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Fyrgar - Volk Des Feuers

Fyrgar - Volk Des Feuers

Titel: Fyrgar - Volk Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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Seltsam. Die Nekramanten mussten ihn doch schon längst bemerkt haben. Wo waren sie nur?
    Aldavinur lauschte, sah sich um, schritt langsam weiter, auf ein helles Licht am anderen Ende der Halle zu, das durch eine kleinere, ungleich prächtiger gestaltete Öffnung hereinfiel. Er spürte keine Gefahr, sah auch kein Grau, kein Netz. Dieser Ort schien verlassen zu sein.
    Nach und nach ging Aldavinur durch alle Räume. Er fand Vorrichtungen zum Einbalsamieren, zur Ölung, zur Mumifizierung, zur Bekleidung, zur Vorbereitung auf Verbrennung oder auch Zerteilung, zur Bestattung und zur Auflösung. Kaum zu glauben, wie viele Rituale es für die Behandlung nach dem Tode gab, Aldavinur konnte sie kaum zählen, verstand sie nicht einmal alle.
    Alles war sauber und ordentlich, so als wäre der Ort in aller Ruhe und geplant verlassen worden. Den Staubspuren nach zu urteilen, konnte der Aufbruch noch nicht lange her sein und war wohl auch nicht in der Absicht geschehen, nie wieder zurückzukehren. Denn weshalb sollten alle Gerätschaften an Ort und Stelle bleiben?
    Warum verlässt man eine Stadt nur vorübergehend? Aldavinur fand keine Spuren eines Kampfes, weder Blut noch Leichen, auch keine abgebrochenen Pfeile oder Speere. Nur die Vorratskammern waren nahezu leer, bis auf einen kleinen Raum, vor dem ein Regal lag. Darin fand Aldavinur zu seiner Freude getrocknetes Fleisch, eingelegtes Gemüse und kandierte Früchte, und verschlossene Krüge mit leichtem Blumenwein und kräftigem Bergwein. Der Fyrgar stärkte sich zuerst mit einer Mahlzeit und einigen kräftigen Schlucken Blumenwein, bevor er sich weiter umsah.
    Er vermutete, dass die Nekramanten eine herannahende Gefahr rechtzeitig erkannt und ihre Totenstadt deshalb verlassen hatten. Aldavinur hoffte, dass sie nach Ishvinn geflohen waren und dort Zuflucht gefunden hatten.
    Dann ging Aldavinur hinaus ins Freie, und durch die Innenhöfe, offenen Säle und Kammern. Das Licht blendete ihn, während er die von Bogensäulen überkrönten Wandelgänge entlangschritt. Es gab verschiedene Ebenen und Stufen, zumeist gekennzeichnet mit unterschiedlichen Symbolen oder auch mit mahnenden Worten.
    Auch hier war alles einsam und verlassen, die Stille allerdings von freundlicher Zurückhaltung, verschmolzen mit warmer, trockener Luft. Nicht einmal zähe Wüstenvögel schnatterten herum.
    Schließlich kam Aldavinur auf eine gewaltige Terrasse, von der einige Stufen hinab ins Freiland führten. Auf der linken Seite führten ebenfalls einige Stufen hinunter zum See, die Bäume ragten mit leise rauschenden Wipfeln über die Terrasse auf. Aldavinur konnte mitten im Gras einen schwarzen Fleck ausmachen, seinen Rappen, der sich gemächlich bewegte.
    Die Verlockung war groß, die Rüstung und vor allem den Helm abzulegen und sich mit ein wenig Wasser abzukühlen. Aber noch traute Aldavinur der friedlichen Stimmung nicht.
    Auf der rechten Seite gab es einen weiteren Säulengang, der zur Terrasse hin offen war, die andere Seite war gemauert. Der Grund bestand wahrscheinlich in den aufgereihten Statuen, die dort geschützter standen als mitten im Freien. Vielleicht sollten sie auch nicht sofort den Blick auf sich lenken. Wen sie wohl darstellten? Möglicherweise unvergessliche Helden, so wie Fürst Noïruns Skulptur beim Freien Haus oder wie Lichtsängers Abbild in dem Fenster?
    Neugierig ging Aldavinur näher - und verharrte schockiert.
    Es waren gar keine Statuen, sondern in der Bewegung erstarrte Wesen, die lebendig in einen Glasbann gemauert worden waren. Eine gläserne Hülle umgab sie, die hart war wie Stein und nicht einfach zerschlagen werden konnte, weil dadurch auch die Eingemauerten zertrümmert würden. Aldavinur konnte sehen, dass sie atmeten.
    Wer so etwas tat, war unglaublich grausam. So wurden Angehörige Alter Völker dazu gebracht, sich zu unterwerfen oder gar eine Lebensschuld einzugehen.
    Menschen waren deutlich einfacher, sie folterten mit Instrumenten, die den Körper zerstörten, um jemanden zur Unterwerfung zu zwingen oder um ihn zu quälen.
    Die Alten gingen sehr viel gerissener vor, sie setzten bei Geist und Seele an, demütigten, sperrten ein, was nach Freiheit dürstete, machten sich jede Schwäche zunutze. An roher, blutiger Gewalt lag ihnen nichts.
    Und der Glasbann war eine der schlimmsten Qualen.
    Aldavinur wurde es schwindlig, und durch das Donnern seines rauschenden Blutes in den Ohren war er kaum noch in der Lage, auf die Geräusche um sich herum zu achten. Keuchend

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