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Fyrgar - Volk Des Feuers

Fyrgar - Volk Des Feuers

Titel: Fyrgar - Volk Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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was die Ansteckung mit der Seuche betraf, recht zu haben. Wer sich zur Wehr setzte, wurde nicht befallen. Es konnte sogar vorkommen, dass in einer Familie Befallene und Gesunde zusammenlebten, weil sie vorher keine große Nähe zueinander gehabt und nebeneinander her gelebt hatten. Ob es auf Dauer so bleiben würde, hielt der Fyrgar für fraglich. Vermutlich würden die Menschen mit der Zeit einer nach dem anderen der Seuche zum Opfer fallen, wenn sich nicht bald etwas änderte.
    Aldavinur unterhielt sich mit den Ältesten und Weisen in den Städten darüber.
    »Es ist eine Krankheit, die Fürstin Nansha und Lýtir in den Wahnsinn getrieben hat, und sie verbreiten das Gift nun weiter, um zu herrschen«, sagten einige.
    »Schuld an allem ist ohnehin Saranla, denn hätte sie Barastie nicht bedroht, wäre Lýtir niemals in den Vulkan gegangen und hätte von dort die Seuche mitgebracht«, fügten andere hinzu.
    Aldavinur fragte: »Sollte man in den Vulkan hinabsteigen, um den Ursprung zu finden?«
    Die Ältesten und Weisen wiegten den Kopf. »Es ist tödlich, dort hinunterzugehen, die Hitze bringt jeden um. Lýtir war der Erste, der lebend zurückkehrte, doch er brachte das Unheil mit sich.«
    Einem Fyrgar machte Feuer nichts aus. Wahrscheinlich hatte Aldavinur keine Wahl, sobald er Efrynn befreit und Nansha und Lýtir ausgeschaltet hatte. Nur so konnte er dem Rätsel auf die Spur kommen.
    Flüchtlingen begegnete Aldavinur unterwegs nie, denn seit die Grenzen geschlossen waren, gab es für niemanden mehr einen Ausweg. Einige Dörfer und kleine Städte hatten seit dem vergangenen Winter behelfsweise Mauern um ihre Siedlungen errichtet und sich gegen die Ansteckung gewehrt.
    Sie waren sehr abweisend, wie Aldavinur feststellen musste, weil die Wachen auf den Türmen ihm nirgends das Tor öffnen wollten.
    »Seht ihr denn nicht, dass ich die Rüstung eines Flammenritters trage?«
    »Ach, da könnte ja jeder kommen.«
    »Aber keiner, der mit Feuer derart gut umgehen kann wie ich!« Sobald Aldavinur einen kleinen Feuerzauber zeigte und drohte, das Tor in Brand zu setzen, durfte er passieren.
    An den notdürftigen Schutzwällen zeigte sich, wie lange der Frieden in diesem Land schon währte, weil es mit Ausnahme des Schlosses der Barastie und dem einen oder anderen Herrscherhaus nirgends gut befestigte Anlagen gab. Die meisten größeren Städte waren frei zugänglich. Jahrtausendelang hatte sich das Vertrauen bewährt. Nun geriet es zum Fluch, weil der Feind aus dem eigenen Land kam.
    Aldavinur hatte erwogen, sich an jedes einzelne Herrscherhaus zu wenden, doch das war müßig. Die meisten Adligen waren bereits befallen, manche waren rechtzeitig geflohen, und die wenigen, die noch geblieben waren, hatten sich vollständig abgeschottet und verweigerten jede Verbindung. Auf sie konnte er nicht zählen, sie ließen ihre Untertanen im Stich; allerdings, das musste er ihnen zugestehen, verfügten sie kaum noch über bewaffnete Truppen, und die restlichen Waffenfähigen konnten nur noch zu ihrem eigenen Schutz dienen.
    Andere Städte, die wichtige Märkte unterhielten und bereits in den Einfluss der Schattenweber geraten, aber noch nicht vollständig gefallen waren, fanden sich schicksalsergeben mit den Verhältnissen ab.
    Und hier fiel es Aldavinur auf, dass die Schattenweber nach wie vor hauptsächlich mit Versuchung vorgingen. Seit Nachtfeuers Tod, als der Himmel sich mit einem Netz überzogen hatte, traten immer mehr Propheten und Verkünder der »Liebe des Netzes« auf. Gekleidet in graue Bettelgewänder zogen sie durch das Land, predigten und sangen auf den Marktplätzen. Anführer einer solchen Gruppe war stets ein alter Mann, der vertrauenerweckend war, begleitet von jungen Männern und Frauen, die sich voller zur Schau getragener Zuneigung unter die Menge mischten und jedem Glückseligkeit versprachen, für nur einen Kuss.
    Die meisten erlagen der Versuchung, denn so viele Menschen waren unglücklich. Einsam, arm, unterdrückt, krank, ausgestoßen ... es gab viel Leid, und nahezu jedermann hatte seinen besonderen Wunschtraum. Das Netz versprach, sie alle aufzufangen, sie zu beschützen und zu versorgen, und tatsächlich waren die Nachgiebigen dann ja auch Teil des Ganzen und verkündeten ihre Erfüllung vielstimmig wie aus einem Mund.
    Aldavinur versuchte anfangs, mit Zwang und mit Waffen dazwischenzugehen, weil es das war, was er zuletzt gelernt hatte, und weil er fassungslos war, wie leichtgläubig die Menschen waren und

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