Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)
oder…“
„Eins Komma neun?“, rief Jasper aus und drehte sich Haare raufend einmal um sich selbst.
„Ja.“, antwortete James völlig überrumpelt von Jaspers Reaktion.
„Okay… Das ist machbar, danke sehr…“ Jasper hinterließ seine Adresse und Telefonnummer und ging dann einfach zurück zum Infostand am Eingang der Messe.
„Und? Hat es dir gefallen?“, fragte ich, als ich zu ihm aufgeschlossen hatte.
„Ich… ich weiß nicht, ob ich das kann. Abitur UND Studieren… Ich will nicht mehr zur Schule gehen, das ist ätzend!“, rief Jasper laut und voller Inbrunst.
„Tja, aber wenn du das gerne machen möchtest, musst du da durch.“, erwiderte ich Oberlehrerhaft.
„Du solltest Lehrerin werden, du hörst dich genauso an wie Frau Thompson.“
„Danke“, grinste ich.
„Ich… ich könnte das hinkriegen. Naturwissenschaft geht und ein Jahr kann ich mich voll reinhängen, um gute Noten zu kriegen… Aber ich muss ja auch eine Sprachwissenschaft belegen…“ Er sah verzweifelt aus.
„Welche Sprache willst du denn belegen?“, fragte ich.
„Deutsch denke ich, die kann ich noch am besten.“ Er grinste peinlich verlegen.
„Ich helfe dir.“, sagte ich. Er sah einfach so verloren aus, da siegte meine soziale Ader.
„Wirklich?“, fragte er überrascht und errötete.
„Natürlich. Gegen ein klitzekleines Entgelt versteht sich.“
„Ich… meine Eltern haben nicht viel Geld… Aber wir finden sicher etwas.“, sagte Jasper und lächelte schüchtern. Dieser plötzliche Stimmungsumbruch brachte mich ganz aus dem Konzept und ich konnte nicht mehr anders, als für den echten Jasper, der nun durchblitzte, Zuneigung zu entwickeln.
Kapitel 9:
Ent-Täuschung
Frühjahr 2012
Auch wenn Fynia und ich uns beim Frühstück ausgesprochen hatten, fühlte ich mich immer noch nicht toll. Auf der Fahrt zu James, meinem Arbeitskollegen, drückte sich meine Wut in ungestümen Fahrverhalten aus. Das Gaspedal bis zum Anschlag durchdrücken und die Häuser, Bäume und Schilder in rasantem Tempo an mir vorbeifliegen zu sehen war einfach eine Genugtuung.
Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, als ich bei James angekommen war. Ich setzte meine geschäftige Arbeitsmiene auf und klingelte. James öffnete mir die Tür, begrüßte mich wie immer ein bisschen zu überschwänglich und ließ mich ins Haus.
Wir begaben uns auch ohne viele Worte an die Arbeit, immerhin hatten wir ein großes Projekt am Laufen! In den nächsten Wochen sollte eine seit Jahren geplante Internetplattform ans Netz gehen. Ich war von Anfang an dabei und schrieb meine Doktorarbeit über dieses Projekt.
Es sollte ein Portal über Ahnenforschung werden.
Menschen, die daran Interesse hatten, konnten sich dort Anmelden und in mehreren Schritten forschen. Sie konnten ihren eigenen Stammbaum, soweit sie ihn kannten einschicken und bekamen, wenn alles glatt lief, eine E-Mail mit Informationen zu anderen Mitgliedern, die Übereinstimmungen aufwiesen. Diese konnten sich dann kontaktieren, nachdem der jeweils andere ebenfalls eine E-Mail bekommen hatte, mit der Information, dass eine Übereinstimmung gefunden wurde. Alleine dafür gab es so viel zu arbeiten! Nur die rechtlichen Fragen an sich konnten Bücher füllen! Und dann der ganze administrative Aufwand…
Ich liebte solche Planungsarbeiten und noch mehr liebte ich es, wenn alles endlich funktionierte. Das Tüfteln und Experimentieren, das Ausprobieren und die ganzen Vorüberlegungen, die am Ende ohnehin von der harten Realität über den Haufen geworfen wurden… Herrlich! Eine Herausforderung jagte die Nächste und das alles, ohne aus meinem warmen Zimmer hinausgehen zu müssen.
Fynia verstand das nicht. Sie versuchte es zwar, aber so richtig konnte sie meiner Arbeit nichts abgewinnen. Außer vielleicht, dass ich, wenn ihr Computer abstürzte, immer die Lösung herausfand.
James und ich trafen uns heute, um den Feinschliff am Registrierungsportal zu machen. Immer noch tauchten Fehler auf, wenn sich Benutzer mit den gleichen Vor- und Nachnamen anmeldeten, dabei hatten wir das bestimmt schon drei Mal korrigiert. Außerdem musste nun auch endlich ein Design her, da drückten wir uns schon seit Monaten drum. Wie mein Schatz sagen würde: Männer eben, kein Sinn für Ästhetik!
"Tag Jasper, komm rein.", begrüßte James mich. Er war etwas älter als ich, wie übrigens fast alle.
In der Schule war ich ein Überflieger gewesen, zumindest in den mathematischen
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