Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)
werden…
Doch als ich draußen an der frischen Luft und ein paar Meter in irgendeine Richtung gerannt war, wurde mein Kopf wieder klarer. Ich rief sie, erst sehr laut, dann panisch und zuletzt war es nur noch ein Flüstern.
Wollte ich sie wirklich jetzt wiedersehen? Wollte ich das überhaupt? War es nicht so oder so besser, wenn ich Abstand von ihr hielt? Immerhin hatte sie mir wehgetan, immerhin war sie die Böse in der Geschichte…
Doch plötzlich war ich mir nicht mehr sicher. Zweifel versuchten mich zu übermannen. Aber ich hatte einen starken Willen. Falls es überhaupt noch eine Möglichkeit, eine Chance für uns gab, dann würde sie den ersten Schritt machen müssen!
Erschöpft lehnte ich mich an die raue Wand einer Bäckerei. Ich atmete tief ein und aus. Eine Weile waren meine regelmäßigen Atemzüge die einzigen Geräusche, die ich hörte.
In meinem Kopf schwamm alles. Auch wenn Fynia schuld an allem war, und das war sie offensichtlich, war es dumm gewesen mit Kessy herzukommen. Ja überhaupt mit ihr anzubandeln.
Mir kam der unterschwellige Verdacht, dass ich es darauf angelegt hatte. Dass mich jemand mit ihr sieht und Fynia davon erzählt. Dass sie eifersüchtig wird und ihr deswegen die gleichen Schmerzen wiederfahren, die sie mir mit ihrem Verhalten angetan hatte. Doch nun, da es eingetreten war, war es schlimmer als erwartet.
Wie konnte ich ihr nur so weh tun? Auch wenn grade alles scheiße war, ich liebte sie doch. Ich fühlte ihren Schmerz in meiner Brust, versuchte ihn zu verdrängen und wusste bald nicht mehr, ob sie mir leid tat oder ob ich grad in Selbstmitleid versank.
Mein Blick ging nach oben. Fynia mochte die Sterne… Für mich waren es… Sterne, Planeten, Planetoiden oder Sonnen, die irgendwo da draußen im Weltraum vor sich hin schwebten oder im Idealfall sogar eine Art Atmosphäre um sich aufbauten. Für Fynia waren es… Doch ich kam nicht mehr dazu, den Gedanken zu Ende zu bringen, denn das Hupen eines Autos durchschnitt aufs Brutalste die angenehme Stille um mich herum.
Ich erschrak, sprang einen Schritt nach hinten, weswegen ich unsanft gegen die Backsteinwand der Bäckerei stieß. Einen leisen Schmerzensschrei unterdrückend, suchte ich nach der Quelle der Störung.
„Hey, steig ein!“, rief eine Stimme, die ich nicht identifizieren konnte.
„Ähm…“ Ich öffnete die Beifahrertür des Volvos vor mir und starrte in das Innere des Wagens. Nun vom Licht erhellt, konnte ich den Mann erkennen, der mich von hier wegbringen wollte: James.
„Was machst du denn hier?“, fragte ich erleichtert und verwirrt zugleich.
„Ich bin dein Schutzengel, weißt du doch.“ Er grinste und klopfte auf den Beifahrersitz, damit ich mich setzte. Wie ein nasser Sack ließ ich mich in das Auto fallen und starrte wie hypnotisiert durch die Windschutzscheibe auf eine ferne Laterne an einer Straßenecke.
Im nun wieder dunklen Auto konnte ich nur schwach die Konturen von James Gesicht erkennen.
„Die Kleine, mit der du losgezogen bist, hat mich angerufen. Du seist komisch gewesen, ich solle mal nach dir suchen. Was ist passiert?“ Es kam selten vor, dass James so direkt fragte, doch ich schwieg, bis wir bei ihm zuhause waren.
„Hm verstehe…“, sagte James nur und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und durch das dunkle Haar.
„Ich verstehe es selbst nicht mal.“, erwiderte ich hoffnungslos.
„Eigentlich ist es ziemlich einfach, Jasper.“ Mein Gegenüber stützte sich nun mit den Händen auf dem Küchentisch ab und stand auf. Er begann im Raum auf und ab zu gehen, wischte hier und da etwas Staub von einem Regal und schien so weit weg von der Unterhaltung zu sein, dass sich mich fragte, ob er mich vergessen hatte.
Als James schweigend die Küche verließ und sich auf die Ledercouch im Wohnzimmer fallen ließ, folgte ich ihm leise. Er war so geheimnisvoll.
„Fynias Reaktion zeigt doch, dass sie dich liebt. Deine Reaktion zeigt mir, dass du sie liebst.“ Er sah mich durchdringend an. Ich wusste nicht, was er von mir erwartete. Sein Blick war wie aus einer anderen Welt.
„So einfach ist das nicht…“
„Doch, es kommt nur darauf an, wie du dich entscheidest. Aber dann musst du mit der Entscheidung auch konsequent sein.“ In James Augen veränderte sich der Ausdruck, er wurde hart.
„Ich… ich habe mich doch entschieden, ich bin von ihr weggegangen.“, murmelte ich leise, so leise, dass es fast nicht real war…
„Ja, nach außen vielleicht, aber
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