Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)
Fächern. Man hat nie einen Intelligenztest mit mir gemacht, meine Eltern waren dagegen. Sie meinten, wenn ich wüsste, dass ich ein Genie wäre, würde ich überheblich werden. Naja, so viel hat das laut Fynia nicht gebracht. Ich wusste ganz genau, was ich kann und dass ich klüger war als viele um mich herum. Und mal ehrlich, wer würde nicht ein wenig abheben, wenn er zwei Mal eine Klasse überspringen darf? Wenn auch nur in der Grundschule.
Ansonsten nahm ich den üblichen Weg von so ausgebufften Schlauköpfen: Ich war grottenschlecht in der Schule! Ich weiß, das klingt widersprüchlich, aber ich schwänzte die Schule so oft, dass ich einfach nicht wusste, was wir durchgenommen hatten. Meine Lehrer und meine Eltern hatten schon ein ziemliches Päckchen mit mir zu tragen, das wusste ich nun und es tat mir auch etwas leid.
Ich wusste auch lange nicht, was ich mit meinen Fähigkeiten anfangen sollte. In der Schule war ich besser als alle anderen, was die natürlich nicht so toll fanden, aber in Internetforen oder auf verschiedenen naturwissenschaftlichen oder mathematischen Plattformen, wo ich mich registriert hatte, waren nur solche Cracks unterwegs, mit denen ich mich aufgrund meines ziemlich niedrigen Wissensstandes einfach nicht messen konnte. Das war eine ziemlich frustrierende Zeit…
Erst als wir ziemlich spät, in der 12. Klasse das erste Mal (anspruchsvolleren) Informatikunterricht hatte, entdeckte ich meine Leidenschaft für Java, HTML und Basic. Natürlich hatte ich diese Programmiersprachen relativ schnell abgehakt. Ich glaube in diesem Fach hatte ich meine erste Eins überhaupt geschrieben. Ich weiß bis heute noch nicht, wer bei der Notenvergabe das dümmere Gesicht gemacht hatte: Ich, weil ich nicht damit rechnete, dass meine Leistungen (endlich mal!) anerkannt wurden, oder mein Lehrer, der vollkommen von der Rolle war, weil er derjenige war, der den gelangweilten, ständig abwesenden Faulpelz Jasper endlich am Harken hatte. Ja diese Erinnerung zauberte mir noch Jahre später ein Lächeln auf die Lippen.
Dann kam ein sehr verhängnisvoller Tag in meinem Leben. Meine Klassenlehrerin, die natürlich schon gemerkt hatte, wie perspektivlos ich war, schickte mich mit einem jüngeren Jahrgang auf eine Berufemesse. Dieser Tag war in zweierlei Hinsichten sehr bedeutend für mich. Mein ganzes Leben änderte sich, weil ich Fynia kennenlernte.
Manchmal fragte ich mich, ob meine Klassenlehrerin das mit Absicht getan hatte. Sie kam mir schon immer so vor, als würde sie jeden auf Anhieb durchschauen, wenn sie nur in seine Augen blickte. Als absolut logisch denkender Wissenschaftler bleibt es mir bis heute ein Mysterium, wie das passieren konnte, was dann geschah: Ich verliebte mich Hals über Kopf in Fynia. Dieses verrückte, kleine, irgendwie seltsame Wesen mit den kindlichen Augen!
Zuvor hatte ich Liebe auf den ersten Blick immer als Märchen abgetan. Wenn überhaupt war dieses Phänomen ein Erzeugnis unseres Gehirns, das uns schnell zur Paarung treiben wollte. Also vergleichbar mit einem Rauschzustand, den man hinterher sicher bereute.
Aber sie hatte mich gefangen wie keine jemals zuvor. Wie nichts jemals zuvor!
Sie war, menschlich gesehen, genau so hochbegabt wie ich mathematisch. Vielleicht war es dieser Kontrast, der mich so anzog? Wir wurden jedenfalls in ein Team gesteckt, damit sie mich mit ihrer überschäumenden Begeisterung für nahezu jedes Thema (außer Mathe…ha ha!) ansteckte.
An diesem Tag tat ich so, als wäre ich jemand anderes. Ich erfuhr schnell von ihren Wünschen und Vorstellungen, denn sie teilte sich sehr gerne mit. Ich muss sie mehr als einmal ungläubig oder halb entsetzt angestarrt haben, durchzogen mit der Starrerei eines von Hormonen überrumpelten Teenagers natürlich.
Hätte ich mich so gegeben, wie ich eigentlich war, hätte ich sie nur abgeschreckt, das war mir schnell bewusst. Jedoch hatte sie mich direkt durchschaut, glaube ich.
Und dann hatte sie mich plötzlich wirklich überzeugt: Wir kamen an einem Informationsstand von dem Rechenzentrum vorbei, wo ich jetzt arbeitete. Sie hatte mir schon entlockt, dass ich gut in Informatik war, und sprach den Mann am Tresen einfach für mich an. Auch wenn es mir anfangs echt peinlich war, wurde ich in ein zugegeben interessantes Gespräch verstrickt.
Der Mann, das war übrigens James, gab mir gleich einen Eignungstest, der natürlich für Zehntklässler zugeschnitten war und ich bearbeitete ihn. James war
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