Fyrgar - Volk Des Feuers
wie es schien, waren sie seit mindestens einem Jahr verschollen. Über den Ritter, der vorher diese Rüstung getragen hatte, war ebenfalls nichts bekannt.
Aldavinur hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben, Verstärkung durch Angehörige seines Volkes zu erhalten. Immerhin standen sie nicht auf der Seite des Feindes, doch wie es aussah, war er der Einzige von den Alten Völkern, der Luvgar verteidigte. Dennoch fragte er sich, wohin die Flammenritter wohl verschwunden waren. Vielleicht dorthin, wo auch Efrynn jetzt wahrscheinlich war - im Schloss von Barastie.
Das Land wurde nun ziemlich eben und bereitete sich darauf vor, einige Tagesreisen weiter südlich in die Wüste überzugehen. Nur noch mageres Steppengras hielt sich hier, ein paar rauborkige Bäume und stachlige Büsche. Nach Osten zu konnte man schon das dunkle Wolkennetz über der Barastie erkennen. Von einer kleinen Erhebung aus sah Aldavinur rechter Hand an einem Flusslauf in einer Senke eine sich weithin erstreckende Stadt liegen. Das musste Ishvinn sein. Von hier aus war nicht zu erkennen, ob die Stadt befallen war. Als eine der wenigen von Luvgar, von Zwergen erbaut, besaß sie eine starke Außenmauer und einen einzigen Zugang durch ein Stadttor. Grauer Dunst lag über der Stadt, aber das musste nichts besagen, denn es lebten weit über hunderttausend Einwohner dort, und dazu kamen zu glücklicheren Zeiten noch Tausende Händler und Reisende. Ishvinn war die südlichste Stadt der vier Länder, und sie galt als Ort voller Mythen und Legenden, voller seltsamer Wesen und prächtigen Bauten, wie es sie nirgendwo sonst gab. Nicht nur wegen ihrer Farbenpracht und ihres Reichtums aus Juwelen, Gold und Silber, sondern auch wegen ihrer Form. Nichts war vergleichbar mit Ishvinn, der Stadt der Träume. Sie war keinem Herrscherhaus unterworfen, sondern folgte innerhalb ihrer Mauern ausschließlich ihren eigenen Regeln. Der Stadtkönig wurde von den Bürgern gewählt, und die Rechtsprechung sollte äußerst gerecht sein.
Die Zwerge hatten die Stadt einst erbaut, aber längst stellten sie nicht mehr den Hauptteil der Bevölkerung. Es gab mindestens ebenso viele Menschen und auch verschiedene Angehörige der Alten Völker, wie sie nirgendwo sonst in dieser Vielfalt an einem Ort zu finden waren. Ein buntes Gemisch mit einem riesigen Markt, der sich vom Hauptplatz aus über unzählige bunte Gassen fast über die ganze Stadt verteilte. Die Stadt, in der alles angeboten wurde und käuflich zu erwerben war, einschließlich magischer Dinge, Zauberformeln, Sprüchen und Liedern.
Ab und zu brachen Wagemutige von hier aus nach Osten zum Meer auf, oder sogar in die Wüste hinein, über die jede Menge Märchengeschichten erzählt wurden. Städte aus Glas und aus Diamant sollte es dort geben, große Oasen mit Palmen, von denen Juwelentau fiel, zauberische Wesen des Äthers, und vieles mehr. Es gab einen bekannten Karawanenpfad Richtung Osten zu der etwas weiter nördlich gelegenen Grenze von Nerovia. Aber sicherlich war auch diese Wegstrecke inzwischen gesperrt.
Nach einiger Überlegung entschloss sich Aldavinur, an Ishvinn vorbei unmittelbar nach Nekramantia zu reiten. Die Versuchung, diese Stadt kennenzulernen, war groß. Die Vorstellung, einige Zeit dort zu verbringen, das Leben in seiner Vielfältigkeit auf engstem Raum zu erfahren, reizte ihn. Doch deswegen war er nicht hier. Wenn Ishvinn noch nicht gefallen war, so sollte sie in Ruhe gelassen werden. Wenigstens ein Traum von Freiheit sollte bestehen bleiben.
Sollte sie jedoch von den Schattenwebern erstürmt worden sein ... war es besser, das nicht zu wissen.
Am Nachmittag, nachdem er weiträumig um Ishvinn herumgeritten war, kam Aldavinur auf eine prächtige Straße aus glänzendem Onyxmarmor. Gesäumt wurde sie von Hunderten mannshoher weißer Säulen, von denen jede auf andere Weise mit kunstvollen Schnitzereien versehen war. Segen und Heilsprüche fanden sich am Sockel, und am oberen Ende Verse und Liedzeilen großer Gesänge.
Aldavinur stieg ab und führte das Pferd am Zügel weiter; diese letzte Strecke wollte er auf gewohnte Weise zurücklegen. Es tat gut, wieder den Boden unter den Füßen zu spüren, und auf diese Weise nahm er auch mehr Details an den Säulen wahr. Zudem war der blank polierte Boden sehr glatt und zwang zur langsamen Fortbewegung. Faszinierend, fand er, denn die Fyrgar dachten nur wenig nach über den Tod. Wenn der Tod am Ende der Vierten Stufe eintrat, so war das ein ganz normaler und
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