Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)
Ich drückte mein Gesicht ins Kissen und krallte meine Finger in die Decke.
„hmmmmmmmmmmmmm.“ Ich schickte einen tiefen, kehligen Laut in das Kissen. In ihm steckten all die Verwirrung und die ungerichtete Wut, die mich am Schlafen hinderte.
Es gelang mir, mich für wenige Stunden zu entspannen und einzuschlafen. Ich hatte jedoch das Gefühl, als wären nur Sekunden vergangen, als die Haushälterin an die Tür klopfte.
„Bin wach.“, rief ich völlig kraftlos „und angezogen.“, fügte ich hinzu.
Völlig ziellos schlich ich durch die Wohnung, machte den Laptop an und recherchierte etwas im Internet. Ich versuchte mich abzulenken und warf mich in die Arbeit. Doch wie sehr ich mich auch bemühte, es kam einfach nichts Vernünftiges dabei hinaus.
Frustriert schlug ich mit der geballten Faust auf den Schreibtisch und ließ ein lautes „Mann!“ hören.
„Na na, der Tisch kann da doch nichts für.“, hörte ich James sanfte Stimme plötzlich hinter mir.
„Wo kommst du denn her? Und… wie lange stehst du da schon?“, fragte ich überrascht und stand auf.
„Aus dem Rechenzentrum und: schon eine ganze Weile.“, antwortete er gelassen und betrachtete mich.
„Du hast nicht viel geschlafen.“
„Da hast du recht.“, erwiderte ich. Ich erinnerte mich noch gut an James seltsames Verhalten von gestern. Wie er mich angesehen hatte, etwas daran beunruhigte mich, aber heute schien alles wie immer zu sein.
„Und? Bist du zu einem Ergebnis gekommen?“ James kramte eine gelbe Tüte aus einem Plastikkorb hervor, den er normalerweise zum Einkaufen benutzte. Der Duft von gebratenem Hähnchen stahl sich in meine Nase und unwillkürlich begann mein Magen zu knurren.
„Ein Ergebnis?“, fragte ich leicht verwirrt. Ich sah James dabei zu, wie er seelenruhig zwei Teller aus einem Schrank holte und sie einander gegenüber auf den Esszimmertisch stellte.
Dann erst bemerkte ich, dass sich in der gelben Tüte zwei weitere Tüten befanden, in denen sich jeweils ein halbes Hühnchen befand. Er legte eine der Tüten auf den Teller, der mir zugedacht war und setzte sich seinerseits hinter den anderen.
„Was du jetzt machen möchtest. Wohin dein Weg dich führen soll.“, spezifizierte James und sah mich fragend an.
„Ich weiß nicht so genau. Ich weiß nicht, welche Wege du meinst, die ich vielleicht für unmöglich halten könnte.“, gestand ich.
„Das musst du schon selbst herausfinden, aber vielleicht kann ich dir dabei helfen.“ James stellte diese Worte völlig unkommentiert in den Raum.
Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, doch mir war jegliche Hilfe recht. Ich hatte mich noch nie so überfordert gefühlt. Eigentlich hatte ich mich niemals überfordert gefühlt. Ich hatte immer alles im Griff. Fynia war es, die mein Leben durcheinander brachte… Das hatte ich bisher immer so geliebt…
Nach dem Essen ging wieder jeder seinen Beschäftigungen nach.
Ich las in einem Buch, das man mir wärmstens empfohlen hatte. Es war ziemlich schwer geschrieben, aber davon hatte ich mich noch nie beeindrucken lassen. Ich liebte die Herausforderung.
War Fynia auch so eine Herausforderung? Wieder schweiften meine Gedanken von meinem Promotionsthema zu meiner Beziehungskrise, wenn es überhaupt noch eine Beziehungskrise war.
Vielleicht sollte ich mich neuen Herausforderungen stellen?
Jasper, Jasper, Jasper, immer drehte sich alles um Jasper! Meine Gedanken fuhren Achterbahn, während ich meine Gefühle in einer tiefen, schwarzen Gruft begraben hatte. Verzweiflung und Reue jagten sich gegenseitig, vernebelten meine Gedanken und vergifteten meine Erinnerungen.
Nach den Stunden der Tränen und eines unruhigen Schlafes war diese Schlampe in meiner Erinnerung nicht mehr als eine elende, dreckige Stricherin, die Jasper wahrscheinlich bezahlt hatte um mich vorzuführen.
Auch wenn der kleine Engel in mir immer wieder sagte, dass er unmöglich wissen konnte, dass ich an diesem Abend in den Pub gehen würde, flüsterte der kleine Teufel in mir immer wieder, dass er mich nur verletzten will, dass er sich rächen will und mich am Boden liegen sehen möchte.
Seltsam, dass das Flüstern des Teufels so viel lauter war als die Rufe des Engels…
Es kam mir so vor, als wäre das mit Allan schon so lange her, auch gestern kam mir vor wie vor Wochen. Doch es war erst gestern passiert.
Wie kann ich nur die nächsten Wochen überleben? Wird es jemals wieder besser werden? Was werden meine Eltern und Luna und ihr
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