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Fyrgar - Volk Des Feuers

Fyrgar - Volk Des Feuers

Titel: Fyrgar - Volk Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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wogenden, vielfarbigen Sphärenlichtern, die unter den Wirbelstürmen entlangflatterten wie Vorhänge. Die Luft wurde sehr trocken und heiß, sie knisterte und sprühte Funken, und die Haare stellten sich auf.
    Dann erfüllten seltsame Töne und Klänge die Lüfte, fremdartige Melodien, die nicht von dieser Welt waren. Die Gesänge waren von namenloser Trauer erfüllt.
    Dàvin spürte, wie sein Herz langsamer schlug und sich zusammenkrampfte. Tränen füllten seine Augen. Der Schmerz raubte ihm fast die Besinnung, keuchend sank er auf die Knie und fasste sich an die Brust. Er konnte den Blick nicht vom Himmel wenden, der nun völlig schwarz war, wie auch die Welt ganz in Dunkelheit gehüllt war; auf unerklärliche Weise vielfarbig, aber nur schwach erhellt von den Blitzen und vorüberziehenden Sphärenlichtern.
    Der Sturm gewann noch an Kraft, sein Brausen über den Bergen übertönte fast die Gesänge und Melodien. Hoch im Norden stieg plötzlich ein hell strahlendes Licht auf. Wie eine Fontäne flutete das Licht nach oben und schuf einen Riss in der schwarzen Ballung des Himmels.
    »W-was geschieht da«, krächzte Zuran fassungslos.
    »Ein Großer stirbt«, antwortete Dàvin gepeinigt. »Einer der wahrhaft Mächtigen.«
    »Du kannst es spüren?«
    »Ja ... und ich bin wahrscheinlich nicht der Einzige. Die Lebensessenz eines Dämons ist es, die dort verströmt, und sie muss aufgefangen werden, sonst könnte sie die Welt vernichten ... es ist sein Todessturm ...«
    Der Riss im Schwarz des Himmels, in den Sphären, verbreiterte sich wie zu einem riesigen Portal, und darin wurde ein Schemen sichtbar. Die diffuse Gestalt einer schlanken Frau, bis zu den Knöcheln umwallt von schillernden Haarschleiern, die ständig ihre Farben wechselten. Gewaltige, anmutige Schraubenhörner wuchsen aus den Seiten ihres Kopfes. Die Augen der Frau waren gänzlich schwarz, und das Abbild tausender Sterne glitzerte darin. Sie war so groß, dass es schien, als könne sie über den ganzen Himmel fassen, als könne sie die Berge einfach aufnehmen und in den Händen halten wie ein Spielzeug.
    »Èta Garon Marú, die Große Mutter der Dämonen ...«, keuchte Dàvin. »Sie ...«
    Hunderte, Tausende weiblicher Gestalten schwebten mit weiten Schwingen durch den Riss herab und folgten dem Lichtstrahl, und es sah so aus, als würden sie ihn auf dem Weg in sich aufnehmen.
    Die riesige gehörnte Gestalt, die herabströmte wie das Wasser eines Flusses, neigte sich und nahm das mächtige Licht auf, hielt es in den Armen wie ein Kind, drehte sich um und bewegte sich auf den Riss zu. Und alle geflügelten Dämonenfrauen gaben das Ehrengeleit. Als die letzte Schwinge durch den Riss entschwunden war, zog er sich rasend schnell zusammen, und für einen Augenblick hielt alles den Atem an, und die Welt selbst schien stillzustehen. Dann gab es einen grellen Blitz, begleitet von einem ohrenbetäubenden Knall, während das blendende Licht, wie ausgesandt von einem neugeborenen Stern, über den Himmel raste, die Sphärenlichter löschte, die Wolken auflöste, den Sturm versiegen ließ.
 
    Innerhalb eines Lidschlags war alles vorbei und wie vorher.
    Dàvin stand taumelnd auf, der Schmerz verklang nur langsam, und sein Gehör kehrte widerwillig zurück. Blinzelnd sah er zum Himmel hoch, der für einen Moment wie einst ausgesehen hatte, hell und frei, doch schon trübte sich die Sonne wieder.
    Ein gurgelnder Laut ließ ihn herumfahren.
    Einer der Netzritter hatte ihn ausgestoßen, ein letzter Rest Leben war noch in ihm.
    »Nachtfeuer ist tot«, stieß der Sterbende mit letzter Kraft hervor, und es klang wie ein Chor, so als würde er mit vielen Zungen und Stimmen reden. »Gut. Die Welt hat einen großen Beschützer verloren und wird einen neuen gewinnen:
    Schattenweber.»
    Mit diesem letzten Wort sprudelte schwarzes Herzblut aus seinem Mund hervor, sein Kopf neigte sich zur Seite, und er war tot.
 
    »Nein«, flüsterte Dàvin. »Nein, das darf nicht geschehen. Ich lasse es nicht zu.«
    Er war und blieb allein. Und es war an ihm, das hatte er immer gewusst.
    »Ich lasse es nicht zu!«, wiederholte er erbittert, als der Himmel sich weiter verdüsterte und plötzlich feine graue Fäden herabregneten, die sich überall niederließen und festsetzten und die Farben löschten, wo sie auftrafen.
    »Was sollen wir jetzt nur tun?«, fragte eine Frau verzagt.
    Zuran schwieg, und Kummer verzerrte seine Züge.
    »Ich sage es euch!«, sagte Dàvin laut. Mit festen Griffen fuhr

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