Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)
Letztendlich war er für sich verantwortlich, nicht ich. Das hatte ich von Jasper gelernt.
Doch ich schlief nicht gut in dieser Nacht.
Ich verirrte mich am nächsten Tag wieder in die Uni. Eigentlich hatte ich dort nichts zu tun, aber unterschwellig hoffte ich wohl Alex dort zu treffen. Dabei wusste ich nicht mal wann und wo er sich in der Uni aufhalten könnte.
Also steuerte ich geistesabwesend auf die Mensa zu, stellte fest, dass mir das Essen dort nicht zusagte und bog zur kleinen Biobäckerei in der Nähe ab. Dort kaufte ich ein belegtes Brötchen und setzte mich missmutig kauend auf eine Bank in der Unihalle.
Ich ließ meinen Blick, wie meine Gedanken schweifen. Ich blieb zeitweilig an den neuen Plakaten an der Galerie kleben und überlegte zu irgendeiner dieser Veranstaltungen hinzugehen. Dann streifte mein Blick ein paar Kommilitonen, denen ich geistesabwesend zuwinkte. Und beinahe hätte ich ein Pärchen übersehen, das wild knutschend mir gegenüber auf einer Bank saß.
Sie hatten alles um sich herum vergessen, ließen ihre Hände wandern wie frisch verliebte, die kaum an sich halten konnten und bestimmt gleich heimlich in einem der Ruheräume ihr Unwesen trieben.
Wie gerne hätte ich das jetzt auch gehabt, aber Jasper war nie der Typ für öffentliches Knutschen gewesen. Händchenhalten, okay, aber öffentliches Zurschaustellen unserer Liebe? Nein, das mochte er nicht.
Wenn Alex jetzt nur vorbeikommen würde, dann könnte ich sowas einleiten, obwohl ich nicht wusste, inwiefern er das zulassen würde. Überhaupt wusste ich nicht, wie genau er das nun mit uns sah. Waren wir in seinen Augen jetzt ein Paar? Wir hatten nicht darüber gesprochen.
Ich sah wieder das knutschende Pärchen an. Wie verliebt die wirkten! Unerträglich und wünschenswert zugleich. Bestimmt flüsterten sie sich zwischen den wilden Knutschattacken unanständige Sachen ins Ohr und kicherten verlegen, aus Angst, jemand könnte sie gehört haben. Wie in der Schule…
Ich beschloss aufzustehen und einmal näher an ihnen vorbeizugehen. Ein Fehler, denn als ich näher kam, erkannte ich einen von ihnen.
Ungläubig blieb ich inmitten der Masse stehen. Die vorbeigehenden grummelten unverständliche Worte und wichen mir umständlich aus. Doch mein Blick galt nur dem Typen, der seiner Alten grade wieder die Zunge in den Hals steckte.
„Ich glaube es ja nicht…“, sagte ich laut, aber ohne Stimme.
Das Pärchen unterbrach ihre Knutscherei und der Typ öffnete die Augen. Er sah mich direkt an, erkannte mich und küsste seine Dame ohne den Blick von mir abzuwenden. Ich meinte etwas wie Rache in seinem Blick zu erkennen.
„Das… das… aber…“
Alles, was er mit mir nie getan hatte, tat er nun mit dieser… Fremden! Ich starrte sie weiter an. Die Tränen standen mir schon wieder in den Augen, aber ich verdrückte sie mir, wollte nicht, dass er mich weinen sah. Auch noch wegen ihm!
„Was ist, Fynia?“, fragte er plötzlich.
Ich hatte gar nicht gemerkt, wie er sich von dieser… Person gelöst hatte und mich nun offen ansah.
„Was?“, japste ich.
„Was ist los?“, wiederholte er gespielt unschuldig.
Ich kannte ihn zu gut. Ich wusste was er tat und warum. Trotzdem trieb es in mir Wut und Scham und Schmerz hoch.
„Das weißt du ganz genau!“, fauchte ich plötzlich zornig.
„Ich verstehe dich nicht. Wir sind kein Paar mehr. Jeder muss seinen eigenen Weg gehen. Das siehst du doch genau so, oder?“ Er ignorierte den fragenden Blick seiner… Begleitung einfach.
„Du Arsch…“ Meine Stimme war nicht mehr, als ein Zischen.
„Du solltest es auch probieren, es hilft. Mach mal etwas Neues, dann vergisst du das Alte ganz schnell.“ Er wandte sich wieder dieser… Person zu und ignorierte mich.
Etwas Neues? Das hatte ich ihm Jahre lang gepredigt und auf einmal fand er, dass das eine gute Idee ist?
Wut kochte in mir auf, doch bevor ich etwas erwidern konnte, spürte ich eine Hand an meiner Schulter. Ich drehte mich überrascht um und starrte in Alex Gesicht.
„Was machst du denn hier?“, fragte er betont gelassen, aber ich sah, wie er Jasper und seine… Begleitung aus den Augenwinkeln musterte.
Er musste die Szene vorhin mit angesehen haben, denn er bemühte sich möglichst natürlich rüberzukommen und trotzdem Jasper die Sicht auf das Geschehen zu ermöglichen.
„Ich… ich war eigentlich auf der Suche nach dir.“, flüsterte ich immer noch perplex.
„Wenn du ihm einen auswischen willst, solltest du lauter
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