Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)
oder ob ich versuchte mich zu beruhigen.
"Hm ja, das kann ich verstehen. Trotzdem sollte sie Rücksicht üben. Aber andererseits Jasper, sie ist gerade auf der Suche nach sich selbst, verstehst du? Sie hat sich verloren."
"Wie kann man sich verlieren?", fragte ich spöttisch. Mir war schon irgendwie klar, dass er recht hatte, aber ich wollte es gerade nicht zugeben.
"Sie hat einen Teil ihrer Identität, ihres Glaubens, verloren und ist nun auf der Suche nach ihm. Sie muss einen Weg finden ihn zu behalten oder so zu ändern, dass sie damit leben kann. Und du solltest der Erste sein, der sie unterstützt." Es klang schon ein wenig wie ein Vorwurf.
"Aber ich will das nicht. Sie soll den Quatsch vergessen und mit mir glücklich sein.", sprach ich meine Gefühle aus.
"Ich glaube, genau das will sie." Hätte er eine Brille aufgehabt, dann hätte er mich jetzt über deren Gläser hinweg gemustert.
Pause.
Ich sah in fragend an, hob eine Augenbraue und nach einer Weile des Schweigens die Zweite.
"Wie meinst du das?"
"Sie will auch wieder in den Urzustand zurück, aber sie kann nicht. Deswegen versucht sie die Situation aufzulösen. Quasi das Puzzlestück, das ihr zu ihrem eigenen Frieden fehlt zu finden, um dann wieder vorbehaltlos glücklich zu sein.", erklärte James.
Langsam kam es mir vor, als hätte er sich mit ihr abgesprochen. Wäre ich doch ein bisschen mehr wie James… Oder wäre Fynia ein bisschen mehr wie James, dann wäre alles einfacher.
"Aber… ach man… Jim, wieso kann sie das nicht einfach so, ohne diesen Allan?", fragte ich verzweifelt. Er hatte ja recht. Fynia musste das machen, aber bitte ohne mir so weh zu tun!
"Weil das die Natur des Menschen ist, Jasper." James faltete seine Hände im Schoß.
"Blöde Natur…" Mir war klar, dass ich mich wie ein Zwölfjähriger anhören musste.
"Hilf ihr, Jasper. Aber mach ihr auch deutlich, dass du darunter leidest. Ihr werdet das schon schaffen." Er gab mir einen Klaps auf die Schulter und beendet war das Thema. Es gab nichts mehr zu sagen. James hatte mir die Leviten gelesen und mich bestärkt das Richtige zu tun.
In meinem Kopf rumorte es trotzdem noch immer. Fynia sagte oft, ich sei zu eifersüchtig. Sie hatte wohl recht damit, aber ich fand, ich hatte auch mit meiner Eifersucht recht. Wer konnte mir denn garantieren, dass nicht der nächstbeste Typ auf der Straße meine Freundin anbaggerte oder noch Schlimmeres.
Ich betrachtete das, was sich immer als Eifersucht zeigte eher als Schutzinstinkt. Fynia gehörte zu mir und wäre ich ein Hund, würde ich sie anpinkeln und jeden mit zurückgelegten Ohren und hochgezogenen Lefzen böse anknurren. Als Mensch würde das ein wenig lächerlich wirken, vor allem das mit dem Anpinkeln. Deswegen musste ich sie eben immer an meiner Seite halten. Alle sollten wissen, dass sie zu mir gehörte. Und meine Fühler mussten auch einfach überall sein, um eventuelle Schwierigkeiten frühzeitig mitzubekommen, war doch klar! Immerhin war ich für ihre Sicherheit verantwortlich.
Irgendwann rief Fynia mich an und ich fuhr los zum Essen. James verabschiedete mich ohne Worte, berührte mich nur kurz an der Schulter und warf mir einen seiner Blicke zu.
Zuhause hatte Fynia eine Überraschung für mich geplant, wie sie sagte. Natürlich lieferten wir uns vorher noch ein Wortgefecht, in dem sich meine letzten angestauten Gefühle entluden. Aber ich schwor mir, dass ich danach ein guter Freund sein wollte. Ich würde ja wohl für ein paar Tage, oder wie lange das Ganze noch dauerte, das Eifersuchtsmonster in mir bändigen können.
Es war ein komisches Gefühl nicht zu wissen, wo man hinfuhr. Fynia hatte mir meine Augen verbunden und mich und einige Sachen ins Auto geladen. Ich vermutete, da ein schöner Tag war, dass wir picknicken würden. Das wollte sie schon die ganze Zeit über machen. Schön in der Sonne liegen, ein wenig braun werden und Schokolade essen. Nicht so mein Fall, aber ich würde ihr die Freude nicht versauen!
"So, aussteigen, der Herr." Wir waren angehalten und Fynia zog mich behutsam aus dem Wagen. Dann nahm sie mir vorsichtig die Augenbinde ab und…
"Sauna?", fragte ich wirklich überrascht und blinzelte ein paar Mal gegen das helle Licht.
"Nicht gut?", fragte Fynia sofort verunsichert.
"Doch, super gut. Ich hatte nur mit was anderem gerechnet.", gestand ich.
"Bist du enttäuscht?", fragte sie wieder zermürbt.
"Nein, ganz und gar nicht." Ich bemühte mich meine Empfindungen für sie
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