Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)

Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)

Titel: Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Fricke
Vom Netzwerk:
jedoch ließ ich bewusst in ihre Richtung zeigen: Ich habe euch nicht vergessen!
    Als ich dem Wasser ganz nahe war, spürte ich, wie der Hirsch, der am weitesten entfernt stand, seinen Kopf wieder zum Trinken senkte. Ihm taten es ein paar Rehe gleich, auch wenn die etwas näher stehenden und offensichtlich jüngeren Exemplare nicht ganz so gelassen wirkten wie vorher.
    Ich musste innerlich lachen. Das war einfacher als ich dachte. Und es war ein gewisser Erfolg. Hatte ich bei Jasper versagt, weil ich den Rückzug gewählt hatte?
    Hatte ich überhaupt den Rückzug gewählt? Immerhin wollte ich mich den Schwierigkeiten dieser Vision stellen…
    Aber ich hatte mich von Jasper zurückgezogen. Wäre es richtig gewesen mein Geheimnis zu lüften, auch wenn es gegen die Regeln des Clans war? War diese Situation hier nicht auch irgendwie gegen die Gesetze der Natur? Wurden solche Regelungen aufgehoben, wenn eine besondere Situation eintrat? Konnten das alle Akzeptieren?  
    Wie aufs Stichwort verließen die zwei Wildschweine die Wasserstelle. Sie gingen zügig, rannten aber nicht. Dennoch roch ich ihre Furcht.
    Ja, es würde immer welche geben, die damit nicht klarkommen…  
    Ich spürte noch mal in meine Umgebung hinein. Nein sie hatten sich nicht wirklich entspannt. Machte ich etwas falsch? Plötzlich fiel mir auf, dass sie mich immer noch misstrauisch ansahen und dass ich nicht trank. Natürlich, ich verhielt mich untypisch, das musste ja Misstrauen erregen. Wieder eine Parallele zu meinem Verhalten Jasper gegenüber.
    Ich schob einen Anflug von Ekel beiseite und tauchte meine Zunge in das relativ klare Wasser und trank ein paar Schlucke. Fast augenblicklich löste sich ein Großteil der inneren Anspannung meiner Gesellschaft. 
    War das die Antwort? Hätte ich einfach nur ich sein müssen? Hätte ich ihn von Anfang an einweihen sollen? Ihm vertrauen, auch wenn er meine Welt für ein Märchen hielt?
    So wie diese Fluchttiere mit einem Räuber trinken, obwohl wir Feinde waren? Weil sie mir zugestanden, auch zu leben? Dass sich Durst haben könnte?
    Faszinierend! Ob ich jetzt wohl noch zu Jasper gehen kann und alles erklären sollte? Oder war das schon zu spät? Hatte ich es verbockt und musste meine Lektion jetzt so lernen? Oder war es uns einfach nicht vorherbestimmt, für immer zusammen zu sein? Vielleicht sollte ich dies als Chance begreifen und andere Wege beschreiten.
    Ich löste mich von dieser Szene und wollte zurück zu Zweiundsiebzig und mit ihr über meine Lektion in Sachen Vertrauen sprechen, als sich der Himmel stark verdunkelte. Verwirrt blickte ich auf und sah, wie sich eine Front dunkler Gewitterwolken über das Leuchten der Abenddämmerung schob. Ein seltsamer Anblick, der mich erschaudern ließ.
    Plötzlich brach der Himmel auf und ein gewaltiger Regenguss erschütterte das Blätterdach über unseren Köpfen. Die Wucht der fallenden Tropfen riss Löcher in das grüne Gewölbe und ließ seine Schützlinge nass werden. Sofort setzte sich die Gruppe um mich herum in Bewegung und flüchteten in geschütztere Gebiete.
    Ich blieb eine Weile stehen und ließ das Schauspiel auf mich wirken. Erst als der erste Blitz die Dunkelheit zerschnitt und das tiefe Grollen eines Donners den Wald erzittern ließ, setzte ich mich in Bewegung. Zurück zu Zweiundsiebzig in den Unterstand.
    Ich begann zu rennen, doch ein weiterer Blitz ließ mich innehalten. Er zuckte in unmittelbarer Nähe des Sendemasts. Einen Moment lang war ich verwirrt, sollte ich mal hingehen?
    Meine Beine nahmen mir diese Entscheidung ab und führten mich durch das dichte Unterholz auf Schleichwegen durch den Wald. Immer näher an die Quelle des blauen Lichtes.
    In dieser Nacht schien es aus einer anderen Richtung zu kommen, als in der Ersten. Ich vergewisserte mich und bog auf den Weg ab, von dem ich das letzte Mal gekommen war. Kein Licht.
    Als das Grollen über mir anschwoll, schoss ich erneut in Richtung Sendemast und hoffte nur, dass keiner der Goodies zuhause war.
    Heute war irgendwas komisch. Als ich in die Straße bog, in der der Hof der Goodies lag, sah ich das blaue Licht wieder. Es kam die Straße hinauf, von der anderen Seite des kleinen Dorfes.
    Ich wurde langsamer und blieb an der Zufahrt zum Hof stehen. Das Licht lief, wie in der ersten Nacht direkt zum Sendemast.
    Ich sah mich verstohlen um, es war kein Mensch zu sehen. Vorsichtig aber bestimmt ging ich auf den Sendemast zu. Aus meiner niedrigeren Position konnte ich den Fuß des Masts

Weitere Kostenlose Bücher