Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)
essen? Oder gleich an die Arbeit?", fragte er mich, als ich das Haus betreten hatte. Ich brauchte ihn nur anzusehen, da lachte er und sagte:
"Arbeit, alles klar. Hast du zuhause gegessen?" Seine durchdringenden aber gleichzeitig liebevollen Augen musterten mich eingehend, als witterte er die dicke Luft schon.
"Ja, mit Fynia.", antwortete ich bemüht normal. Ich versuchte seinem Blick standzuhalten, versagte jedoch.
"Wie geht es der Kleinen denn?", fragte er. Das war nicht nur Höflichkeit. James war ein Freund für mich und ich für ihn. Er war ein ewiger Single, aber er hatte großes Interesse am Wohlergehen der Beziehungen um sich herum. Manchmal dachte ich, er hätte seinen Beruf verfehlt. Er hätte auch Sozialarbeiter werden können und ein Guter noch dazu! Aber seine Leidenschaft lag eben bei den Computern.
"Ich weiß nicht, ganz gut denke ich.", murmelte ich ausweichend und spielte etwas nervös am Ärmel meiner Jacke herum.
"Oh oh, das hört sich nicht so an." James fuhr mit zwei Fingern über seinen leicht angegrauten Kinnbart. Und zog eine strubbelige Augenbraue hoch. Eigentlich sah er nicht so aus, als müsste er schon ergrauen, aber ich hatte mir mal sagen lassen, das lag an den Genen.
"Ich will nicht drüber reden.", antwortete ich nur. James ließ mich in Ruhe, er war ein guter Typ.
"Hast du deinen Laptop mit? Stell ihn hier hin." Wir bereiteten alles vor und arbeiteten mehrere Stunden am Stück durch, bis uns die Haushälterin einen kleinen Snack brachte.
"Ist sie nicht ein Engel?", fragte James, als sie hereinkam und ein Tablett mit Käse und Früchten vor uns stellte, inklusive einem Sixpack Red Bull. Die Haushälterin lächelte nur kurz und ging dann ohne ein Wort wieder raus.
"Wie wäre es denn mit ihr?", fragte ich völlig ernst. Ich hatte James noch nie mit einer Frau gesehen.
"Ich weiß nicht, mit der Haushälterin? Irgendwie klischeehaft, oder?", fragte James grinsend und schob sich ein Stück Banane in den Mund.
"Du wirst alt, Zeit für Nachwuchs.", meinte ich nur und steckte mir einen Käsespieß in den Mund.
"Ach was, Nachwuchs ist was für junge Leute, wie dich.", gab mein bester Freund nur zurück und zwinkerte mir spitzbübisch zu.
"Nee, ich bin zu jung, beziehungsweise Fynia. Und ich habe einen Haufen Arbeit und gar keine Zeit für ein Kind. Außerdem studiert Fynia ja auch noch.", wehrte ich ab. Außerdem: ich und Kinder?
"Aber lange kann es nicht mehr dauern.", stellte er fest, als hätte er gerade auf eine Tabellenkalkulation geschaut und das Ergebnis abgeschätzt.
"Wer weiß…", seufzte ich, obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass es noch dauern würde und ließ meinen Blick ausweichend an die Decke schweifen.
"Nun rede endlich!" Es klang wie ein Befehl. Ich wusste, wenn ich wirklich nicht wollte, dann hätte er es akzeptiert. Aber manchmal schien es, als kenne er mich besser als ich mich selbst.
"Das ist schwierig.", wich ich aus und begann am Kabel meiner Maus herumzunesteln.
"Nichts ist so schwierig, wie es scheint." Verkappter Philosoph…
"Fynia hat Zweifel an unserer Zukunft.", sagte ich nur.
Ich versuchte keine Emotionen in diese Worte zu legen, aber es war vergeblich. James hatte einfach Antennen für sowas. Wie eine Frau.
"Also für mich klang das nicht sehr schwer.", meinte James nur und stopfte sich gleich zwei Stücke Käse und ein Viertel Apfel in den Mund. Dann wartete er, die beste Methode, um jemandem zum Reden zu bringen, ohne ihn tatsächlich zu zwingen.
"Nein, das nicht aber… die Umstände…" Ich stützte mein Gesicht in die Hände und atmete schwer aus. Fynias Besessenheit von dieser dummen Vision machte mich fertig.
"Wann musst du zuhause sein?", fragte James und warf einen schnellen Blick auf die Uhr hinter mir.
"Keine Ahnung, zum Mittagessen denke ich."
"Dann haben wir ja Zeit, fang an." James lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl gemütlich zurück, als erwartete er eine interessante Geschichte. Er legte sogar die Füße auf eine leere Colakiste. Dabei fiel ihm auf, dass er ein Loch in seinem Socken hatte.
"Fynia hat ihre Zukunftsvision bekommen…", fing ich an. James wusste bescheid über den Clan und seine Bräuche. Er wusste auch, wie ich dazu stand. Dass ich von dem ganzen Affentheater nicht viel hielt.
"Aber die Vision war nicht so, wie sie es sich erhofft hatte. Anscheinend soll sie irgend so einen Idioten heiraten, den wir aus der Schule kennen. Keine Ahnung, eigentlich sagt die Vision gar nichts Genaues. Es
Weitere Kostenlose Bücher