sie hatten beide kurze, schwarze Haare, welche ebenfalls nach rechts gegelt waren. Beide hatten etwas dezenteres Make-up aufgetragen als das erste Pärchen, trugen dafür aber lederne
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